Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
sich Kiana vor dem Fallen. Die Krallen des Falken bohrten sich schmerzhaft in ihre Schulter. Ihre Füße und ihr Magen wurden so fest nach unten gedrückt, dass sie das Gefühl hatte, als würde der ganze Treppenschacht in die Höhe fahren.
    Knirschend öffnete n sich die Schiebetüren von zwei gegenüberliegenden Fenstern, die Kiana zuvor nicht bemerkt hatte. Die Fenster waren dreieckig, mit der Spitze nach oben, und sahen genauso aus wie der Eingang, zu dem Kiana hereingekommen war. G leißendes Tageslicht strömte herein, zusammen mit einem hellen Geräusch, das in den Ohren knisterte.
    Kiana wankte zum nächsten dieser Fenster und hielt sich beidhändig an dem fest, was eigentlich mehr eine Kante war als ein Fensterrahmen. Geblendet vom Sonnenlicht kniff sie die Augenlider zu Schlitzen zusammen und schaute hinaus. Und dann hinab auf metallische Platten, die sich wie Fischschuppen überlappten und in scharfzackigen Kanten endeten. Das Geräusch, das alles beherrschte, kam von Millionen von Sandkörnern und Steinchen, die an dieser Außenfassade herabrieselten, als sich die Eherne Festung aus dem Sand erhob.
    Der Wüstenboden entfernte sich so rasend schnell von Kiana, dass ihr schwindlig wurde. Sie wagte einen Blick nach oben und erkannte, dass sie sich in der Mitte des höchsten Turms der Festung befand und offenbar durch den Ausguck auf der Turmspitze hereingekommen war. All ihre Sinne schnellten wieder nach unten auf die spitzen Nebentürme, die wie Speere aus dem Sand stießen. Wehrgänge mit gezahnten Balustraden wurden sichtbar, gespickt mit tödlich spitzen Stahlstacheln und wuchtigen Kanonen.
    Der Aufstieg der Festung stoppte so ruckartig, wie er begonnen hatte. Beinahe hoben Kianas Füße vom Boden ab, als die Festung ein Stück in den Sand zurücksackte und dann zitternd zum Stehen kam. Das Beben war verschwunden. Lediglich das Rieseln der unzähligen, aus ihrer unterirdischen Ruhe aufgeschreckten Sandkörner setzte sich fort, wurde jedoch von Herzpochen zu Herzpochen immer schwächer. Wie ein Klagelied, das leise ausklang.
    Die Erkenntnis, wo sie sich befand, überwältigte Kiana dermaßen, dass die vielen Skorpionkrieger, die tief unter ihr scharenweise über die Sandhügel herbeieilten, sie nicht weiter schockierten. Für die hatte sie einfach kein Entsetzen mehr übrig.
    Sie ging zum gegenüberliegenden Fenster und sah auch von dort Tausende von Riesenskorpionen herbeiwuseln. Wie Ameisen. Weit hinter ihnen marschierten größere Wesen heran. Sie waren noch zu weit entfernt, so dass Kiana nicht erkennen konnte, um welche Art Ungeheuer es sich handelte. Und dass es Ungeheuer sein mussten, darüber bestand kein Zweifel. Inzwischen konnte sich Kiana nicht mehr vorstellen, dass diese Wüste etwas anders hervorbringen konnte.
    Ganz automatisch flog der Falke zum Fenster hinaus und ließ Kiana durch seine Augen sehen, dass es sich bei den Nachzüglern um Ghule handelte, und dass weiter hinten noch mehr Skorpionkrieger anrückten. Damon zog offenbar seine Truppen zusammen.
    Die Landschaft, über welcher der Falke kreiste, war mit Sandsteinbrocken übersät. Mit absoluter Sicherheit war das nicht das sandige Tal hinter Nesrins Dünenkamm, wo Kiana in den vermeintlichen Kellerschacht eingestiegen war. Auch war von dem Zauberwald nichts mehr zu sehen. Zusammen mit dem langgezogenen „Erdbeben“ konnte das nur bedeuten, dass sich die Eherne Festung unterirdisch durch die Wüste bewegt hatte, bevor sie daraus emporgestiegen war. Wie gewaltig musste Damons Magie sein, um seine Festung durch Sand und Stein zu bewegen! Noch dazu offenbar recht schnell. Kein Wunder, dass niemand ihren Standort benennen konnte!
    A ls jemand Kianas Arm packte, wurde ihr Empfinden jäh in ihren Körper zurückgeschleudert. Durch ihre menschlichen Pupillen schaute sie in das wütende Gesicht von Farid, der sie vom Fenster zurückriss und sie anschnauzte: „Bist du verrückt geworden?“
    Der Falke schoss herein und fuhr zwischen Kiana und Farid, der sie schlagartig losließ und einen Schritt zurückstolperte. Mit drohend vorgestreckten Krallen flatterte der Falke vor dem Gesicht des Prinzen in der Luft, jederzeit bereit, sich auf ihn zu stürzen.
    Farid breitete die Arme aus und stand augenblicklich in Flammen. Aus Armen wurden Schwingen, glühende Federn fächerten sich auf und loderten hell, ohne zu verschmoren. Gebannt starrte Kiana auf den brennenden Riesenadler, in den der Prinz sich verwandelt hatte, und taumelte rückwärts,

Weitere Kostenlose Bücher