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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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schloss sich um die Tasche, mit der and eren griff sie den Rand von Nesrins Teppich und half ihrer Freundin, ihn stabil zu halten, während irgendetwas auf ihm landete und nach links abglitt. Eine breite Nase erschien, gegen die Kiana ihren Ellbogen rammte. Auf der anderen Seite schob Nesrin den Topf ins Freie und hob den Deckel ab.
    Jetzt brach ein Sturm los.
    Mit ohrenbetäubendem Geheul stachen die Dschinns herab. Oder war es der Wind, der heulte? Der Wind, der plötzlich aufgekommen war. Dessen Sogwirkung Kiana selbst unter ihrem provisorischen Dach spürte. Der an ihren und Nesrins Haaren zerrte.
    Durch die Teppichfransen und den aufgewirbelten Sand hindurch sah Kiana, wie sich die Ifrit und Afrit in dem starken Windstrudel fingen und allesamt in den Topf gesaugt wurden. Bis auf einen, der soeben auf Kianas Seite unter das Teppichdach glitt. Er war flach wie ein Stück ungegerbtes Rindsleder und hatte lauter runde Warzen im ausladenden platten Unterkiefer, der sich einen Fingerbreit unter dem viel kleineren Oberkiefer hervorschob.
    Als Kiana dieses Wesen hinauss toßen wollte, schlüpfte es unter ihrem Arm durch. Sobald sein ganzer Körper unter dem Teppich war, quoll der platte Dschinn schlagartig auf zu einer fast kugelrunden Form. Die Warzen im Unterkiefer wuchsen zu fingerlangen Zähnen, die sich schnappend in Kianas Arm schlagen wollten. Sie stieß ihr Knie in seine ledrige Flanke, während Baskis kleine Krallen über seine fiesen Augen kratzten. Das Ungeheuer zuckte zurück, so dass Kiana es nach draußen treten konnte. Dort wurde es vom Windstrudel erfasst und weggeweht. Auch Baski geriet dabei in die Sogkraft des Sturms und rutschte seitlich weg. Kiana packte sie am Nackenfell und hielt sie zurück.
    Als Nesrin den Arm nach draußen streckte und den Deckel auf den Topf setzte, endete der Sturm schlagartig. Die plötzliche Ruhe dröhnte gespenstisch in Kianas Angst hinein. Vorsichtig lugte Nesrin unter dem Teppich hervor, dann richtete sie sich auf und warf ihn ab.
    Kiana hakte Baskis Daumenkralle aus ihrem Ausschnitt, setzte Kätzchen und Tasche neben sich auf den Boden und schaute hektisch um sich. Der aufgewirbelte Sand rieselte herab und gab die Sicht frei auf die Umgebung. Kein einziger Ifrit oder Afrit war mehr zu sehen. „Sind die Dschinns jetzt alle in diesem Topf?“
    „Scheint so.“ Nesrin kniete sich hin, öffnete den Knoten ihres Schals, zog ihn vom Hals und band damit den Deckel an den seitlichen Topfgriffen fest. Danach sackte sie ermattet auf ihren Hintern.
    Eine Weile saßen die beiden Mädchen und s ogar Baski einfach nur wie erschlagen da, bis Kiana die Kraft fand, den Finger zu heben und auf den Topf zu deuten. „Was ist das?“
    „Das ist das Gierige Töpfchen . Mein Ziehvater hat es mir geschenkt. Es saugt alle beseelten Wesen ein, die in unmittelbarer Nähe und ohne Deckung sind. Egal, ob Dschinns, Menschen oder Tiere. Pflanzen auch, denke ich, aber da bin ich mir nicht sicher.“
    „Wenn du so eine gewaltige Zauberwaffe dabei hast , warum hast du sie dann nicht eingesetzt, als die Dschinns uns in der Bibliothek fast gefressen hätten? Warum hast du uns erst durch diese mörderische Verfolgungsjagd gehetzt?“
    „ In der Bibliothek hätten wir nur die Monster erwischt, die mit uns da unten waren, aber die anderen, die draußen gewartet haben, hätten uns dann erledigt.“
    „Damit kann man auch Menschen und Tiere fangen, hast du gesagt?“, wunderte sich Kiana. „Dass Dschinns in kleine Gefäße passen, kann ich ja inzwischen glauben. Aber Menschen?“
    „ Sogar Kamele. Na ja, angeblich. Sie werden eben verkleinert. Irgendwie.“
    „Warum hast du den Topf dann nicht gestern benutzt bei unserem Zusammenstoß mit den Skorpionkriegern?“
    Aufgebracht warf Nesrin die Arme hoch. „Oh entschuldige, dass ich zu beschäftigt war, giftigen Riesenstacheln auszuweichen, statt an das Gierige Töpfchen zu denken!“ Ihre Arme fielen kraftlos herab. „Und außerdem wollte ich es für Damon aufheben. Wäre doch ein prima Gefängnis für ihn, oder? Nie hatte ich vor, es für einen beschissenen Haufen durchgeknallter Dschinns zu verschwenden. Jetzt ist es für uns nutzlos. Denn wenn man jetzt den Deckel öffnet, kommt erst mal alles raus, was drin ist. Und das wollen wir sicher nicht, oder? Erst wenn es leer ist, kann man wieder was Neues darin einsperren.“ Plötzlich straffte sich ihr Rücken. „Moment mal! Vielleicht nützt uns das Ding ja doch was! Die Horror-Dschinns da drin

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