Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
hinter den Palastmauern verschwunden.
    „ Ist das ein Angriff auf den Palast?“, stieß Kiana hervor.
    Nesrin wirkte nicht sonderlich beunruhigt. Sondern eher genervt. „Nein, das war nur Farid, der alte Angeber.“
    „ Du meinst den …?“
    „Ja, genau den Farid. Er gehört zu den Dschinn-Wandlern oder wie auch immer die das nennen. Das heißt, er kann irgendwie mit seinem Dschinn, diesem brennenden Flattermann, verschmelzen oder sich in ihn verwandeln oder so ähnlich. Echt selten, diese Fähigkeit. Und echt schräg. Aber schon irgendwie cool, das muss ich zugeben.“ Sie verzog das Gesicht. „Trotzdem: Angeber!“
    Und wie es Nesrins Art war, hüpfte ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf etwas anderes: „Komm, schauen wir mal, ob Ava Kuchen gebacken hat!“ Sie flog voran, wohl aus Rücksicht auf Kiana nicht über die hohe Außenmauer, sondern durch das Haupttor, das von zwei Männern der Palastwache flankiert wurde.
    Während Kiana schweigend folgte, klebten ihre Gedanken noch immer an Farids brennenden Federn. Dieses Fenster dort oben im höchsten Turm des Palastes, dessen Inneres hell aufloderte, um dann auf einen Schlag in völlige Dunkelheit zu versinken - war er etwa dorthinein geflogen? War das sein Zimmer?
    Aus reinem Reflex krallten sich Kianas Finger in den Teppich, als dieser auf einmal fast senkrecht hochstieg. In die Richtung dieses Turmfensters. Während sie ihren blöden Teppich wegen seiner Angewohnheit verfluchte, sich immer gleich auf alles zu stürzen, was ihre Augen länger als einen Gedanken lang festhielten, zwang sie ihn unter Aufbietung ihrer ganzen Konzentration in die ursprüngliche Fahrtrichtung zurück, als der gewaltige linke Flügel des Palasttores mit einem Krachen vor ihr zufiel.
    Kiana riss die Hände hoch, spürte sogleich auf ihren Handflächen die polierten Holzornamente des zugefallenen Tores, das in den Angeln zitterte. Der Teppich rutschte unter Kiana weg, doch damit hatte er wieder ihre volle Aufmerksamkeit, und sofort erlangte sie die Kontrolle über ihn zurück. Über die beiden ratlos dreinschauenden Wachen hinweg flog Kiana durch die noch offen stehende rechte Seite des Tores.
    Nes rin schwebte ihr entgegen. „Oh Scheiße, was war das denn?“
    „Das Tor ist zugeflogen.“
    „Das weiß ich auch!“ Nesrins Stimme klang aufgebracht. „Das ist noch nie passiert, seit ich hier lebe. Wenn du dich nicht beim Reinfliegen so dumm angestellt hättest, wärst du voll dagegen gekracht und abgestürzt. Und vermutlich hättest du dir dabei alles gebrochen. Das sieht mir ganz nach einem Anschlag aus.“ Argwöhnisch beäugte sie die Umgebung. „Anscheinend hat Damon mehr Spione, als wir gedacht haben.“
    Doch Kiana hatte keine Kraft mehr, eine neue Gefahr - noch eine! - für möglich zu halten, noch dazu in den Mauern des Palastes, wo sie zumindest nie um ihr Leben gefürchtet hatte. „Ich weiß nicht, Nesrin, ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Anschlag gewesen sein soll. Außer den Wachen und uns war niemand beim Tor. Bestimmt war der Torflügel einfach nicht richtig verankert.“
    „Trotzdem müssen wir das Sayed sagen, sobald er z urück ist.“
    „D er hat zurzeit offensichtlich andere Probleme.“ Unendlich müde flog Kiana weiter. Sie hörte, wie Nesrin die beiden Wachen bat, das Tor genau zu untersuchen, bevor sie an Kianas Seite auftauchte.
    Das Tor des Hauptgebäudes war g eschlossen, schwang jedoch wie durch Geisterhand auf, als sich die Mädchen näherten. Im Schein der Kerzen, die in bunt verglasten Wandhalterungen steckten, präsentierte sich das Bodenmosaik der Eingangshalle in düsteren Farben und zog Kiana wie magnetisch an. „Sieh her, Nesrin! Das Bild hat sich wieder verändert! Es ist viel dunkler. Ist das nicht eine weinende Frau?“ Je länger Kiana darüber schwebte, desto deutlicher erkannte sie, dass das Mosaik tatsächlich eine braun gewandete Frau abbildete, deren Tränen in einer schwarzen Wüste verdampften.
    Kritisch beäugte Nesrin das Kunstwerk. „Das Dunkle kommt von der Notbeleuchtung hier. Und was die weinende Frau angeht: Du hast, wie ich schon sagte, eine echt krasse Fantasie.“
    Es war für Kiana unerklärlich, wie ihre Freundin das Bild nicht erkannte, das jedem Betrac hter deutlich ins Auge springen musste, hatte jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Ava kam aus dem Speisesaal gelaufen. „Allen guten Mächten sei Dank, ihr seid heil angekommen!“
    „Und wir haben Hunger und viel, viel Durst“ , erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher