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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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mich ohne jede Aufsicht allein in die Kammer gelassen. Eine Schweinerei sondergleichen.« Saborski zeigte mit dem Finger auf den Beamten. »Dafür tragen Sie die Verantwortung.«
    »Ich wusste nicht …«
    »Sie wussten nicht? Ich werde Ihnen sagen, was Sie tun werden. Und zwar unverzüglich. Sie ziehen diese Niete da unten ab. Schicken Sie ihn in den Ruhestand. Aber nicht, ohne sein Verhalten vorher disziplinarisch überprüfen zu lassen. Und diese Überprüfung kann nur ein Ergebnis haben. Stimmen Sie mir zu?«
    »Hoppert ist schon achtundsechzig«, riskierte der Leiter eine Bemerkung. »Bei einer Disziplinarstrafe sind seine ohnehin nicht sehr hohen Pensionsbezüge gefährdet. Er …«
    »Meinen Sie, das interessiert mich? Wollen Sie den Kerl etwa decken? Ich sollte Sie statt seiner vor die Disziplinarkommission bringen.«
    »Bitte, Herr Sturmbannführer.«
    »Ich habe eben gefragt, ob Sie mir zustimmen?«
    »Jawohl, Herr Sturmbannführer.«
    »Gut. Und dann machen Sie eine Revision des Bestandes. Noch an diesem Wochenende. Ich will wissen, ob da unten wirklich nur Unordnung herrscht oder tatsächlich auch Beweisstücke unterschlagen wurden.«
    »Unterschlagungen? Niemals! Ich lege für Hoppert meine Hand ins Feuer.«
    »Dann passen Sie auf, dass Sie sich keine Brandblasen holen. Ihr Bericht liegt am Montagmorgen auf meinem Schreibtisch. Wenn auch nur ein Asservat fehlt, gnade Ihnen Gott.«
    Saborski stürmte aus dem Büro, die Tür hinter sich zuschlagend. Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln.
    47
    Freitag, 23. April 1943
    D ie Zulassungsstellen in den umliegenden Städten waren glücklicherweise schneller als die in Herne bereit, Golsten bei seinen Nachforschungen zu unterstützen. Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel meldeten Fehlanzeige, in Bochum waren drei derartige Luxuswagen zugelassen, deren Halternamen Golsten aber nichts sagten. Selbstverständlich notierte er sie trotzdem. Endlich kam auch der Anruf aus Recklinghausen. Ja, berichtete der dortige Beamte. Einen Horch in der Pullman-Ausführung gebe es in der Stadt. Besitzer sei der Kaufmann Wieland Trasse, der im Süden der Stadt seinen Wohnsitz habe.
    Golsten schüttelte verwundert den Kopf. Wieland Trasse, Besitzer von je einem Kaufhaus in Herne und Recklinghausen. Vor ein paar Jahren hatte der Name die Runde gemacht. Es ging damals, wenn sich Golsten recht erinnerte, um Auseinandersetzungen mit Trasses früherem Teilhaber. Unschöne Gerüchte und Verdächtigungen waren laut geworden. Sollte Trasse etwas mit dem Fall zu tun haben?
    Golsten rief Schönberger an. »Sagt dir der Name Wieland Trasse etwas?«, fragte er.
    »Meinst du den Kaufhausbesitzer?«
    »Genau den.«
    Schönberger dachte einen Moment nach. »Vor einigen Jahren gab es Streit mit seinem Kompagnon,« antwortete er dann.
    »Ich weiß. Und darüber hinaus?«
    »Warte. Der Mann hat vorzügliche Kontakte. Ein alter Kämpfer. Parteimitglied seit … Ach, was weiß ich. Kennt jedenfalls viele wichtige Leute. Wie man so hört, soll auch unser geschätzter Vorgesetzter mit ihm befreundet sein.«
    »Saborski?«
    »So ist es. Jetzt fällt mir noch etwas ein. Seltsam, dass ich nicht sofort darauf gekommen bin. Die junge Witwe Munder ist seine Tochter.«
    »Charlotte Munder?«, echote Golsten verblüfft. »Danke. Du hast mir sehr geholfen.«
    Golsten legte den Hörer auf die Gabel. Das hätte er selbst wissen müssen. Die Hochzeit der Kaufhaustochter mit dem aufstrebenden Parteifunktionär Munder war Stadtgespräch gewesen. Wie hatte er das nur vergessen können? Selbst Lisbeth und ihre Freundin Marianne hatten sich ausführlich darüber ausgetauscht. War Marianne nicht sogar eine Klassenkameradin Charlotte Munders gewesen?
    Wieland Trasse. Der Schwiegervater des toten Parteibonzen fuhr einen Horch - Pullman. Und ein Wagen solchen Typs war gleich zweimal an Orten aufgetaucht, die mit Verbrechen zusammenhingen, die sich im Umfeld Munders ereignet hatten. Das konnte kein Zufall sein.
    Kurz entschlossen griff Golsten zum Telefon und rief das Kaufhaus Trasse in Recklinghausen an. Dort meldete er sich mit Hauptwachtmeister Weinlich. Er habe einen Autounfall zu bearbeiten und müsse deshalb mit einem Wieland Trasse sprechen. Wie Golsten erwartet hatte, wurde er nicht direkt zu Trasses Apparat durchgestellt, sondern landete im Vorzimmer des Kaufhausbesitzers.
    Er wiederholte sein erfundenes Anliegen und hoffte insgeheim, dass ihn die Vorzimmerdame nicht verbinden würde. Und er hatte Glück.
    »Wann, sagten

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