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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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suchte die Kripo nach ihr. Schließlich hatte sie massiv gegen die Polenerlasse verstoßen. Als Tote hingegen war sie nicht wichtig. Wen scherte es schon, dass eine junge Polin ermordet worden war?
    Kopfschüttelnd legte der Hauptkommissar Saborskis Zettel zu den Akten. Mord war Mord und in Golstens Augen war es völlig unerheblich, welche Nationalität das Opfer hatte. Immerhin hatte Saborski ihm weitere Ermittlungen in der Mordsache Slowacki nicht ausdrücklich untersagt.
    Golsten erwog, Josef Kaczyk einfach vorzuladen. Er wusste aus den Akten der SS, dass der Pole jetzt bei der größten Baufirma in Wanne-Eickel arbeitete. Dann aber entschied er sich gegen eine Vorladung. Eine Vernehmung musste bei dem Mann Ängste auslösen und eine offizielle Vorladung ins Präsidium dürfte dessen Aussagebereitschaft nicht gerade erhöhen. Deshalb erschien es sinnvoller, Kaczyk bei einem Glas Bier zu befragen.
    So stand der Hauptkommissar – auch auf das Risiko hin, den Polen heute nicht anzutreffen – am späten Nachmittag vor der Kneipe in Holsterhausen. Schönberger hatte ihm erzählt, dass der Laden seit Anfang 1940 von einem aus Schlesien stammenden Kriegsversehrten geführt wurde.
    Der Geruch nach schalem Bier und billigen Zigaretten schlug ihm entgegen, als der Hauptkommissar die Tür öffnete und den Schankraum betrat. Hinter der Theke stand ein fülliger Mann undefinierbaren Alters mit schütterem Haar und rotem Gesicht. Er sah nur kurz auf, als Golsten näher kam, und widmete sich weiter dem Spülen der Gläser. Über ihm hing das obligatorische Führerbild an der Wand. Die fleckigen Tapeten sahen aus, als ob sie seit zwanzig Jahren nicht mehr erneuert worden wären. An einigen Stellen warfen sie Beulen und drohten, sich zu lösen.
    An der Theke saß niemand. An einem der Ecktische allerdings hockten zwei Männer, deren Jacke das lilafarbene P zierte.
    Golsten trat zum Wirt. »In Ihrer Gaststätte verkehrt ein Pole namens Josef Kaczyk. Kennen Sie den Mann?«
    Der Kneipeninhaber widmete sich mit Hingabe weiter seinen Gläsern. »Und wer will das wissen?«, knurrte er nur.
    »Ich.« Golsten beugte sich über die Theke und zeigte dem Mann seinen Dienstausweis.
    Der reagierte wie erwartet und ließ das Glas, das er in der Hand hielt, zurück in das Wasserbecken fallen. »Wie war doch gleich der Name?«, erkundigte er sich devot.
    »Josef Kaczyk.«
    »Ja.«
    »Was ja?«
    »Ich kenne ihn.«
    Golsten blickte zu den beiden Polen, die so taten, als ob sie nicht mitbekommen hätten, dass ein Fahnder des RSHA Erkundigungen in dieser Gaststätte einholte.
    Einer der beiden wies eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Foto des Gesuchten auf, welches Golsten aus den Meldeakten kannte. »Ist Kaczyk hier?«, fragte er deshalb den Wirt.
    Der schaute auf seine Gäste, so als ob er die Männer erst jetzt wahrnehmen würde. »Nein. Aber einen von denen da habe ich mehrmals zusammen mit Kaczyk gesehen.«
    »Welchen?«
    »Den mit den dunkleren Haaren.«
    Golsten nickte und trat an den Tisch der Polen. »Ich suche Josef Kaczyk.«
    »Nicht da«, sagte der Dunkle.
    »Kommt er heute noch?«
    »Kann sein, kann auch nicht sein.«
    »Geht das etwas genauer?«
    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. »Nicht wissen.«
    Der Hauptkommissar winkte den Wirt zum Tisch. »Bringen Sie uns drei Bier.«
    Die Polen sahen überrascht auf. Als wenig später die vollen Gläser auf dem Tisch standen, griff Golsten zu einem, hob es hoch und prostete den beiden zu, die zögernd seinem Beispiel folgten.
    Schweigend tranken die Männer. Dann sagte der mit den dunklen Haaren: »Vielleicht kommt Josef noch. Später.«
    »Wann?«
    »Nicht wissen. Später.«
    Golsten seufzte. Mehr würde er wohl nicht erfahren. Er nahm sein Glas, ging zur Theke, setzte sich auf einen der Barhocker und beschloss, eine halbe Stunde in der Kaschemme auszuharren.
    Aber er musste nicht so lange warten. Minuten später wurde die Tür geöffnet und ein schlanker, hochgewachsener Mann mit einem dichten Schnauzbart betrat die Kneipe. Golsten war sich sicher. Das war Kaczyk.
    Der Neuankömmling schaute kurz zu Golsten, grüßte verhalten und steuerte den Tisch an, an dem die anderen Polen saßen. Sogleich überfielen diese ihren Landsmann mit einem Schwall polnischer Worte.
    Der setzte sich gar nicht erst, ging ohne Zögern zur Theke zurück. »Ich bin Josef Kaczyk. Sie suchen mich?«, fragte er mit hartem Akzent.
    »Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten, ja.«
    »Gestapo?«, fragte der Mann

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