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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Nur, dass sie ein schreckliches Unglück abwenden würde, wenn wir ihr die Möglichkeit bieten, ihre Kräfte bei uns zu entwickeln.“
    „Welches schreckliche Unglück hätte das denn sonst sein sollen?“, konterte Soraya. „A bgesehen von Damon hat uns keines gedroht.“
    Der Tonfall der alten Frau wurde ruppig: „ Genau genommen habe ich nicht einmal behauptet, das Unglück beträfe die Klare Welt.“
    Sorayas Nasenflügel blähten sich, als sie scharf eina tmete. „Dann hast du in uns den falschen Eindruck erweckt …“
    „Ich habe gar nichts erweckt !“, unterbrach Fatima. „Du bist von selbst auf dieses Kamel aufgesprungen. Und ich war froh, Kiana bei uns zu wissen.“
    „Du hast uns wirklich die ganze Zeit in einem Irrtum belassen, Schwester?“, warf der Großwesir dazwischen.
    Kiana lauschte fassungslos. Binnen weniger abgehackter Pulsschläge zerbröselte das, worauf sie in all den vergangenen Kämpfen ihren Mut gebaut hatte, zu etwas schmerzhaft Bedeutungslosem.
    Die Haushofmeisterin neigte den Kopf in die Richtung der interessiert lauschenden Simurgh. „Verzeiht, meine Freunde, dass ihr diesen Zwist mitanhören müsst! Soraya hat Recht: Wir sollten euch nicht damit behelligen.“ Offensichtlich war sie der Meinung, dass dieser Streit Außenstehende nichts anging.
    Oma sah das anders: „Wie lautet deine Rechtfertigung, Weissagerin?“
    „Als ob ich eine bräuchte!“, knur rte Fatima. „Hat Kiana etwa nicht den Palast vor Damon gerettet?“
    „Du verdrehst die Tatsachen, meine Liebe!“ Die Lippen der Herrscherin wurden schmal vor unterdrückter Empörung. „Ich hätte Kiana niemals ausgeschickt, gegen Damon vorzugehen, wenn mich deine Weissagung nicht davon überzeugt hätte, dass das Mädchen allen Gefahren trotzt. Ebenso wenig hätte ich gestattet, dass sich Nesrin und Amir diesen tödlichen Gefahren aussetzen, sondern hätte nach einer anderen Lösung suchen lassen.“ Ihre Hände verkrampften sich ineinander. „Bei allen guten Mächten, es sind doch noch halbe Kinder!“
    „Sie hatten dennoch E rfolg“, erwiderte die alte Frau unbeugsam. „Und zwar weil eure Überzeugung diese drei jungen Leute an ihren Erfolg glauben ließ. Dass diese Überzeugung auf einer etwas freizügigen Deutung meiner Weissagung fußt, ist doch einerlei! Damon ist besiegt, sein Heer flieht in alle Richtungen. Besser hätte sich meine Weissagung gar nicht erfüllen können.“
    Ein Schwall von Fragen drückte auf Kianas Kehle, versackte dann aber in den alten, endlos eingeschliffenen Furchen ihrer Erziehung, die ihr nie die Unverschämtheit gestattet hätte, sich in einen Streit zwischen Erwachsenen einzumischen. Doch dann übernahm etwas anderes die Kontrolle in Kiana. Etwas Neues, Kraftvolles, das sich nach einer verbotenen Frucht anfühlte.
    Oder nach Selbstachtung.
    Was auch immer es war, es drängte Kiana dazu, selbst für Aufklärung zu sorgen: „ Dieses drohende Unglück …“
    „… konntest du nur verhindern“, ergänzte Fatima mit Nachdruck, „indem du Kräfte entfesseltest, die du nur in der Klaren Welt finden konntest. Das habe ich behauptet.“ Sie warf der Herrscherin einen mürrischen Blick zu. „Nicht mehr und nicht weniger, Soraya. Kianas Dschinn musste zuerst zum Falken reifen, bevor sie selbst ihre Flügel entfalten konnte.“
    Damit waren Kianas Fragen nicht annähernd beantwortet. Sie stellte ihr Glas neben sich, um sich besser in Fatimas Richtung beugen zu können. „Bitte sag mir, was genau das für ein Unglück ist! Wenn es nicht Damon ist, wenn es nicht in der Klaren Welt ist, muss es doch in der Trüben Welt …“ Dann kam es ihr. Auf einmal fügte sich alles zusammen: das geheimnisvolle Unglück, die höhnischen Worte der Hyäne, Mustafas merkwürdiges Verhalten … Mustafa!
    „ Ich weiß jetzt, was gemeint ist!“ Kianas Herz begann, aufgeregt im Takt ihrer Gedanken zu klopfen. Sie sprang auf die Beine. „Ich muss in die Trübe Welt. Bitte, ehrenwerte Seherin, bring mich sofort zurück zu genau dem Zeitpunkt, an dem ich das letzte Mal dort war!“
    „Was, jetzt ?“, rief Nesrin aus. „Keine Ahnung, wie’s dir geht, aber nach dem ganzen Nachtdurchmachen und Weltretten und so bin ich echt groggy. Fatima kann dich doch auch morgen zurückbringen, dann gehe ich auch mit.“ Neben ihr gähnte Baski.
    „Ich muss das sofort machen, sonst hab ich keine Ruhe. Ich muss meinen Cousin davon abhalten, sich in die Luft zu sprengen! Das ist das drohende Unglück!“
    Nesrin stieß

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