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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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dass Lord Sonntag seinen Schlüssel festhielt, merkte Arthur, wie dessen Macht ihn niederdrückte. Er kam sich wie ein Diener oder Bettler vor oder, da sie sich ja in den Unvergleichlichen Gärten befanden, wie ein kleiner Wurm, den man ohne einen weiteren Gedanken zertrat.
    »Habt Ihr es Euch anders überlegt?«, fragte Lord Sonntag.
    »Ich denke noch darüber nach«, erwiderte Arthur wahrheitsgemäß. »Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Ich gebe Euch fünfzehn Minuten«, sagte Lord Sonntag mit einem Blick auf die Uhr. »Es gibt gegenwärtig viele Angelegenheiten, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen, und ich wünsche nicht, meine Zeit zu vergeuden.«
    »Warum haben Sie Ihre Pflicht als Treuhänder nicht erfüllt?«, wollte Arthur wissen. »Warum haben Sie das Vermächtnis zerrissen und versteckt?«
    »Dann wisst Ihr also nicht einmal das!«, wunderte sich Lord Sonntag. »Es überrascht mich, dass jemand, der so unwissend ist, so weit gekommen ist.«
    Arthur zuckte die Schultern. »Das ist keine Antwort.«
    »Es geht darum, wer die Macht und die Amtsgewalt der Architektin erben wird, und um die Natur der Übertragung«, erklärte Lord Sonntag. »Das Vermächtnis setzte einen sterblichen Erben fest, was nicht akzeptabel war – und nicht akzeptabel ist.«
    »Wieso nicht?«, fragte Arthur. »Ich meine, wenn man mir die Schlüssel einfach gegeben hätte, dann hätte ich Sie alle in Ruhe gelassen, und dem Haus ginge es gut, und alles wäre in Ordnung.«
    »Und Ihr denkt, das Vermächtnis selbst würde das stillschweigend dulden?«, fragte Lord Sonntag. »Ich glaube, es hat bereits die meisten meiner Treuhänderkollegen ermordet.«
    »Das Vermächtnis?!«, rief Arthur. Seine Ketten rasselten, als er sich kerzengerade aufsetzte, schockiert von Sonntags Anschuldigung. »Sie denken, Dame Primus hat Herrn Montag und Grimmigen Dienstag umgebracht?«
    »Ich bin mir dessen sicher«, entgegnete Sonntag. »Und Ihr seid nicht auf dem Laufenden: Sir Donnerstag und Lady Freitag sind ebenfalls ermordet worden. Das Vermächtnis ist ein Werkzeug der Architektin mit einem einzigen Ziel: In seinen Augen sind die Treuhänder Verräter und müssen bestraft werden.«
    »Ich dachte … ich dachte, Erhabene Samstag wäre für die Morde verantwortlich … oder Sie«, grübelte Arthur, doch weiter sprach er nicht. Denn was Lord Sonntag sagte, hörte sich wie die Wahrheit an, und im Grunde seines Herzens wusste Arthur, dass das Vermächtnis eines Mordes durchaus fähig war.
    »Ich habe versucht, mich einfach nur um meinen Garten zu kümmern«, fuhr Lord Sonntag fort. »Das ist alles, was ich jemals wollte. Deshalb habe ich die Anweisungen der Architektin nicht befolgt, und deshalb habe ich zugelassen, dass das Vermächtnis zerrissen wird.«
    »Aber Sie sind der Sohn der Architektin!«
    »Ja«, erwiderte Lord Sonntag, »aber nicht so, wie ein Sterblicher es verstehen würde. Doch es ist wahr, ich bin ein Kind der Architektin und des Alten. Wie dem auch sei, wir waren vor sehr, sehr langer Zeit … uneinig, was in der Einkerkerung des Alten durch die Architektin gipfelte. Der Pfeifer zog sich schmollend in einen geheimen Schlupfwinkel zurück, und der Mariner begann seine Reisen. Ich blieb in meinem Garten. Die Architektin selbst zog sich völlig zurück, und für einen Zeitraum, den Ihr Euch nicht einmal vorstellen könnt, hat man nichts mehr von ihr gehört. Dann, völlig unerwartet, tauchte das Vermächtnis auf.«
    »Aber was ist dann aus der Architektin geworden?«, fragte Arthur. »Ist sie tot?«
    »Nein.« Ein grimmiges Lächeln umspielte Lord Sonntags Lippen, so kurz, dass Arthur sich nicht einmal sicher war, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte. »Noch nicht.«
    »Dann wird sie also vermisst, oder sie hat das gemacht, das Könige tun, wenn sie zurücktreten.«
    »Abgedankt«, half ihm Lord Sonntag. »Ja, sie hat abgedankt, und das ist der Grund, weshalb es ein Vermächtnis gibt.«
    »Ein Vermächtnis, das mich zum Rechtmäßigen Erben bestimmt hat«, ergänzte Arthur.
    »Jeder Sterbliche hätte den Zwecken des Vermächtnisses genügt. Viele hätten es besser gemacht, nehme ich an.«
    »Warum geben Sie mir dann nicht einfach Ihren Schlüssel, und ich erlaube Ihnen, sich weiterhin um die Unvergleichlichen Gärten zu kümmern? Allerdings müssten Sie mir vorher helfen, das Nichts aufzuhalten.«
    »Und was ist mit dem Vermächtnis?«, fragte Lord Sonntag. »Würdet Ihr den Schlüssel nehmen und Teil Sieben des Vermächtnisses

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