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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Mannes übertönte das aufsprudelnde Gelächter: „Stimmt es, dass in der Trüben Welt die westlichen Länder den unseren überlegen sind? In Technik, Kultur, Wissenschaft, in allem?“
    Eine violett gekleidete Frau fügte hinzu: „W arum sind sie darin besser als unsere Landsleute? Schließlich waren wir einst führend in allem. Wir haben der Welt die Kaffee-Kultur gebracht, Architektur, die Zahl Null - wie konnten die uns so übertrumpfen?“
    Fatima dachte kurz nach, bevor sie e rwiderte: „Wenn man sich, wie die Westbewohner der Trüben Welt, von politischer und religiöser Tyrannei befreit hat, ist es nicht verwunderlich, dass man frei denken, handeln, erfinden und so Entwicklung und Wohlstand erblühen lassen kann. Wenn dann auch noch die Frauen den begrenzten Horizont ihrer Geschirrtücher hinter sich lassen, Verantwortung übernehmen und an der Gestaltung des Fortschritts mitwirken, vervielfachen sich die Ideen, die Leistung und die Erträge. Da ist es kein Wunder, dass Wundersames passiert. Die westlichen Länder sind nicht besser als unsere, sie haben sich nur bessere Voraussetzungen verschafft. Und sie sind fleißig, das muss man ihnen lassen. Aber bei dem miesen Wetter dort kann man gar nicht anders, als ständig zu arbeiten, um sich warm zu halten.“
    Sie schnippte einen Finger in die Richtung des beleibten Mannes. „Allerdings könnten sie auch einiges von uns lernen. Nachdem ich in Ruperts Heimat angekommen war, musste ich feststellen, dass sich nicht nur das Wetter dort als nasskalt erwies, sondern auch der Umgang der Menschen miteinander. Viele wohnen allein und haben kaum Kontakt zu ihren Geschwistern und Eltern. Alte Menschen wie ich werden nicht als lebenserfahrene Ratgeber gewürdigt, sondern oft abgeschoben in Einrichtungen, wo sie nur auf den Tod warten.“
    Ungläubiges Gemurmel ertönte, verklang jedoch sofort wied er, als Fatima fortfuhr: „Mit dem familiären Zusammenhalt ist es dort nicht zum Besten bestellt. Wie auch mit der Gastfreundschaft. Was ich sagen will, ist, dass sowohl Orient als auch Okzident voneinander lernen können. Und wenn das geschieht, kann sich die Menschheit zu etwas Großartigem weiterentwickeln.“
    „Du glaubst also“, hakte der b eleibte Mann nach, „dass sich die Völker in unserem Teil der Trüben Welt genauso fortschrittlich entwickeln können wie die im Westen, wenn sie die Herrschaft von Diktatoren und Religion abwerfen?“
    „ Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Die Menschen hier sind so wie die in Europa oder Amerika, nur die Regierung ist anders und setzt andere Dinge durch.“ Fatima verlagerte ihr Gewicht und verzog unbehaglich ihr Gesicht. „Dein Wissensdurst in Ehren, lieber Dschamal, aber angesichts der Gefahr, der wir uns hier bei uns gegenübersehen, müssen wir derartige kulturelle Dispute auf später verlegen. Auf sehr viel später.“ Fatimas schneidende Handbewegung schloss das Thema ab. „Kiana muss endlich erfahren, was die Bedrohung durch Damon mit ihren Eltern zu tun hat.“
    Doch Dschamal hielt dagegen: „Du glaubst wirklich an eine Bedrohung, Seherin? Der Schreckliche Sultan hat uns seit dem letzten Krieg nicht mehr angegriffen. Und das ist lange her.“

„Unterschätz e nicht die Gefahr, Söhnchen! Ich spüre sie fast schon in meinen alten Knochen, so greifbar ist sie.“
    „Wie war das jetzt mit Rupert?“, warf Nesrin ein.
    „Ach ja, der.“ Fatima schob sich ein paar Kissen unter die Achsel, um sich darauf lehnen zu können. „Rupert war ein junger Lehrer an dieser magischen Schule im Nordwesten. Gut aussehender Junge, wenn man von seiner blassen Haut und seinen heufarbenen Augen absieht. Er war fasziniert von unserer Art der Magie, die sich von der seiner Landsleute sehr unterscheidet.“
    „Was ist denn bei denen anders, Seherin?“, fragte eine Frau in einem türkisfarbenen Kaftan.
    „ Oh, einiges. Sie arbeiten nicht mit Dschinns zur Verstärkung ihres Willens, sondern mit Zauberstäben.“
    „Sie haben keine Dschinns?“, wunderte sich e ine junge Frau, deren durchsichtiger roter Schal ihr Haar mehr betonte als bedeckte.
    „Doch, natürlich“, erwiderte Fatima. „Aber sie ve rwenden sie nur als schützende Helfer bei großer Gefahr. Die nennen sie dann Patron oder Patros oder so ähnlich.“ Sie überlegte kurz. „Oder hieß so die Schafskäsemarke, die ich dort immer gegessen habe? Mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste.“ Ihr Blick richtete sich wieder auf die Frau mit dem roten Schal. „Auf

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