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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wieder an. Sie war barfuß gelaufen, angeblich, weil sie den Sand zwischen ihren Zehen fühlen wollte. Es waren sehr niedliche Zehen, selbst staubverkrustet. Aber ich musterte stattdessen schnell die Hufspuren vor dem Tor. Zahlreiche merkwürdig geformte Hufe waren hier vor noch nicht allzu langer Zeit herumgetrampelt. Vielleicht war es auch nur eine Täuschung des Zwielichts. Der Tag neigte sich allmählich dem Ende zu.
    »Warum hält denn hier niemand Wache?«, fragte Tinnie. Sie tanzte auf einem bereits beschuhten Fuß, während sie versuchte, ihren zweiten Fuß in den anderen Schuh zu stecken. Diese Bemühungen boten einen wahrlich reizvollen Anblick.
    Ihre Frage hatte ich mir selbst schon gestellt. War Sankt Norden so selbstsicher? Das glaubte ich nicht. Nicht in dieser Welt.
    Und nicht so nah an TunFaire. Die Götter selbst sind hier nicht so zuversichtlich. Ich trat auf die Hufspuren. »Das macht mir selbst Sorgen.« Diese Zentauren hatten nicht so ausgesehen, als hätten sie gerade einen Kampf hinter sich gehabt.
    »Sollen wir lieber zurückgehen?«
    »Es ist schon sehr spät. Bevor wir das Stadttor erreichen, ist es dunkel.« Ich möchte auf keinen Fall im Dunkeln außerhalb der Stadtmauern sein. Von mir aus soll man das für ein Vorurteil halten. Diejenigen, die Villen, Höfe, Obstgärten und Weingärten besitzen und darauf arbeiten, kommen sehr gut klar. Diejenigen ohne feste Wände graben sich einfach über verzweigte, enge Tunnel in tiefe Keller ein, wenn die großen Donnerechsen Streife fliegen. Alles andere bringen sie um, bevor es sie umbringt.
    Ich gehe kein Risiko ein, wenn es nicht sein muss.
    Die Nacht hält Dinge parat, die weit schlimmer sind als der schnelle Tod in den Fängen eines hungrigen Biests.
    »Hast du Angst, Garrett?«
    »Sicher. Du verstehst doch, was ich hier mache? Wenn nicht, dann solltest du lieber anfangen …«
    »Wir sind ein Team, großer Bruder. Du und ich und unser hässliches, buntes Baby.«
    Der Gottverdammte Papagei hob kurz den Kopf und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Dann musterte er ebenso verächtlich die Umgebung. Die wirkte beinahe leblos.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    Da war ja unser fehlender Wachtposten. Er tauchte aus einem Gebüsch direkt hinter dem Tor neben der Straße auf. Und war dabei, seine Hose zuzuknöpfen. Aber er bekam plötzlich Probleme mit seinen Fingern, weil Tinnies Anblick ihn förmlich umhaute.
    Das Gefühl kenne ich. Ich habe es die ganze Zeit.
    »Ich bin Garrett. Ich arbeite für Adolph. Er sollte Sie benachrichtigen …«
    »Das hat er getan. Ich kenne Ihren Namen.« Er rümpfte die Nase. »Aber er ist nicht hier. Heute Abend gibt es eine richtig große Zusammenkunft.« Er maß Tinnie erneut von oben bis unten. Vermutlich überlegte er, ob sie vielleicht ihren Geschmack ändern wollte, was Männer anging.
    Die Zeiten sind wirklich hart, wenn sich schon Dutzendware wie dieser Bruno hier aufbläht. Vielleicht stärkt es ja das Selbstvertrauen, wenn man zum RUF gehört.
    »Gehen Sie zum Haus. Aber nur zur Vordertür. Jemand wird Sie dort erwarten.«
    Ich zuckte mit der Braue und ging los. Tinnie hakte sich bei mir ein. Unser Portier sah ihr traurig, seelenvoll und verschnupft hinterher. Das Leben ist einfach nicht fair.
    »Du kleine Herzensbrecherin«, sagte ich zu meiner kleinen Herzensbrecherin.
    »Was?«
    »Du hast diesen Kerl vollkommen am Boden zerstört, indem du einfach mit mir weggegangen bist.«
    »Wovon redest du bloß?«
    Sie hatte es nicht mal bemerkt!
    Doch dann gab sie mir einen kecken Schubs mit ihrer wohlgeformten Hüfte.
    Dieses Teufelsweib.

 
73. Kapitel
     
    Es wartete tatsächlich jemand. Sie war groß und schlank und wirkte überraschend majestätisch, während sie uns von oben herab musterte. Außerdem sah sie aus, als hätte sie plötzlich Zahnweh bekommen. Ich glaube nicht, dass sie sich freute, mich zu sehen.
    Tinnie rammte erneut ihre Hüfte gegen meine. »Das war für deine schmutzige Fantasie.«
    Diese Frau musste einen Loghyr in ihrer Ahnenreihe haben.
    Miss Montezuma schien auch nicht erfreut zu sein, Miss Tate zu sehen, aber sie überspielte ihre Enttäuschung hervorragend. Sie blieb kühl, elegant und hoheitsvoll. Diese Lady hatte sich immer unter Kontrolle. »Willkommen im ›Dudelsack‹, Mr. Garrett, Miss Tate. Sie haben einen ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt für Ihren Besuch gewählt. Im Moment sind alle in der Stadt. Der heutige Abend ist für die Bewegung sehr wichtig.«
    Wir gesellten

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