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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Dschinns führte. Nesrin und Kiana kletterten ihm nach.
    Unten am Schachtboden angelangt änderte sich Amirs Tonfall: „Das ist doch nur ein alter, vertrockneter Brunnen. Und hier soll es Dschinns geben?“
    „Nein, nicht hier , Einstein!“ Nesrin flitzte den nachtschwarzen angrenzenden Gang entlang und stieß die Tür an dessen Ende auf. „Aber hier!“
    Zunächst erfreute sich Kiana an Amirs großen Augen, als er die ersten vorsichtigen Schritte in die funkelnde Welt der Dschinns setzte. Dann vergaß sie für einen Moment ihn und alles Übrige und konnte selbst nur noch ehrfürchtig die vielen Märchenwesen bestaunen, die vor sich hin dösten oder gelangweilt an ihren menschlichen Besuchern vorbeischlenderten.
    Es waren andere Dschinns als bei Kianas erste m Besuch hier. Eine zweibeinige Echse mit teils grünen, teils goldenen Schuppen lehnte an einem Felsvorsprung, unter dem ein schafsgroßer Schmetterling hing. Und eine weiße Feengestalt saß auf einem kniehohen Saphir und kämmte ihr bodenlanges, stahlfarbenes Haar. Baski kam Nesrin entgegengelaufen und ließ sich von ihr hochnehmen.
    „ Hallo, mein Liebling“, murmelte Nesrin in das weiche Fell. „Das hier ist unser neuer Freund Amir! Such seinen Dschinn!“ Das Kätzchen musterte den neuen Freund mit schief gelegtem Kopf. Unschlüssig, wie es schien. Auf einmal sprang es vom Arm seiner Herrin und rannte los.
    Die Edelsteine knirschten unter den Fußsohlen, als alle hinter Baski her eilten. Der Weg ging nicht, wie Kiana automatisch angenommen hatte, die Anhöhe hoch zu jener bedrückenden Ebene mit den wurmähnlichen Baby-Dschinns. Sondern in die genau entgegengesetzte Richtung. Kiana hatte gar keine Zeit, all die fantastischen Gestalten richtig wahrzunehmen, an denen sie vorbeihastete, so schnell lief das Kätzchen. Immer wieder schaute es sich nach Amir um, als würde es erkunden wollen, welche Regungen er zeigte. Und dann rannte es wieder weiter. War das da hinten Wasser?
    Ja, eine große Wasserfläche gab es dort mit Wellen und Strand und Brandung und einem Horizont, der von einer tief hängenden, grauvioletten Wolkenfront verschluckt wurde. Ein großer See also. Oder gar ein Meer. Außer auf abgegriffenen Bildern hatte Kiana bisher weder das eine noch das andere gesehen. Das einzige Gewässer, das sie kannte, war der Fluss, der durch ihre Heimatstadt floss und Müll, Gestank und Totes mit sich führte. Und, wenn man Glück hatte, Treibholz.
    Hier in der Welt der Dschinns gab es nicht mal die Andeutung von Abfall. Alles schien einen Sinn zu haben, und sei es nur den der Schönheit. Die Edelsteine unter Kianas Füßen wurden kleiner und kleiner, bis sie in glitzernden Sand übergingen.
    Baski blieb an der Wasserlinie stehen. Eine Welle schwappte über ihre Vorderpfoten, woraufhin sie einen Satz rückwärts machte und auf einen rosa Fels stieg. Dort wartete sie.
    Alle starrten Baski an. Und sie starrte das Gewässer an. In einiger Entfernung schwebte eine wundervoll geschwungene Schnecke über der Wasseroberfläche. Aus der Schnecke kamen melodische Töne, in deren Rhythmus zarte Farbschattierungen über das Perlmutt des Schneckenhauses glitten. Baski interessierte sich jedoch nicht dafür, sondern schaute daran vorbei. Auf die Wellen.
    Doch dort gab es nicht s außer Wasser.
    „Und jetzt?“ Nesrin stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich zu ihrem Dschinn herunter. „Ich will ja nichts sagen, Baski, aber wir haben keine Zeit für eine Strandparty. Also jetzt beeil dich gefälligst! Suche Amirs Dschinn!“
    Baski rührte sich keinen Finge rbreit.
    Plötzlich nachdenklich geworden richtete sich Ne srin auf und trat zu Amir. „Baski weigert sich, ins Wasser zu gehen. Und da ist offenbar dein Dschinn drin. Du musst ihn rufen.“
    Überrumpelt legte Amir die Fingerspitzen der rechten Hand auf seine Brust. „Was, ich? Wie soll ich das denn machen? Woher weiß denn die Katze überhaupt, dass mein Dschinn im Wasser ist?“
    „Baski weiß es eben.“ Ungeduldig wippte Nesrin mit dem Fuß. „Und jetzt ruf endlich de inen Dschinn her, sonst stehen wir noch den ganzen Tag hier rum!“
    Nicht im Entferntesten daran gewöhnt, von einem Mädchen Befehle zu erhalten, verzog Amir verärgert das Gesicht, doch dann besann er sich und rief mit lauter Stimme auf das Gewässer hinaus: „Dschinn! Komm her, Dschinn!“
    Da von aufgeschreckt plumpste die schwebende Schnecke ins Wasser, und ein länglicher Fischkopf tauchte aus den Wellen auf, verschwand aber

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