GOLDENES FEUER DER WUESTE
eine gute Seite hat, und wer weiß, vielleicht hat er ja recht.“
Sophie verstand nicht ganz, was Jesslyn mit „gefunden“ meinte, aber sie fragte nicht nach.
Wenig später kam Mehta mit dem Kaffee, gefolgt von Manar, die einen Krug mit frisch gepresstem Orangensaft, eine Platte mit duftendem knusprigen Blätterteiggebäck und zwei Schalen mit herrlich cremigem Joghurt auf den Tisch stellte.
Als eine halbe Stunde später Zayed auftauchte, unterhielten Jesslyn und Sophie sich immer noch angeregt.
Zayed begrüßte Jesslyn mit einem Kuss auf jede Wange, dann fragte er Sophie sichtlich amüsiert: „Nanu, wo ist denn heute das graue Kostüm geblieben?“
Sophie, die ganz vergessen hatte, dass sie immer noch im Schlafanzug war, versank vor Verlegenheit fast im Boden.
„Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich anzuziehen“, antwortete sie peinlich berührt. Schlimm genug, die Königin von Sarq im Pyjama und mit der Brille auf der Nase zu empfangen, doch Zayed jetzt auch?
„Nichts gegen das graue Kostüm, aber für die Temperaturen hier ist es wirklich nicht geeignet“, sagte er.
Bevor Sophie etwas erwidern konnte, verkündete Jesslyn: „Nun, dann will ich nicht länger stören.“ Sie stellte ihre Tasse ab und stand auf. Dann gab sie Zayed einen Kuss auf die Wange und lächelte Sophie zum Abschied an, während sie fortfuhr: „Ich will später mit den Kindern an den Swimmingpool gehen. Kommen Sie doch einfach vorbei, wenn Sie mögen. Ich würde mich freuen, und die Kinder sind schon ganz versessen darauf, ihre neue Tante kennenzulernen.“ Nach diesen Worten winkte sie Zayed und Sophie zu und ließ sie allein.
„Was hat sie gesagt?“, stieß Sophie erstickt hervor, sobald Jesslyn außer Hörweite war. „Tante?“
Zayed schaute seiner Schwägerin sichtlich irritiert nach. „So habe ich es auch verstanden.“
„Sie muss sich versprochen haben. Oder wir haben uns beide verhört.“ Sophie zog das Gummiband aus ihrem Pferdeschwanz und ließ die Haare offen über die Schultern fallen.
„Ich weiß nicht.“
„Was heißt das, Sie wissen es nicht? Ich meine, wie sollte sie auf die Idee kommen, dass wir … dass wir … ich …“ Sie holte schockiert Atem. „Sie weiß, wer ich bin, und sie kennt doch sicher auch den Grund meines Aufenthalts hier, oder?“
Das Schweigen dehnte sich. Sophies Nerven waren plötzlich zum Zerreißen angespannt. Dann drehte Zayed sich um, schaute Sophie an und zuckte die Schultern. „Natürlich ist es ein Missverständnis, aber ich befürchte tatsächlich, sie hält Sie für meine Braut.“
„Aber wieso denn?“
„Weil ich vor ein paar Tagen angekündigt habe, meine Braut mitzubringen. Da wusste ich noch nicht, dass Sie mich begleiten.“
Sophie starrte ihn fassungslos an. „Und jetzt denken alle, ich bin Ihre Braut?“
„Ich weiß nicht. Aber zumindest wäre es eine Erklärung dafür, warum man Sie hier einquartiert hat. In diesen Räumen wohnen normalerweise nur Familienangehörige.“
„O nein!“ Sophie schlug sich entsetzt eine Hand vor das Gesicht und überlegte einen Moment, dann blickte sie Zayed streng an und sagte in drängendem Ton: „Sie müssen das Missverständnis sofort aufklären. Vor allem die Königin muss wissen, wen sie vor sich hat.“
„Aber wir sind unserem Ziel, eine Ehefrau für mich zu finden, noch keinen Schritt näher gekommen.“ Er setzte sich auf den Platz, den Jesslyn geräumt hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich finde, wir sollten noch mal ganz von vorn anfangen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht.“ Sophie griff nach ihrem Notizblock. „Vielleicht gibt es in Ihrem persönlichen Umfeld ja doch eine geeignete Kandidatin, irgendeine Frau, die Sie bereits kennen … möglicherweise eine Freundin der Familie oder so.
Er stutzte, überlegte, dann nickte er nachdenklich. „Ja … genau … eine Freundin der Familie, das klingt gut … eine Frau, die uns kennt, die eine Geschichte mit uns hat. Das wäre nicht schlecht.“ Zayed beugte sich vor, wählte von dem fast unberührten Kuchenteller ein Gebäckstück aus und biss hinein. „Es wäre sogar geradezu ideal.“
„Gut, dann sind wir uns ja einig“, sagte Sophie, während sie sich wieder etwas notierte. „Und? Ist Ihnen schon jemand eingefallen, oder sollen wir erst einmal ein kleines Brainstorming machen und eine Liste anlegen?“
Er winkte ab. „Nicht nötig. Ich habe mich schon entschieden.“
„Na, das ging aber schnell. Und?“ Sie lächelte
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