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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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neben ihr gestanden hatte, knurrte und bewegte unruhig die Tentakel, denn sie spürte Blatts Erschütterung.
    »Du vielleicht nicht«, meinte Susi, »obwohl ich mir da auch nicht sicher bin, denn du bist Arthurs Freundin und die olle Primel will nicht, dass Arthur Freunde hat – keine, auf die er hört, jedenfalls. Doch uns Pfeiferkindern traut sie nicht, weil sie nämlich den Pfeifer hasst.«
    »Aber ich will doch einfach nur nach Hause!«, sagte Blatt. Sie betrachtete ihr Schwert. »Ob ich das hier wohl jemand geben kann, ohne vorher praktisch tot zu sein?«
    »Wir könnten vielleicht ein wenig Hilfe von dir brauchen«, antwortete Susi. »Aber wenn du dich lieber darum kümmern willst, werd ich dir nicht im Weg stehen.«
    »Die Portale zum Vordereingang im Oberen Haus sind geschlossen«, sagte Blatt, »und ich weiß nicht, wie ich sonst zurückkehren könnte.«
    »Mach sie wieder auf! Es gibt auch noch die Sieben Zifferblätter, die müssten irgendwo hier in der Gegend sein. Vielleicht sind sie inzwischen sogar ins Obere Haus gezogen. Frag den Doc.«
    »Vielleicht kann ich die Portale von dieser Seite aus öffnen. Aber selbst dann – der Vordereingang ist voller Nichtlinge–«
    »Und vielleicht gibt es ja gar nix mehr, wohin du zurückgehen kannst«, ergänzte Susi vergnügt. »Hängt davon ab, was Arthur erreicht hat, oder? Ich meine, wenn das ganze Haus einstürzt, dann war’s das für die Sekundären Reiche. Ende des Vergnügens!«
    »Vergnügen?« Blatt schüttelte erneut den Kopf. »Du bist wahnsinnig, Susi!«
    »Nee«, sagte Susi mit plötzlichem Ernst. »Nur … nur alt, schätze ich. Ich meine, wir hatten alle ’ne prima Zeit. Tausende von Jahren rumgegammelt, nichts zu ernst genommen –«
    »Susi!« Ich bin nicht Tausende von Jahren alt! Ich bin nicht mal dreizehn! Ich will nicht sterben, und ich will auch nicht, dass die ganze Welt – das ganze Universum – untergeht!«
    »Mach dir darüber keine Sorgen!«, meinte Susi und schlug Blatt kräftig auf den Rücken, was ohne den Rock des Leutnant Hüters wehgetan hätte – ziemlich weh. »Ich schätze, Arthur wird die Lage retten. Natürlich werden wir auch unser Scherflein beitragen!«
    »Ich hoffe wirklich, dass du recht hast«, antwortete Blatt leise. Sie wollte noch etwas sagen, als Doktor Scamandros sich vorsichtig zwischen zwei jonglierenden Pfeiferkindern durchschob und zu Susi trat. Er lüftete seinen Fez und sagte: »Noch acht Minuten bis zu unserer Ankunft, General!«
    »Danke, Doc!«, erwiderte Susi, dann hob sie die Stimme und fügte hinzu: »Alle die Waffen bereithalten!«
    »Doktor Scamandros«, sprach Blatt den Zauberer an, bevor er wieder zur Aufzugstür zurückgehen konnte, »wissen Sie, wo sich Sieben Zifferblätter augenblicklich befindet?«
    »Hmm, ich fürchte nein«, antwortete Scamandros. »Ich halte es für wahrscheinlich, dass es sich näher zu der Person begeben hat, die es kontrolliert. Früher war das Montag, jetzt ist es Lord Arthur. Daher vermute ich, dass es sich irgendwo im Oberen Haus aufhält.«
    In diesem Moment kam der Aufzug zitternd zum Stehen. Doktor Scamandros zückte eine Taschenuhr und schaute darauf.
    »Sechs Minuten zu früh!«
    Zahlreiche Spielkarten, mehrere Käselaibe und eine Menge andere entbehrliche Ausrüstung flogen zu Boden, als die Räuber zu ihren Waffen griffen. Die Tür begann sich zu öffnen, und ein sehr lautes Pling ertönte.
    »Attacke!«, schrie Susi und stürmte mit gezogenem Barbarenschwert auf die Fahrstuhltür zu, dicht gefolgt von ihrer mittleren Gruppe.
    Ungefähr zwanzig Pfeiferkinder schauten Blatt an.
    »Ah, los!«, rief sie. Sie suchte tastend nach ihrem Schwert, und es sprang ihr in die Hand, wobei es sich geschickt verbog, um keinen ihrer Kameraden zu stechen. Daisy polterte ebenfalls los; ihre Tentakel streiften die Decke und beulten sie an mehreren Stellen aus. Blatt zog an der Leine des Biestwurz, versuchte das Schwert oben zu halten und schloss sich der wilden Hetze aus dem Aufzug an.
    Draußen auf dem Turmstockwerk waren Neunichtse, aber sie waren nicht auf einen Überraschungsangriff von Pfeiferkindern vorbereitet. Sie kamen kaum dazu, sich umzudrehen, als sie von der anstürmenden Schar auch schon zu Boden geworfen und einen Moment später gefesselt wurden. Ritterlicherweise machten die Pfeiferkinder dabei keinen Gebrauch von ihren Waffen, sofern die Gegner ihre nicht zuerst einsetzten.
    Etwa zwanzig Sekunden später ging ein Regen aus blitzgeladenen Speeren auf die

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