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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Platz nahmen, setzte sich Kiana auch hin. Von der Terrasse her strömten weitere Menschen herbei, die Kiana noch nie zuvor gesehen hatte und die vermutlich zu den Hilfstruppen der umliegenden Siedlungen gehörten.
    A us dem Hauptportal kam Fatima angeflogen. Ihr Fluguntersatz sah nun wieder aus wie ein ganz normaler Teppich und ließ durch nichts vermuten, was in ihm steckte. Sie schwebte zu Nesrins Ziehvater und begrüßte ihn sichtlich erfreut.
    Ava s Dschinns brachten Tabletts mit länglichen, offenbar gerösteten Gebilden - waren das etwa Schlangen? - und stellten sie vor die Simurgh, die sie mit Appetit in einem Stück herunterschluckten. Kiana fragte sich, wie Avas Dschinns so schnell etwas Derartiges herbeischaffen, geschweige denn zubereiten konnten. Was, so überlegte Kiana, würde wohl Sahmaran zu dem sichtlichen Genuss sagen, mit dem die Simurgh diese Mahlzeit verspeisten?
    V om Balkon der Herrscherin segelten drei Teppiche herab und blieben rechts neben Nesrins Ziehvater in Hüfthöhe in der Luft stehen. Auf dem ersten Teppich saß der Großwesir. Er sah nahezu aus wie immer. Nur wenn man genau hinschaute, erkannte man, dass die Falten in seinem Gesicht tiefer waren sonst.
    Der zweite Teppich trug die Haushofmeisterin. Selbst ihre dunkle Haut wirkte fahl. Kiana war es schleierhaft, wie Ava trotz allem die Kraft aufbrachte, ihre hellblauen Helfer so reibungslos arbeiten zu lassen.
    Dankend nahm Kiana das Glas mit Rosenwasser entgegen, das einer dieser Dschinns ihr reichte, und schaute sich gegen ihren Willen nach Farid um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Trotzdem sprangen all die widersprüchlichen Empfindungen der vergangenen Nacht, als der Prinz sie gegen seinen Vater verteidigt hatte, auf Kianas Gedanken auf und ritten sie so unerbittlich wie Fatima ihren Himmelsstier.
    Auf dem dritten Teppich thronte die Herrscherin. Leichenblass, aber aufrecht. Anmutig wandte sie sich den Simurgh zu: „Friede sei mit euch, meine lieben Freunde! Ihr seid uns immer herzlich willkommen. Zudem sind wir überaus dankbar, dass ihr unserem Hilferuf gefolgt seid und uns mit eurem Besuch ehrt.“
    Angetan von ihren Worten neigte Nesrins Ziehvater den Kopf. „Es ist uns eine Freude. Möge die Herrlichkeit des Palastes und seiner Bewohner auf ewig erstrahlen!“
    Das Lächeln der H errscherin täuschte fast darüber hinweg, dass noch immer der Geruch verkohlter Palastmauerzinnen in der Luft hing. „Wir waren gar nicht gefasst auf das Glück, euch jetzt schon begrüßen zu dürfen. Wie konntet ihr so schnell hier sein?“
    „ Als ich spürte, dass meine Tochter eine meiner Federn verbrannt hat, ahnte ich, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.“ Nesrins Ziehvater schüttelte kurz sein mächtiges Gefieder und wirbelte dadurch Laub auf. „Ich versammelte alle Sippengefährten, derer ich auf die Schnelle habhaft werden konnte, und flog mit ihnen los. Auf halber Strecke kam uns Miro entgegen, euer Ausschreier, der uns fortan begleitete und uns unterwegs über Damon und sein Heer in Kenntnis setzte. Doch wie ich dem toten Skorpiongezücht vor euren Toren entnehme, war unser Beistand gar nicht vonnöten. Ich darf euch zu eurem Sieg gratulieren. Ihr seid doch alle unversehrt, wie ich hoffe?“
    „Leider nicht, verehrter Simurgh-Bruder“, seufzte Sayed. „Wir haben drei Tote und viele Ve rletzte zu beklagen.“
    Der Riesenvogel ließ den Kopf hängen. „Das zu hören betrübt mich. Gewaltsamer Lebensverlust reißt immer ein zutiefst schmerzvolles Loch in das Gewebe der Zeit.“
    „Ein großes Unglück!“, stimmte der Kleinste der Simurgh zu. „Mögen eure Toten friedvoll in die nächste Schicht des Seins gleiten!“
    Taktlos platzte Nesrin in die Beileidsbekundungen: „Wo steckt Miro eigentlich?“
    „Ich glaube, er ist gerade auf dem Schlachtfeld“, meinte einer der Palastkrieger, „und … äh, tut, was Geier eben so tun.“
    „Iiiiiiiiiiiih!! !!“, machte Nesrin angewidert, und unwillkürlich drängte sich das Bild des weißen Geiers, wie er auf dem toten Ghul gelandet war, vor Kianas inneres Auge.
    „Wie hat sich die Schlacht denn nun zugetr agen?“, fragte einer der Simurgh. Sein Gefieder hatte die helle Farbe von Wüstensand bei Mittag.
    Nesrin stemmte die Hände in die Hüften. „ Hey, das hab ich euch doch gerade erzählt!“
    Das Vogelgesicht des hellen Simurgh drückte so etwas wie Nachsicht aus. „Von zweiter Seite beleuchtet erstarkt manche Erkenntnis zu ungetrübter Wahrheit.“
    Noch

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