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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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„Als ich noch Sklave war, wurde ich so unterdrückt wie die Frauen im hiesigen Teil der Trüben Welt. Hätte ich aufbegehrt, wäre ich getötet worden.“
    Der reich gekleidete Schwarze warf einen aufgebrachten Blick nach hinten zu dem ärmlich gekleideten. „Was heißt hier, als du Sklave warst, Aziz? Ich kann mich nicht erinnern, dich freigelassen zu haben. Habe ich dich nicht stets gut behandelt, Unwürdiger? Was erdreistest du dich dann zu verleugnen, dass du mein Sklave bist?“
    Aziz ballte die Fäuste. „Ich bin frei, du Narr, seit in der Klaren Welt die Sklaverei abgeschafft wurde. Und das war vor über zweitausend Jahren.“
    „ Aber nur“, warf Tahiramis dazwischen, „weil die Sklaven damals für die Abschaffung der Sklaverei gekämpft haben. Und die Frauen der Trüben Welt müssen eben auch so viel Rückgrat zeigen.“
    „Da bin ich voll deiner Meinung“, sagte Nesrin. „Aber wenn wir langsam mal zu Ki’s Frage kommen könnten, wäre das echt cool.“
    „Cool?“, wiederholte der rechte der drei Jünglinge fragend. „Du hast wahrlich befremdliche Wörter mitgebracht aus deiner Zeit im Westen der Trüben Welt.“
    Erneut zwirbelte Hussein seinen Bart. „Zu deiner leidenschaftlichen Rede, Freundin Tahir amis, möchte ich anmerken, dass ich als der Älteste von euch mich durchaus entsinne, wie der Abstieg des weiblichen Geschlechts von einstiger Verehrung zu unwürdiger Unterdrückung vonstatten ging. Die einstigen Herrscherinnen ließen ihre Länder in Reichtum erblühen. Die Künste gediehen, die Landwirtschaft, die Wissenschaft. Doch indem die meisten dieser Königinnen den Wohlstand ihrer Völker stets über alles stellten, vernachlässigten sie Ausgaben anderer Art.“
    „ Die Ausgaben für die Armee.“
    „Ganz recht, Freund Kemal. So wurden ihre Völker überrollt von unzivilisierten, aber gut bewaffneten Horden, die, so hat es den Anschein, mancherorts auch heute noch dort herrschen. Die Trübe Welt erstickte im Krieg. Da, mit Ausnahme deines Volkes, edle Tahiramis, der Krieg zumeist das Geschäft der Männer war, wurde zu Kriegszeiten auch bei den zivilisierten Völkern dem Wirken der Männer Vorrang eingeräumt. Die Männer zogen in die Schlacht, und die Frauen stellten, um ihren Männern den Rücken zu stärken, ihre eigenen Rechte hintan. Aus der Vorläufigkeit wurde bald Gewohnheit, bis sich keiner mehr entsann, wie es eigentlich ward gewesen. Erst recht, als dieser Zustand von pfiffigen Kriegsherren als religiöse Wahrheit festgeschrieben wurde. Seitdem sind alle, die den Schriften derer sklavisch folgen, im Denken längst vergangener Kriege gefangen.“
    „Wo du schon die Schriften erwähnst“, Tahiramis nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Ze igefinger, „ich glaube, die bedeutendsten Bücher der Trüben wie der Klaren Welt wurden uns im Laufe der Zeit hier schon gebracht, und wir haben sie uns gegenseitig vorgelesen. Dabei fand ich es immer echt schräg - um mit deinen Worten zu sprechen, Nesrin - wie die großen Religionen der Trüben Welt den Frauen die Unterdrückung schmackhaft machen. Sag mir, Kiana, was versprechen die euch zurzeit fürs Jenseits, wenn ihr zu Lebzeiten so richtig schön brav seid?“
    Obwohl oder gerade weil Kiana spürte, dass das eine Fangfrage war, bemühte sie sich , das richtig wiederzugeben, was man sie gelehrt hatte: „Dann kommen wir ins Paradies. Dort kriegen wir einen schattigen Ort. In einem Garten.“
    „Oh, einen schattigen Garten für die Ewigkeit?“, höhnte die Kriegerin. „Das habe ich b ereits hier.“ Ihr rechter Arm deutete in einem Halbkreis um sich. „Das mag für die erste Zeit ganz angenehm sein, aber so nach fünfhundert Jahren etwa wird es jedoch ziemlich öde. Und so soll das Paradies für die Frauen sein?“ Angriffslustig lehnte sie ihren Oberkörper vor. „Während die Männer im Jenseits großbusige, leidenschaftliche Jungfrauen kriegen? Das heißt also, dass eine Frau, die ihr Leben lang ihrem Mann treu war, seine Kinder geboren und ihm ein Heim gegeben hat, dass diese Frau im Paradies von ihrem schattigen Garten aus zuschauen muss, wie ihr Gatte sich mit jüngeren Gespielinnen vergnügt? Eine Ewigkeit lang? Das erscheint mir eher die Hölle zu sein als ein Paradies.“
    Nesrin legte den Kopf schief. „Kann es sein, dass wir jetzt endgültig vom Thema abschwe ifen?“
    „ Ja, richtig“, stimmte Tahiramis zu. „Wir waren ja bei der geschichtlichen Entwicklung der Unterdrückung der Frau. Dort, wo einst reiche

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