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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Palastkrieger, der hier mit dreckigen Stiefeln durchgelatscht ist?“
    „Nein, hier ist die Pupille . Und das da vorne ist ein Pfeil, der eine Schriftrolle aufspießt. Das bin ich. Der Palast hofft, dass wir die Schriftrolle finden.“ Sie hob die Augen, drehte sich im Kreis, erforschte die Gesichtszüge der Statuen in den Nischen, schaute auf die bemalten Glasfenster, die das einströmende Licht zu einem Kunstwerk machten, sah hoch zu den vielen Gewölben, die sich zur großen Kuppel aufschwangen. „Danke, du schöner Palast! Es tut gut zu wissen, dass du an uns glaubst.“ Auf einmal erschienen Kiana ihre eigenen Schritte leichter, zuversichtlicher. Fast beschwingt.
    Nesrin lächelte schief. „Du redest schon wie eine echte Einheimische. Komm, gehen wir!“
    Draußen warteten Befehlshaber Kassim, Amir und die Zwillinge, um sich von Kiana und Nesrin zu verabschieden. Mit dem Meerhengst an seiner Seite trat Amir zu Kiana. „Ich kann nicht glauben, dass man euch allein gehen lässt!“
    „ Warum nicht?“ Unbekümmert zuckte Nesrin die Schultern. „Ki kennt sich hier zwar noch nicht aus, aber ich passe schon auf sie auf.“
    „Du?“ Abfällig verzog Amir den Mund. „Du bist doch selber nur ein Mädchen.“
    Nesrins Augen verengten sich. „Nur ein Mä dchen?“
    In Amirs Gesicht stand genau die Mischung aus Geringschätzung und Fürsorglichkeit, die fast alle Männer der Trüben Welt den Frauen entgegenbrachten. „Was kannst du allein schon ausrichten, wenn euch Männer überfallen?“
    Nesrin stemmte die Hände in die Hüften. „ Hey, Alter, ich bin echt fähig, mich zu verteidigen. Außerdem sind wir nicht allein. Wir haben Baski. Sie schützt uns.“ Sie zeigte auf ihren Dschinn, der ihr schnurrend um die Beine strich.
    Amirs Auflachen war kurz und hart. „Ja, dein kleines Kätzchen wird sicher jeden Angreifer in die Flucht schlagen.“
    Nesrins Geduld schwand sichtbar. „Vorhin hast du Baskis Hilfe gern angenommen, und jetzt machst du dich über sie lustig! Ohne sie würdest du jetzt noch planlos im Tal der Dschinns herumirren und deinen Dschinn suchen.“
    „Dafür bin ich ja auch dankbar. Aber für euren Schutz taugt dein piepsiges Kuscheltier wohl kaum.“
    Jetzt fauchte Baski. Nesrin auch: „Du wagst es, Baski als piepsiges Kuscheltier zu bezeichnen, du Blödmann?!“
    Es war erstaunlich zu beobachten, wie die sonst so heitere Nesrin, die jedes Ärgernis mit e inem Schulterzucken abtat, von Wort zu Wort wütender wurde. Noch beeindruckender war jedoch die Verwandlung, die ihr Dschinn durchmachte. Denn er blähte sich auf.
    Zuerst dachte Kiana, dass das Kätzchen nur größer wirkte, weil es die Haare sträubte, aber dann wuchs es vor aller Augen in Windeseile, bis es so groß war wie ein Schaf, dann weiter und weiter, bis es die Größe eines stämmigen Esels erreicht hatte. Die lustigen grauen Tupfen auf Baskis weißem Fell verzogen sich zu tigerartigen Streifen, und die Zähne wurden zu einem furchteinflößenden Raubtiergebiss, das ohne Mühe einem Kamel das Genick durchbeißen konnte. Vor allem die Reißzähne hatten sich verlängert. Und verdickt. Jetzt waren sie so groß wie Bananen. Bis weit über den Unterkiefer ragten sie aus dem Maul heraus.
    Baski, oder zu was auch immer sie sich entwickelt hatte, ließ ein Löwengebrüll hören, das Kiana bis ins Mark erschütterte. Der Meerhengst stieg wiehernd auf die Hinterbeine, keilte mit den Vorderhufen aus und rannte wie der Blitz in Richtung Rosengarten. Amir hingegen stand da wie gelähmt.
    „Das ist übrigens ein Säbelzahntiger, nur falls es dich intere ssiert, Amir.“ Zufrieden lächelnd legte Nesrin den Trageriemen ihrer Umhängetasche quer über ihre Brust. „An deiner Stelle, Alter, würde ich jetzt in die Gänge kommen und versuchen, deinen fischigen Klappergaul wieder einzufangen, bevor er Avas Küchenkräuter zertrampelt. Leider kann ich dir nicht helfen, denn mein piepsiges Kuscheltier und ich müssen jetzt mit Ki aufbrechen.“ Sie schleuderte ihren Teppich in die Luft und saß lässig auf.
    Was Kiana zum Anlass nahm, ihren Teppich genauso elegant auszuwerfen. Doch anstatt sich zu entrollen, landete er in einer Blumenrabatte. Mit einem vorsichtigen Blick zu Baski holte Kiana den Teppich aus den Blumen und versuchte erfolglos, die zerdrückten Blüten und Stängel zu richten. Umständlich entrollte sie den Teppich per Hand, setzte sich darauf und legte den Proviantkorb vor sich.
    „Komm, Baski!“, rief Nesrin, und der

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