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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Eigentlich sollten wir ihm folgen und diesen Skorpionärschen mal zeigen, wo der Hammer hängt, und ihnen … oh nein, Scheiße!“
    Entsetzt hielt en die Mädchen die Luft an, als ein Palastkrieger von seinem Teppich gefegt wurde, nachdem sich ein Skorpionstachel darin verhakt hatte. Der Palastkrieger kullerte eine Sanddüne hinab. Zehn oder noch mehr Skorpione rannten auf ihn zu. Erst als ein weiterer Palastkrieger heranflog, den Gestürzten auf seinen Teppich zog und sich dann mit ihm in die Höhe schwang, erst dann konnte Kiana weiteratmen.
    „Andererseits“, fuhr Nesrin deutlich verzagter fort, „hast du Kassim gehört: Uns können die da eh nicht gebrauchen. Oder kannst du Bogenschießen? Säbel haben wir auch keine. Wenn wir mit unseren kleinen Dolchen ankommen, kippen Kassims Jungs vor lauter Lachen vom Teppich. Das wäre dann wohl eher kontraproduktiv. Außerdem müssen wir die Leute vom Palast über Damons Hauptarmee informieren und ihnen ausrichten, dass sie noch ein paar Pfeile zu Kassim rüberschieben sollen.“
    Obwohl Nesrins Rede klang, als wollte sie sich eher selber überzeugen, musste Kiana hin- und hergerissen zustimmen. Gleichzeitig schämte sie sich für die Erleichterung, die sie sogleich empfand, als sie die Kämpfenden hinter sich lassen durfte. „Aber danach kommen wir gleich wieder her und stehen Amir bei!“
    „Oder wir kümmern uns gl eich um Damons Hauptarmee mit Hilfe unserer Qalakar-Schätzchen.“
    „Ja .“ Kiana schluckte. „Oder das.“
     
    Sobald die Mädchen am Palast ankamen, wurde ihnen sonnenklar, was der Befehlshaber mit dem „Problem mit den Stehenden Weisen“ gemeint hatte.
    Beladen mit Körben, Fässern und gebündelten Pfeilen eilten die Palastbewohner und unzählige von Avas Dschinns umher. Der Palast stellte sich auf eine Belagerung ein. Die Hektik wirkte geordnet, so als wüssten alle, was sie taten. Das Einzige, was störte, waren die Stehenden Weisen, die wie aufgescheuchte Hühner den anderen zwischen die Beine liefen, den Betrieb aufhielten und ihren bevorstehenden Tod beklagten.
    Der Großwesir stand vor dem Portal der Eingangshalle und gab Befehle an zwei Männer, die vor ihm in Kniehöhe auf ihren Teppichen schwebten. Gleichzeitig redeten drei der Stehenden Weisen auf ihn ein - der dicke Kaufmann, der Dichter Hatim und Basidamesch. Auch als ein Mann in Stallkleidung zu Sayed trat und eine ältere Frau ebenfalls das Wort an ihn richtete, ließen die Stehenden Weisen nicht von ihm ab.
    Nesrin und Kiana stiegen von i hren Teppichen und reihten sich in dem Bemühen, über das hektische Stimmengewirr hinweg ihren Bericht abzuliefern, in die Reihe derer ein, die den Großwesir belagerten.
    „Halt!“ Ungewohnt genervt hob Sayed die Hand. „Alle Marktschreier des Bunten Basars zusammengenommen könnten mir nicht stärker in den Ohren dröhnen! Nesrin, du gehst mit mir zur Herrscherin und erzählst uns, was euch draußen widerfahren ist! Kiana, du kümmerst dich um die Stehenden Weisen, bevor sie hier alle verrückt machen und bei dem, was uns mit Damon noch bevorsteht, unser aller Sicherheit gefährden!“ Damit ließ er sie alle stehen und ging mit Nesrin in das Hauptgebäude.
    Sofort packte der fette Kaufmann Kiana am Arm . „Du hast Sayed gehört, Geweissagte! Gib uns sofort wieder, was du uns geraubt hast, bevor es zu spät ist!“
    Unwillig, sich mit irgendetwas zu beschäftigen, das nicht direkt zur Abwehr von Damons Schreckensheer diente, zerrte Kiana ihren Arm mit einem Ruck aus den fleischigen Fingern. „Ich habe euch nichts geraubt!“
    „Bakko meint“, erläuterte Basidamesch, „dass du uns unmittelbar vor einem drohenden Krieg unsere Unsterblichkeit genommen hast, war wohl nicht der günstigste aller möglichen Zeitpunkte.“
    „Aber ich dachte, ihr wolltet frei sein!“
    Hatim schlug sich auf die magere Brust. „Das zu begehren war eine Torheit, wie uns nun schmerzlich bewusst ward geworden. Dereinst huldigte man uns als die Stehenden Weisen, die berühmtesten aller Ratgeber. Gesegnet mit der Lebenserfahrung von Jahrtausenden überstanden wir Äonen unbeschadet. Von weit her kamen Bittsteller gereist, uns um Rat zu fragen. Wir wurden ersucht, Zeichen zu deuten, historische Schriften zu entziffern, Streitigkeiten zu schlichten und manch einen philosophischen Disput zu führen. Jedoch was sind wir jetzt?“ Er stemmte beide Handflächen gegen seine Schläfen. „Nicht ein Ratsuchender macht uns mehr seine Aufwartung, da wir nun sterblich

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