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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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alle deine Möglichkeiten ausgeschöpft. Du hättest Sahmarans Haar einsetzen können.“
    Kiana stutzte. „Du hast Recht! Daran hab ich in der Aufregung gar nicht g edacht.“
    „Scheiße, ich auch nicht.“
    „Wer weiß, ob Sahmarans Hilfe schnell genug gekommen wäre, wie auch immer sie ausgesehen hätte. Und ich hätte ein Feuer haben müssen, um das Haar anzubrennen.“
    „ Eins meiner Prinzipien ist: Ich habe immer alles in meiner Tasche. Auch Streichhölzer. Egal! Auf jeden Fall haben wir die richtige Schriftrolle gekriegt, und vielleicht können wir auch noch mit Hilfe der anderen die Stehenden Weisen befreien. Sind wir gut, oder was? Wir sind echt der Oberhammer, und wenn …“, Nesrin unterbrach sich. „Hey, Moment mal! Was ist denn das da vorne?“
    Da sah es Kiana auch.
    Weit vor ihnen quoll etwas Dunkles aus den Sanddünen hervor. Etwas, das die Klarheit der Horizontlinie verschmutzte. Etwas, das sich himmelwärts ausdünnte. Eine Rauchsäule, in die Schieflage gedrückt durch den Atem der Wüste.
    Nesrin beschattete ihr Gesicht mit der Hand. „Entweder verbrennen die Typen von der Karawanserei eine echt krasse Mischung aus Lederabfällen und Kamelscheiße, oder …“
    Was auch immer dieses „oder“ war, verhieß nichts Gutes. Unwillkürlich ließen die Mädchen ihre Teppiche in Bodennähe sinken. Um nicht von weitem schon gesehen zu werden, flogen sie so tief, dass die Teppiche gelegentlich über Erdverwerfungen schrammten und Sand schaufelten.
    Je näher sie der Rauchsäule kamen, desto stärker beherrschte diese den Himmel. Der schwarze Qualm warf Schatten auf den Sand und zwang der Wüste einen beißenden Geruch auf. Im Sichtschutz einer Felsformation hielt Nesrin an, stieg vom Teppich und lugte durch eine Lücke zwischen zwei Felsbrocken. „Oh Scheiße, es ist die Karawanserei, die brennt!“
    Kiana landete neben ihrer Freundin und starrte über deren Schulter hinweg auf das, was aus der Karawanserei geworden war. Auf der Seite, wo die meisten Verkaufsstände untergebracht waren, schlugen Flammen hervor. Und auf den Überresten der anderen Seite, wo sich gestern noch die Stallungen befunden hatten, thronte etwas Massiges, Mächtiges, Hochhausriesiges. Etwas, das die massive Außenmauer der Karawanserei eingedrückt, unter sich begraben und deren Trümmer in den Innenhof geschoben hatte. Etwas, das seinen unheiligen Schatten auf das gesamte Gelände warf. „Oh Gott, was ist das?“
    „Keine Ahnung.“ Nesrin holte das Fernglas aus ihrer Tasche und schaute hindurch. „Oh Scheiße!“
    „Was siehst du?“
    Wortlos drückte ihr eine erbleichte Nesrin das Fernglas in die Hand, das nun auch Kiana zum Zeugen des Grauens machte, das sich dort vorn abzeichnete. Die Karawanserei war eine offene Wunde im rußgrauen Sand. Überall Mauerbrocken und Feuer und Rauch und Tod. An Menschen- und Tierleichen machten sich unzählige Riesenskorpione zu schaffen. Dazwischen bewegten sich ein paar Männer, die vom Turban bis zu den Stiefeln einheitlich grau gekleidet waren, sowie etliche gedrungene Gestalten mit grobschlächtigen Armen. Eines dieser Wesen fraß gerade etwas, das nach Eingeweiden aussah.
    E in graugekleideter Mann wälzte einen toten Skorpionkrieger zur Seite, um an das zu kommen, was vom Verkaufsstand des Goldschmieds noch übrig war. Ein weiterer Graugekleideter neben ihm biss in einen abgetrennten menschlichen Arm.
    Das Bedrohlichste war jedoch das Ungetüm, das über alldem aufragte. Es war mindestens so groß wie das Hauptgebäude des Schimmernden Palastes, und eine Art Palast war es wohl auch. Ein Palast des Schreckens, bestehend aus glanzlosem Metall. Bewehrt mit messerscharfen Zacken, Kanten und Spießen formten sich Wehrgänge und Türme um den Haupttrakt herum zu einer metallischen Burg, die entfernt an einen riesigen Löwenkopf erinnerte. Mit Schießscharten als Augen und einem aufgerissenen Maul als Tor, das so groß war, dass ein aufrechtes Kamel locker hätte durchtreten können, ohne sich den Kopf anzustoßen. Durch dieses Tor floss … etwas. Etwas Unsichtbares, das aus den Ruinen der Karawanserei kam, erkennbar nur am starken Flirren der Luft. Als würde alle Lebenskraft der Abgeschlachteten in dieses stählerne Maul gesaugt werden.
    Durch ein kleineres Seitentor reichten einige Skorpionkrieger erbeutete Holzfässer, Tongefäße und Goldkaraffen in das Innere des Metallungetüms. Etwas Helles flatterte vorbei und verfing sich an einem der Eisenspeere, die wie Tasthaare vom

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