GOLDENES FEUER DER WUESTE
konnte.
Stoß ihn weg, schrie eine Stimme in ihrem Hinterkopf, aber ihre Muskeln weigerten sich, den Befehl auszuführen. Wahrscheinlich weil ihr Körper zu viel damit zu tun hatte, ganz erstaunliche, wunderbare Dinge zu fühlen. Ihr Herz hämmerte dumpf und schwer, während ihr kalte Schauer über den Rücken liefen.
Am unerträglichsten war dieses Gefühl, das sich in ihrem Unterleib staute. Es löste tief in ihr drin eine Sehnsucht aus, die sie daran erinnerte, wie leer sie sich die ganze Zeit gefühlt hatte.
Die Ankunft eines Palastdieners setzte dem Kuss ein Ende. Anders als Zayed hatte Sophie den Mann gar nicht kommen hören. Er löste sich blitzschnell von ihr.
Während Zayed mit dem Diener verhandelte, versuchte Sophie ihre Fassung wiederzufinden. Sie hörte die Stimmen der beiden Männer, aber sie konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Nachdem sich der Diener wieder zurückgezogen hatte, erklärte Zayed übergangslos: „Ich muss weg.“
Sophie zwang sich, ihn anzuschauen, und sagte, immer noch wie betäubt: „Ja, gut.“
Zayed fuhr ihr mit der Hand flüchtig über die Wange, wobei er erklärend hinzufügte: „Meine Mutter hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Sie ist im Krankenhaus, ich muss zu ihr.“
Sophie blinzelte. Nach und nach rückten die Dinge in ihrer Umgebung wieder in die richtige Perspektive. „Ist es sehr schlimm?“
„Sie steht unter Schock.“
„Das wundert mich nicht.“ Sophie wartete darauf, dass Zayed aufstand, aber er blieb sitzen und musterte sie noch einen Moment, bevor er sagte: „Diese E-Mail … also … sie war nicht für Sie bestimmt.“
Das wusste sie. Aber wehgetan hatte es trotzdem. „Ich weiß.“
„Ich wollte Sie nicht verletzen.“
Sie verspürte einen Stich in ihrer Brust. Sie wollte keine Entschuldigung. Sie wünschte sich einfach nur, dass es anders wäre. Dass sie anders wäre. Dass sie schöner wäre, charmanter, begehrenswerter. „Ja, ich weiß.“
„Aber es muss Sie verletzt haben.“
Sie öffnete den Mund, doch es kam kein Ton heraus. Natürlich hatte die E-Mail sie verletzt, sehr sogar, doch … „Ach, das ist lange her“, sagte sie, entschlossen, vernünftig zu sein.
„Zu dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, aber im Moment ist nicht der richtige Zeitpunkt …“
„Gehen Sie jetzt einfach. Ihre Mutter braucht Sie, und ich habe zu tun.“ Sophie erhob sich schwankend. „Ich werde mich in der Zwischenzeit mit den drei Kandidatinnen in Verbindung setzen, die ich für Sie ausgesucht habe.“
Zayed stand ebenfalls auf, aber seine Bewegungen waren im Vergleich zu ihren geschmeidig, elegant und kraftvoll. „Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich zurück bin.“
„Das ist nicht nötig. Sie haben zu tun und ich auch. Ich bin hier schließlich nicht auf Urlaub.“
„Ich lasse Ihnen das Abendessen in Ihre Suite bringen. Ich hoffe, Ihnen ist nicht der Appetit vergangen“, informierte er sie betont sachlich.
„Danke. Gehen Sie jetzt einfach.“
Er warf ihr einen langen Blick zu, bevor er, die breiten Schultern gestrafft, mit fliegender weißer Robe eilig nach draußen ging. Sophie schaute ihm einen Moment lang nach, dann sammelte sie ihre Unterlagen ein. Dabei gab sie sich redlich Mühe, weder an den Kuss zu denken noch daran, dass ihre Lippen so seltsam kribbelten und sich ihr Blut immer noch heiß und zäh durch ihre Adern wälzte.
5. KAPITEL
Die Limousine hatte das Krankenhaus hinter sich gelassen. Zayed lehnte den Kopf gegen die lederne Nackenstütze und schloss die Augen. Seit er wusste, dass seine Mutter den Zusammenbruch nur vorgetäuscht hatte, um sicherzustellen, dass er auch wirklich kam, konnte er seine Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zuwenden. Zum Beispiel der dringend benötigten Ehefrau.
Und Sophie.
Sophie.
Warum hatte er sie geküsst? Was, um alles in der Welt, war in ihn gefahren, Sophie Tornell zu küssen? Frau Dr. Tornell .
Sie war keine Frau, die er auch nur ansatzweise begehrenswert fand. Bis zu diesem unseligen Moment hatte er noch keine Sekunde den Wunsch verspürt, sie zu küssen, und doch war der Kuss …
Er war leidenschaftlich gewesen. Überraschenderweise.
Explosiv.
Ganz anders, als er es sich vorgestellt hätte. Aber sie selbst war ja eigentlich auch ganz anders.
Und sie hatte von seiner E-Mail an Sharif gewusst. Durch einen mehr als dummen Zufall hatte sie erfahren, was er von ihr hielt. Obwohl er sich natürlich nicht mehr an den genauen Wortlaut seiner Mail
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