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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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und Waren bei einem der immer häufigeren Luftangriffe verlieren könnte. Dann wäre er ruiniert. Die Entschädigung, die Ausgebombte erhielten, war ihren Namen nicht wert. Umso wichtiger war es Trasse, seine alten Freundschaften weiter zu pflegen. Alte Kameraden konnten immer nützlich sein.
    Trasse und Wilfried Saborski hatten es sich auf den schweren Ledersesseln im Salon der Villa bequem gemacht.
    »Erstklassiger Tropfen.« Saborski hob anerkennend das Weinglas. »Wie kommst du nur an das Zeug?«
    »Gibt’s auf Lebensmittelkarten.«
    »Du machst Witze.«
    Trasse trank einen Schluck Roten. »Natürlich.«
    »Also, wie?«
    »Beziehungen. Geld. Und die richtige Nase für ein gutes Geschäft.«
    »Kannst du mir auch ein paar Kisten besorgen?«
    »Zehn?«
    »Und der Preis?«
    »Den sage ich dir, wenn der Wein in deinem Keller liegt. Du wirst zufrieden sein.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Ich helfe immer gern.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort.«
    Trasse und Saborski kannten sich seit mehr als zwanzig Jahren. Sie hatten gemeinsam gegen die französische Besatzung des Ruhrgebiets gearbeitet, Trasse als Koordinator des Widerstands, Saborski als Leiter einer der dezentral operierenden Gruppen. Trotzdem waren der Sechzigjährige und der zehn Jahre jüngere Saborski nie wirklich Freunde geworden. Sie respektieren einander, trauten sich jedoch nicht über den Weg. Immerhin hatte ihr Zweckbündnis Bestand. Vielleicht weil die beiden Männer zu viel voneinander wussten.
    »Was erzählt man sich denn so im Reichssicherheitshauptamt über die Kriegslage nach Stalingrad?«, wollte Trasse wissen.
    Saborski musterte sein Gegenüber aufmerksam. Der Kaufmann war nicht besonders groß gewachsen und hatte auffallend buschige Augenbrauen. Seine Haarpracht hatte in den letzten Jahren deutlich gelitten. Sichtbare Lücken auf der Schädeldecke und ausgeprägte Geheimratsecken zollten dem Alter Tribut. Und der früher so drahtige Körper hatte Fett angesetzt, ein Zeichen dafür, dass Trasse sich Lebensmittel leisten konnte, die nicht auf Marken zu haben waren.
    Saborski ließ den schweren Rotwein in seinem Glas kreisen und beobachtete die Alkoholschlieren, die sich an der Glaswand bildeten. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Amis in Westeuropa landen. Der Iwan wird uns über kurz oder lang überrennen. Und Stalingrad war nur der Anfang. Wir haben ja heute schon kaum noch eine Chance gegen die feindlichen Bomber, allen Sprüchen von Göring zum Trotz. Also: Es sieht nicht gut aus.«
    »Was ist denn mit den Wunderwaffen? Nur Propaganda?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist das die vorherrschende Auffassung in deinem Amt?«
    Saborski lachte heiser. »Wie kommst du denn darauf? Natürlich glauben die meisten von uns immer noch an den Endsieg. Stalingrad war nicht viel mehr als eine umfassende Frontbegradigung. Traurig, aber unvermeidbar. Die Verluste der Sowjets waren viel zu hoch, als dass sie den Kampf noch lange fortsetzen können. Wir werden siegen, keine Frage.«
    »Und du? Was glaubst du?«
    »Ist noch etwas in der Flasche?« Saborski streckte seinem Gastgeber das leere Glas entgegen.
    Trasse griff zum Rotwein, hielt aber in der Bewegung inne. »Na, was ist nun?«
    »Ein guter Tropfen, wie gesagt.«
    »Mich interessiert deine Meinung.«
    »Meine Meinung? Steht jeden Morgen im Völkischen Beobachter. « Saborski wedelte mit dem Glas.
    Trasse lächelte. »Ganz Polizist. Immer auf der Hut. Na denn.« Er schenkte endlich ein und hob sein Glas. »Zum Wohl. Auf den Führer.«
    »Auf den Führer.«
    Nun kam Trasse zur Sache. »Du hast dich um diese verschwundene Polin gekümmert?«
    »So, wie du mich darum gebeten hast. Aber was interessiert dich eigentlich diese Ostarbeiterin?«
    »Die Polin ist mir völlig egal. Aber meine Tochter hat es versäumt, sofort Vermisstenanzeige zu erstatten. Sie wollte erst ihren Mann informieren und hat zu lange gewartet. Wenn man diesen kleinen Gesetzesverstoß nun benutzt, um Material gegen meinen Schwiegersohn in die Hand zu bekommen …«
    »Verstehe. Die Karriere, nicht wahr?«
    »Gerade in dieser Zeit darf nicht der geringste Makel auf ihn fallen. Es stehen einige Neubesetzungen im Parteiapparat an, wie man so hört. Aber nur, wenn die Angelegenheit mit dieser Polin nicht hochgekocht wird.«
    »Schon erledigt.«
    »War das eine richtige Entscheidung, diesen Goldstein …«
    »Golsten!«
    »Es ist mir gleich, wie er sich jetzt nennt. Von mir aus auch Golsten. Also, war es richtig, ausgerechnet ihn mit den

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