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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Hügels, einige Türme und das allgemeine Miasma des Bösen, das dräuend über dem Ganzen schwebte, war alles, was wir von der Stadt sehen konnten.
    »Ich hoffe, es ist ein ruchloser Einfall.«
    »Eigentlich ist es eher ein Besorgnis erregender.«
    »Siehst du, schon wirst du wieder ernsthaft.«
    »Manchmal habe ich keine Wahl.«
    »Schon gut. Worum geht es?«
    »Oberst Block hat mich gewarnt, dass mir jemand folgt, und zwar schon die ganze Zeit. Es muss ein sehr cleverer Schatten sein. Was bedeutet, dass mir auch jetzt jemand folgen könnte.«
    »Heißt das nicht einfach nur, dass dich jemand ernst nimmt? Jammerst du nicht immer, weil die Leute dich angeblich nicht ernst nehmen?«
    »Richtig. Das ist großartig fürs Ego. Aber mir ist gerade etwas aufgegangen: Wenn ich jetzt der Versuchung nachgebe und es mit der hinreißendsten Rothaarigen nördlich des Cantard in einem Feld mit Kornblumen treibe – wohlgemerkt: Es gibt nichts, was ich lieber täte – , dann würde ich vielleicht von Verfolgern plattgetreten, die herausfinden wollten, wohin ich gehe.«
    Die Baumgrenze hinter uns bot die letzte gute Deckung für jemanden, der mich verfolgte.
    Tinnie kam noch etwas näher. Ihre Augen waren halb geöffnet. Genau wie ihre Lippen. »Die hinreißendste?«, hauchte sie heiser.
    »Du Biest.«
    Sie lachte. »Siehst du? Du vergisst sofort alles …« Sie unterbrach sich und blickte nach rechts.
    Jemand hatte den Wald verlassen. Es war ein Jemand, der es nicht eilig hatte. Ein Jemand, der pfiff, während er die staubige Straße entlangspazierte.
    »Trotzdem ist es eine gute Idee, Garrett«, flüsterte Tinnie dicht an meinem Ohr. »Vielleicht auf dem Heimweg.«
    »Früher oder später.«
    Vor uns rumpelte es. Es klang wie weit entferntes Donnergrollen. Wir würden in einer halben Meile die nächste Baumgrenze erreichen. »Was ist das?«, fragte Tinnie.
    »Reiter. Eine ganze Horde.«
    Der Flanierer hinter uns hörte es auch. Er sprang über den Zaun und verschwand in der hohen Weide jenseits der Straße. Hmm.
    Ich kletterte rasch hinüber auf Tinnies Seite. »Lauf zu den hohen Gräsern.«
    »Warum?«
    »Weil wir nicht wissen wollen, wer diesen Krach macht. Es könnte jemand sein, den wir auf gar keinen Fall kennen lernen möchten.«
    »Oh. O-oh.«
     
    Der Krieg hatte mich gelehrt, gewisse Unbequemlichkeiten und Unbehagen stoisch zu ertragen, also murrte ich nur ein bisschen über die Disteln im Gras. Tinnie war da viel ungehemmter. Das arme, verwöhnte Stadtmädchen. Aber sie klappte ihr entzückendes Mäulchen zu, als eine Schwadron Zentauren in Sicht kam. Es waren allesamt Hengste, und sie hatten das harte Aussehen von feldzugerprobten Veteranen. Sie waren in Kampfformation unterwegs, waren bewaffnet und sehr wachsam. Der Armee würde das gar nicht gefallen. Ich zählte sie nicht, aber es mussten mindestens sechzehn gewesen sein.
    Vielleicht suchten sie ja etwas. Aber auf den Weiden sahen sie es nicht. Also galoppierten sie rasch weiter.
    »Was war das denn?«, fragte Tinnie, als die Luft wieder rein war. »Was suchen die so weit hier oben?«
    Ich hatte schon einmal Zentauren aus der Deckung beobachtet, aber das war eine Weile her, und es war im Cantard gewesen, wo Zentauren eigentlich hingehören.
    »Ich weiß es nicht. Aber diese Vierbeiner waren alles andere als gewöhnliche Flüchtlinge.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Es ist nicht mehr weit. Sankt Nordens Hütte steht hinter der nächsten Baumgruppe.« Hoffte ich jedenfalls. Bisher zählte ich noch nicht zu seinen bevorzugten Sommergästen.

 
72. Kapitel
     
    Adolph Sankt Nordens Klitsche entsprach vollkommen dem Klischee des stinkreichen karentinischen Landadels. Eine gewaltige Villa aus rotem Ziegel krönte einen Erdhaufen in der Landschaft, etwa eine halbe Meile hinter einer hohen Hecke, die hauptsächlich aus Dornen bestand. Es gab eine Menge grünes Gras, zahllose gut gepflegte Bäume, Schafe, Vieh und eine ordentlich ausgerichtete, quasimilitärische Zeltstadt. Ein Landschaftsmaler hätte das Vieh und das Biwak gewiss übersehen. Die schmutzige, weil von Arbeit verunstaltete Seite der ländlichen Idylle wird immer übersehen.
    »Warst du schon einmal hier?« Ich hätte sie früher fragen sollen.
    »Nein. Ich habe immer nur gehört, dass er sehr zurückgezogen leben soll.« Sie deutete auf die Zelte. »Das ist aber eine Menge Verwandtenbesuch. Warst du schon einmal hier?«
    »Meine Familie hat sich nie in solchen Kreisen bewegt.« Tinnie zog ihre Schuhe

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