GOLDENES FEUER DER WUESTE
eine Wissenschaft. Liebe war vor allem die Kunst der Verführung.
„Mein Auftrag ist es, eine Ehefrau für Sie zu finden. Darum bin ich hier“, fügte sie schroff hinzu.
„Richtig.“ Er reckte den Hals, betrachtete ihre Beine, ihr zerzaustes weiches Haar und die geröteten Wangen. Dabei musste er sich ein Grinsen verkneifen.
„Dann sind wir uns also einig?“, vergewisserte sie sich. „Wir vergessen diese Dummheit und lassen uns nicht zu noch mehr Unsinn hinreißen. Unsere Beziehung ist rein geschäftlich, und ich bin hier, um mit wissenschaftlichen Methoden …“
„Ich habe mich in Ihnen geirrt, wissen Sie. Sie sind sehr interessant – und ungeheuer begehrenswert, vor allem wenn Sie wütend sind.“ Er lächelte. „Ein Mann liebt Herausforderungen. Und Sie, Dr. Tornell, stellen für mich, so zugeknöpft und verklemmt, wie Sie sind, eine enorme Herausforderung dar.“ Nach diesen Worten drehte er sich um und ließ sie allein.
Sophie ging langsam zu einem der weißen Sofas, auf das sie sich kraftlos sinken ließ. Sie griff sich ein rubinrotes Seidenkissen und presste es an ihre Brust. Zugeknöpft. Verklemmt?
Wie konnte er es wagen? Was für eine Arroganz. Was für eine Unverschämtheit. Typisch Zayed Fehz. Dieser Mann war schlicht eine Katastrophe.
Sie biss sich auf die Lippen und versuchte nicht daran zu denken, wie er sie geküsst und wie ihr Körper reagiert hatte. Und dass sie sich ausgemalt hatte, wie es wohl sein mochte, nackt in seinen Armen zu liegen.
Gut würde es sein.
Vielleicht sogar atemberaubend.
Großer Gott. Sie musste sofort damit aufhören.
Auch im Bett gelang es Sophie nicht, sich zu entspannen. Sie wälzte sich endlos herum, schließlich beschloss sie, noch eine Weile zu lesen. Aber auf ihr Buch konnte sie sich auch nicht konzentrieren.
Das Problem war Zayed. Das Problem war sein Kuss. Das Problem war, dass ihr immer noch so heiß war und dass sie sich emotional aufgewühlt und körperlich erregt fühlte.
Der Kuss war anders gewesen als jeder Kuss, an den sie sich erinnern konnte. Sie war entflammt wie ein trockenes Bündel Reisig, an das man ein Streichholz gehalten hatte. Und hatte mehr gewollt, sehr viel mehr. Obwohl sie vorher noch nie ein besonderes Interesse für Sex entwickelt hatte, aber aus irgendeinem Grund glaubte sie zu wissen, dass es mit Zayed anders sein würde. Mit ihm war alles anders.
Bei ihm war sie nicht gefühllos und kalt. Im Gegenteil. Sie wollte, sie sehnte sich, begehrte. Sie hungerte förmlich nach etwas, auch wenn sie nicht genau wusste, wonach.
Man hatte ihr immer vorgeworfen, zu sehr vom Verstand beherrscht zu sein, und vielleicht wurde ihre Leidenschaft ja von ihrer Angst im Zaum gehalten, aber Körperlichkeit hatte für sie nie eine Rolle gespielt. Doch als Zayed sie geküsst hatte, war ihr Körper zum Leben erwacht und hatte Bedürfnisse artikuliert, die sie sprachlos gemacht hatten. Sehnsüchte. Begierden.
Es war für sie wie eine Offenbarung gewesen, wundervoll und schrecklich zugleich. Wundervoll, weil sie sich so herrlich lebendig gefühlt hatte. Weil sie so etwas noch nie gefühlt hatte. Aber auch schrecklich, weil sie wusste, dass sie es nie wieder fühlen würde.
Erst um kurz vor drei schlief Sophie endlich ein. Am nächsten Morgen erwachte sie mit Kopfschmerzen. Immer noch völlig groggy von der schlaflosen Nacht, tappte sie barfuß ins Wohnzimmer, wo die vor den Fenstern aufgehende Sonne den Himmel in pastellfarbenes Licht tauchte.
Da Sophie noch keine Lust hatte, sich anzuziehen, band sie sich nur flüchtig das zerzauste Haar im Nacken zusammen, setzte die Brille auf und machte es sich mit ihrem Laptop auf der Couch bequem. Sie checkte ihre E-Mails, um zu sehen, ob vielleicht schon eine der Kandidatinnen, die sie gestern Abend noch angeschrieben hatte, reagiert hatte.
Bis jetzt war nichts gekommen. Was bei Sophie befremdlicherweise keine Enttäuschung, sondern Erleichterung auslöste. Dabei war sie doch nur hier, um ihrem Klienten bei der Suche nach einer Ehefrau zu helfen. Aber sie versagte. Das war nicht gut.
Obwohl tatsächlich kaum vorstellbar war, dass es ihr in so kurzer Zeit gelingen könnte, eine Frau zu finden, die bereit wäre, Zayed innerhalb von zwei Tagen unbesehen zu heiraten. Auf jeden Fall keine Frau, die seinen hohen Ansprüchen genügte.
Sophie wollte sich eben etwas notieren, als sie Schritte hörte.
Das musste Manar mit dem Frühstück sein.
Aber es war nicht Manar, die durch den Säulengang auf sie
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