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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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bis die Wand des Turms sie stoppte.
    Unvermittelt legte der Adler seine Flügel an und stand wieder als Farid auf schulterbreit g espreizten Beinen da. „Ruf deinen Dschinn zurück!“, knurrte er. „Außer, du hast Appetit auf Brathähnchen.“
    Kianas Angst erfasste ihren Falken, der sofort von Farid abließ und auf ihrer Schulter landete. Seine Schwungfedern schlugen gegen Kianas Ohr, als er sich schüttelte.
    „Schon besser!“ Der Prinz trat einen Schritt auf sie zu. „Wie konntest du dummes, stures Ding annehmen, dass du seelenruhig in die Festung des Löwen-Sultans eindringen und mit deiner Mutter wieder herausspazieren kannst?“
    Zorn erfasste Kiana. Darüber, dass er sie für ein „dummes, stures Ding“ hielt. Darüber, dass er es immer wieder schaffte, ihr Furcht einzujagen. Und darüber, dass er ihr unüberwindbar den Weg versperrte, viel wirkungsvoller als die Wildstreune, die Qalakar-Horde und ein Haufen Skorpionkrieger es je gekonnt hätten. Denn die hatten allesamt Respekt vor ihrem Falken.
    Farid nicht.
    Er schien nicht überrascht zu sein, sie zu sehen. Er wirkte nicht, als wäre er zufällig über sie gestolpert, sondern als hätte er sich gezielt die Treppe hochgeschlichen, um Kiana zu stellen. Bestimmt hatte die Wildstreune ihm verraten, dass Kiana hier war. Und weshalb sie hier war. „Auf welcher Seite stehst du eigentlich, Prinz?“, platzte aus ihr heraus.
    Eine Flut von Gefühlen huschte über sein Gesicht, ganz kurz nur, und Kiana hätte schwören können, dass eines davon Kummer war. Einen Wimpernschlag später überdeckte sein Ärger wieder alles andere. „Ich stehe auf keiner Seite“, grollte er. „Nur auf meiner eigenen. Du musst sofort weg hier! Wenn der Löwen-Sultan dich findet …“ Er unterbrach sich und atmete tief durch. „Jetzt kannst du einigermaßen sicher fliehen, denn mein Vater und seine Leute sind im Moment beschäftigt. Zur Not lenke ich sie ab. Nutze diese Chance! Mehr kriegst du nicht.“
    „Warum hilfst du mir? Du kannst mich ja noch nicht mal le iden.“
    „ Darum hau endlich ab, bevor ich es mir anders überlege!“
    „ Ich kann nicht. Mein fliegender Teppich ist … weg.“
    Die Art, wie er mit gerunzelter Stirn den Kopf leicht zur Seite neigte, drückte absolutes Unverständnis aus. „Du brauchst doch keinen fliegenden Teppich! Du bist doch …“, lauschend hielt er inne, als die Stimme eines Mannes ertönte. Irgendwo von unten. Eine Spur drängender redete Farid weiter: „Und jetzt verschwinde!“ Doch anstatt sie gehen zu lassen, packte er ihre Schultern und senkte seinen Mund federleicht auf den ihren.
    Der Gegensatz zwischen der Grobheit seines Griffs und der Zartheit seines Kusses schickte einen Schauer durch Kianas Innerstes, der irgendwo in Höhe ihrer Nieren hängen blieb. Geradezu betäubt fiel ihr Kopf in den Nacken und lieferte ihr Gesicht dem Prinzen aus. Sein Körper strahlte noch immer die Hitze des Feueradlers ab. Oder wie ließ es sich sonst erklären, dass Kianas Gefühle zu kochen begannen? Das Beben der Festung setzte wieder ein. Ein Aufkeuchen später erkannte Kiana, dass nichts bebte außer ihr. Und dass, noch während Farid sie küsste, ihr Falke sein Kopfgefieder inniglich an des Prinzen Unterkiefer rieb.
    K iana stieß sich von Farid los. „Wie kannst du es wagen?!“ Sie wusste, das kam zu spät, zu heiser, zu unglaubwürdig, zu ... alles.
    Die Art, wie sich seine Schultern verspannten, besaß wieder die übliche Bedrohlichkeit. „Und jetzt fliehe vor meinem Vater und vor mir, so schnell du kannst!“ Er drehte sich um und lief die Treppe hinunter, ohne Kiana eines weiteren Blickes zu würdigen.
     
    Du brauchst doch keinen fliegenden Teppich - der hatte leicht reden!
    Kiana schüttelte ihre Benommenheit und Farids rätselhaften Satz aus ihren Gedanken, wartete, bis sie die Schritte des Prinzen nicht mehr hörte, und schlich dann hinter ihm die Treppe hinab. Wenn es stimmte, dass Damon und seine Monster beschäftigt waren, hatte sie vielleicht genug Zeit, ihre Mutter und einen fliegenden Teppich zu suchen und mit beidem zu entkommen.
    Je tiefer sie hinabstieg, desto lauter wurde die Männerstimme, die Farid und sie gehört hatten, und desto mehr Worte konnte sie entziffern. Worte wie „gehuldigt“, „Felsgärten“, „rechtleiten“. Nichts, was einen Sinn ergab.
    Ohne jemandem zu begegnen g elangte sie zum Ende der Treppe. Nun verstand sie die Worte des Redners genau. Machtvoll hallten sie durch den Haupttrakt der

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