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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Nesrin frech, noch während Kiana dabei war, einen Gruß auszusprechen.
    „ Gewiss, meine Töchter. Wir treffen uns im Besprechungsraum der Herrscherin, und zwar jetzt gleich!“
    „Wir können doch nicht so staubig, wie wir sind, bei der Herrscherin vorspre chen“, stieß Kiana aus, bevor ihr bewusst wurde, dass sie sich wohl kaum erdreisten durfte, der Haushofmeisterin Widerworte zu geben.
    Ava nahm von Nesrin die leeren Provianttaschen entgegen. „Die Herrscherin nimmt an ein paar Staubkörnchen keinen Anstoß. Und bei ihrer zerbrechlichen Gesundheit wäre es rücksichtslos, sie warten zu lassen. Waschen könnt ihr euch hinterher.“
    Da es Kiana noch immer nicht geheuer war, durch geschloss ene Gebäude zu fliegen, stieg sie ab und stellte fest, dass ihr rechtes Bein eingeschlafen war. Sie rollte ihren Teppich ein, steckte ihn unter die Achsel und humpelte Nesrin hinterher, die langsam die Treppe empor flog.
     
    Der Besprechungsraum war ein Zimmer neben dem Gemach der Herrscherin. Ein riesiger Kristalllüster hing in Raummitte von der Decke und spendete mit seinen zahlreichen Kerzen ein helles Licht, das die Blautöne der aufwändig bemusterten Teppiche und golddurchwirkten Sitzkissen zum Leuchten brachte.
    Die Herrscherin ruhte auf einem Diwan und wurde durch drei Kissen in seitlicher Lage gehalten. Sie wirkte erschöpft. Nicht ganz so erschöpft wie letztes Mal, aber erschöpft. Und auf die ihr eigene traurige Art wunderschön. Unweigerlich fühlte sich Kiana an die weinende Frau auf dem Bodenmosaik in der Eingangshalle erinnert. Obwohl Soraya anders als die Frau im Mosaik kein dunkelbraunes, sondern ein mehrlagiges weißes Kleid trug, das in zarten Kaskaden vom Diwan bis auf den Boden floss. Was beide Frauen verband, war die Verzweiflung in den Augen - beim Bild im Mosaik verwandelt zu Tränen, bei Soraya sichtlich mühsam im Zaum gehalten durch eine anrührende Tapferkeit.
    Um die Herrscherin herum saßen Ava, Fatima und neun oder zehn andere Leute, die auch zu den Würdenträgern des Palastes gehören mussten, der edlen Kleidung und den wichtigen Mienen nach zu urteilen. Alle Gespräche drehten sich um den Anschlag auf die Karawane. Miro hockte zwischen ihnen auf einem Kissen, vor sich einen Teller mit rohem Fleisch.
    Die Mädchen grüßten die Anwesenden und wurden von der Herrscherin aufgefordert, sich hinzusetzen. Avas Dschinn schritt zwischen den Sitzenden in doppelter Ausführung u mher. Der eine servierte gerade Tee an Fatima, der zweite wies Nesrin und Kiana ihre Plätze zu, wartete geduldig, bis sich beide niedergelassen hatten und stellte dann vor jede ein Tablett mit je einem Teller und einem Humpen aus gebranntem Ton. Baski rollte sich auf dem Schoß ihrer Herrin ein.
    „Greift zu, Mädchen! Ihr müsst nicht auf uns warten. Mit Ausnahme von Miro haben wir schon gegessen.“ Erst nach dieser Aufforderung durch die Haushofmeisterin wagte Kiana, nach dem großen Humpen zu greifen, in dem herrlich frisches Wasser war. Der Teller vor ihr enthielt wie der ihrer Freundin ein Stück Fladenbrot, etwas Käse und einen Pfirsich.
    „E rzähle uns von eurer Reise, Kiana!“, eröffnete die Herrscherin. „Mein lieber Freund Miro hat berichtet, du hättest ein Haar von Sahmaran erhalten, wie ich insgeheim gehofft hatte.“ Sie nahm etwas Glänzendes auf, das vor ihr auf dem Kissen gelegen hatte. „In diesem Amulett kannst du das Haar aufbewahren und immer bei dir tragen. Achte gut darauf und verbrenne es nur im äußersten Notfall, wenn nichts anderes mehr hilft! Von all jenen, die ich kenne, war deine Mutter bisher die Einzige, die jemals ein solches Haar erhielt, nachdem sie Sahmaran geheilt hatte. Elina musste es später einsetzen, um eine Bande von Ghulen in die Flucht zu schlagen, und es hat ihr dabei vermutlich das Leben gerettet.“
    Als Soraya die Hand hob, um Kiana das Schmuckstück entgegenzuhalten, sackte ihr Arm kraftlos auf das Polster zurück. Einer von Avas Dschinns nahm das Amulett mit einer anm utigen Verbeugung an sich und reichte es Kiana, die, eingeschüchtert durch den sichtlich hohen Wert des Geschenks, wortreich ihren Dank äußerte. Das Amulett hing an einer goldenen Kette und hatte als Deckel einem roten, in Gold gefassten Edelstein, der zu einem S-förmig geschwungenen Tropfen geschliffen war.
    Nesrin holte ihr Täschchen aus der Hosentasche hervor, zog das lange Haar heraus und erntete andächtiges Gemurmel ringsum. Obwohl das Haar aussah wie ... ein Haar eben. Doch da es

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