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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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sind, gewöhnlich, verletzlich, erbärmlich wie ihr alle. Welch grausames Los!“
    Langsam begann Kianas Geduld ausz ufransen. „Ist euch noch nicht aufgefallen, dass hier mehr auf dem Spiel steht als das Schicksal von Einzelnen? Der Schreckliche Sultan lässt eine Riesenarmee …“
    „Darum geht es ja!“, fiel Hatim ihr ins Wort. „Bevor diese Armee den Palast überrennt, musst du uns unsere Unsterblichkeit zurückgeben. Mit anderen Worten: jetzt gleich!“
    „Und wie soll ich das machen?“
    „Woher sollen wir das wissen?“, platzte Bakko heraus. „Du hast uns das angetan, also bring es wieder in Ordnung! Du musst sofort handeln, denn Tahmasp wurde von einer von Sahmarans Giftschlangen gebissen.“
    Noch während Kianas überlastete Gedanken versuc hten, einen Zusammenhang zwischen der jetzigen Lage der Stehenden Weisen und Sahmarans Giftschlangen herzustellen, erklärte Bakko: „Ava hat Tahmasp Arznei gegeben, doch es steht nicht gut um ihn. Und Elina schläft im Moment so fest, dass niemand sie aufzuwecken vermag. Wenn du uns jedoch unsere Unsterblichkeit zurückgibst, kann Tahmasp das Gift nichts mehr anhaben. Wir treffen uns umgehend in unserem Hain. Hatim, rufe alle zusammen! Kiana, enttäusche uns nicht!“ Auf einmal zuckte er zusammen. „Oh nein, da ist wieder dieser üble Dschinn! Mögen die Ghule seine Gedärme zerfleischen! Warum schützt mich keiner vor ihm?“
    Aus dem Rosengarten trabte ein Esel heran, direkt auf Bakko zu. Das Tier war eher klein, aber mit einem breiten Kreuz und stämmigen Beinen ausgestattet, also genau der richtige Packesel für einen Kaufmann.
    Es gab ein durchaus sehenswertes Bild ab , als Bakko seine Körperfülle in schwankende Bewegung setzte und panisch vor dem Esel davonrannte. Das Tier wirkte dabei nicht bösartig, es schien einfach nur seinem Herrn zu folgen, doch dieser floh kreischend, als würde ihn ein Löwe jagen.
    Hatim seufzte. „Und dabei waren wir uns einig, unsere Dschinns vorerst im Tal der Dschinns zu belassen, bis wir uns selbst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen konnten. Immerhin haben wir unsere Dschinns seit dreitausend Jahren nicht mehr benutzt. Einzig der gierige Bakko konnte nicht warten. Und jetzt schreckt er zurück vor der Anhänglichkeit seines Dschinns.“
    „Was Bakkos Sportlichkeit allerdings sehr zugute kommt“, bemerkte Basidamesch.
    Während der Kaufmann und der Esel die Aufmerksamkeit aller beanspruchten, nutzte Kiana diese Ablenkung, um den Stehenden Weisen zu entkommen und sich an ein paar Frauen vorbei in die Eingangshalle zu schieben, wo sie zu ihrer Erleichterung in dem ganzen Menschengewühl Avas bunten Kaftan aufblitzen sah. Auf dem Weg dorthin lugte Kiana zum Bodenmosaik, doch die vielen Füße, die darüber hinwegtrampelten, machten es unmöglich, ein Bild darin zu erkennen. Kiana konnte nur die Farben des Mosaiks sehen. Eigentlich war es nur eine einzige Farbe: braun.
    Skorpionbraun.
    „Ich bin so froh, dass ihr Mädchen heil zurückgekommen seid!“ Ava umarmte Kiana. „Wart ihr erfolgreich?“
    „Friede sei mit dir, Haushofmeisterin! Ja, wir haben die Ifrit und Afrit eingefangen.“ Kianas Ton wurde flehentlich: „Bitte hilf mir! Der Großwesir hat von mir verlangt, die Stehenden Weisen …“
    „Ich weiß .“ Avas Blick drückte Mitgefühl aus. „Die Stehenden Weisen.“
    „Wie soll ich sie zurückverwandeln?“ Kiana wischte sich Sand, Schweiß und Verzweiflung von der Stirn. „Kannst du sie nicht auf später vertrösten?“
    „ Ich glaube nicht, dass das irgendjemand schafft.“ Ava nahm Kiana den leeren Proviantkorb ab. „Die Stehenden Weisen sorgen für Aufruhr, weil sie jeden, der ihnen über den Weg läuft, davon überzeugen, dass alle dem Untergang geweiht sind. Eine derartige Störung können wir uns jetzt nicht leisten. Wenn Damon vor unseren Toren steht, brauchen wir alles an Mut und Zuversicht, was wir aufbringen können. Du musst das jetzt regeln, meine Tochter! Erinnere dich an das, was nötig war, um die Stehenden Weisen zu befreien. Du hast ihnen lediglich den Rahmen gegeben, in welchem sich ihr Geist selbst von dem Fluch heilen konnte.“
    „Aber da hatte ich dich und den Großwesir und alle Palastbewohner dabei, um mich zu unterstützen.“
    „Das große Aufgebot war sicher hilfreich, um die Wichti gkeit des Ereignisses glaubhaft zu machen. Aber als die Stehenden Weisen verflucht wurden, geschah das aus dem Hinterhalt. Wann immer sie darüber erzählen, widersprechen sich ihre Aussagen

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