GOLDENES FEUER DER WUESTE
realisierte selbst, wie unzulänglich es klang. „Es tut mir so furchtbar leid für euch alle.“
„Was mich betrifft, ist Mitleid fehl am Platz.“ Seine Augen blitzten. „Ich habe jede Strafe verdient, aber meine Familie, besonders meine Schwestern, mein Bruder … sie waren alle unschuldig, genauso wie Ayla.“
„Und wenn es gar kein Fluch ist? Was ist, wenn es einfach nur grausame Zufälle sind?“
„Zufall! Noch so ein westliches Wort für Schicksal oder Karma.“
„Natürlich gibt es immer Ursache und Wirkung, aber niemand in deiner Familie glaubt doch, dass du irgendwie für die toten Familienmitglieder verantwortlich bist.“
„Es reicht, dass ich es glaube.“
In diesem Moment fügten sich für Sophie alle Einzelteile zu einem Gesamtbild zusammen. Und so konnte sie den Menschen, der Zayed war, in seiner ganzen Komplexität vor sich sehen.
Er war weder kalt noch arrogant oder egozentrisch, nicht verwöhnt und auch nicht egoistisch. Er war ein einsamer, empfindsamer Mann, gequält von der Vergangenheit, ein Mann, der sich so sehr davor fürchtete, den Menschen, die er liebte, ein Leid zuzufügen, dass er sich selbst ins Abseits begeben hatte.
Deshalb hatte sie Angst vor ihm. Weil er genauso verletzlich war wie sie selbst.
Ihre Rüstung bekam einen weiteren Sprung. Wie sollte sie sich nach dieser Erkenntnis noch vor ihm schützen?
Sie hatte sich hoffnungslos in ihn verliebt. Bei diesem Gedanken wurde ihr die Brust so eng, dass es schmerzte. Sophie liebte einen Mann, der ihre Liebe niemals erwidern würde. Weil er immer noch Prinzessin Ayla liebte.
Aber sie war machtlos gegen diese Liebe, die da war und nicht einfach wieder verschwinden würde. Sophie konnte nur versuchen, aus der Situation das Beste zu machen. Sie würde sich damit abfinden müssen, ohne seine Liebe zu leben. Es reichte, wenn sie beide sich freundlich und mit gegenseitiger Achtung begegneten. Romantische Liebe war nicht alles im Leben.
11. KAPITEL
Nach ihrer Rückkehr in den Palast gingen Sophie und Zayed geradewegs in Zayeds Suite, wo überall Kerzen brannten. In der Luft lag ein schwacher Duft nach Sandelholz.
„Oh, wie schön“, sagte Sophie mit Blick auf die tanzenden Schatten an den Wänden.
„Mein Kammerdiener ist offenbar entschlossen, mir eine Lektion in Sachen Romantik zu erteilen“, bemerkte Zayed trocken. „Er macht sich Sorgen, weil wir die vergangene Nacht getrennt geschlafen haben.“
Sophie legte ihre kleine goldene Abendtasche auf dem Beistelltisch hinter dem blauen Samtdiwan ab. „Hat er das gesagt?“
„Natürlich nicht wörtlich, aber durch die Blume lässt er mich wissen, dass er mir helfen will, wo immer er kann.“
Sie verzog den Mund. „Aber du hast ihn nicht um seine Hilfe gebeten, nehme ich an.“
„Nein“, erwiderte er und ging auf sie zu.
Sophies Herz begann zu hämmern.
Zärtlich legte er ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich. Das Kribbeln in ihrem Magen wurde fast unerträglich. Es war höchst alarmierend, dass sie auf den Körperkontakt mit ihm so heftig reagierte.
Er streifte ihr Ohr mit den Lippen. „Ich kann sehen, wie es in deinem Kopf arbeitet. Warum hast du bloß ständig das Bedürfnis, alles um dich herum zu analysieren?“
Sein Körper war hart und warm, eine Wärme, die durch ihr Kleid, ihre Haut sickerte und in ihren Körper eindrang. Es war eine verführerische Hitze, die jede nur erdenkliche Entspannung und Lust versprach. „Ich liebe es eben, meinen Verstand zu benutzen.“
„Der ja durchaus beeindruckend ist, aber dein Körper ist es nicht weniger.“
Pass bloß auf, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Das kann nur in einer Katastrophe enden.
Ihr Herz hämmerte. „Ich weiß nicht …“, begann sie heiser. „Es ist schon ziemlich spät. Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen.“
„Wir wohnen ab heute zusammen. Deine Sachen sind bereits hier.“
Sie wich einen Schritt zurück und stemmte die Hände in die Hüften. „Ah, jetzt verstehe ich! Sind wir deshalb zum Essen ausgegangen? Damit das Personal freie Bahn hat?“
„Für ein Ehepaar ist es das Normalste der Welt zusammenzuleben, Laeela “, entgegnete er, ohne eine Miene zu verziehen.
„Heißt das, dass dir der Seelenfrieden deines Kammerdieners wichtiger als der meine?“
Zayed lachte ein tiefes heiseres Lachen, das sie erregte.
„Das sollte kein Witz sein, Zayed“, fügte sie hinzu, wobei sie sich lächerlich aufgewühlt fühlte, was nur bedeuten konnte, dass sie
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