Goldfieber
glaube, dass wir einen Pakt schmieden können, der für uns von Nutzen ist, wenn ich sie nahe genug an mich heranbekomme, um Verhandlungen vorzuschlagen.
Jetzt wusste ich genug, um überhaupt keinen Horizont mehr zu sehen. Und ich stellte auch keine Fragen mehr, weil die Gäste des Toten Mannes eintrudelten. Sie kamen beinahe hektisch an. Als Leutnant Rammler hereinstürmte, fast im Stechschritt wie auf dem Exerzierplatz, befand er sich in angeregter Unterhaltung mit der rothaarigen Verzweiflung meines Lebens. Tinnie würdigte mich kaum eines Blickes und nur eines schwachen Winkens. Was keine Art war, einen Sterbenden zu begrüßen.
Natürlich musste sie auch irgendwie in der Sache mit drinstecken. Sie war oft im Haus gewesen und wusste, dass diese angebliche Gesundheitskrise ein wenig übertrieben sein musste. Und da sie mich nicht auf einen Leichenwagen luden, war ich zur Folterung freigegeben. Was Leutnant Rammler erklärte.
Manvil Gilbey kam pünktlich und wurde von den erwarteten zwei Schönheiten begleitet. Alyx sah so knackig aus wie immer, aber Nicks … Miss Giorgi Nicholas hatte sich in Schale geworfen. Miss Giorgi Nicholas musste eine lange Schleifspur gebrochener Herzen bis zu meiner bescheidenen Hütte hinterlassen haben. Miss Giorgi Nicholas sah aus wie das, was der Teufel erschuf, als er von der Versuchung geträumt hatte. Und sie hatte einen ganzen Wald auf das Flirt-Feuer geworfen.
Tinnie verließ Leutnant Rammler eilig und fegte auf mich zu.
Ich schlage vor, dass du diese Gelegenheit mit der größtmöglichen Vorsicht handhabst, Garrett.
»Sag Oma, wie man Eier auslutscht, Knochensack.« Tinnie rauschte heran. »Du siehst heute Abend entzückend aus«, krächzte ich mit ersterbender Stimme.
»Ich will nicht, dass du diese Schlampe auch nur ansiehst.«
»Welche Schlampe meinst du, Herzchen? Diesen Muskelmann mit den Epauletten auf den Schultern und dem Brett im Kreuz?«
Befleißige dich größter Vorsicht, Garrett.
Wo er Recht hatte, hatte er Recht. »Nicks hat sich überraschend hübsch zurechtgemacht. Aber du würdest sie selbst an deinem schlechtesten Tag noch überstrahlen.«
Viel besser.
»Ich hätte doch meine Schaftstiefel anziehen sollen, damit ich keine schmutzigen …« Wir hatten einen Waffenstillstand unterschrieben. Jedenfalls vorläufig. »Was soll das eigentlich alles?«
»Das musst du mit meinem ungeheuerlichen Mitbewohner klären. Ich habe gerade festgestellt, dass ich im Sterben liege und dass ihr alle hier seid, um mich hinüber zu begleiten.«
»Auf mich wirkst du ziemlich gesund«, verkündete Alyx und schmiegte sich an mich, um ihre Hypothese zu überprüfen.
»Meine Damen, bitte. Ich habe nur noch ein paar tausend Herzschläge übrig. Ich möchte sie nicht alle in den nächsten drei Minuten aufbrauchen.«
Tinnie funkelte Alyx an, die jedoch nichts zu bemerken schien. Vielleicht war das ja ihre Art, diese Zeit zu überstehen. Sie sah einfach nichts, was sie nicht sehen wollte.
Belinda hatte ihren Auftritt. Sie hatte sich ebenfalls zurechtgemacht, obwohl sie in dem ganzen schwarzen Leder aussah wie eine Bestie, die auf Beute aus ist. Nach einer etwas kühlen Begrüßung meinerseits plauderte sie sofort mit Leutnant Rammler, der Nicks von der anderen Seite des Zimmers angegeifert hatte … Wo war sie eigentlich hin?
Gilbey rückte unauffällig näher. »Sie scheinen sich nicht in unmittelbarer Lebensgefahr zu befinden«, bemerkte er.
»Ich habe einen meiner guten Zaubersprüche benutzt. Sehen Sie noch mal nach, wenn die Damen wieder gegangen sind und ich nichts mehr habe, wofür es sich zu leben lohnt.«
Erneut musste ich erklären, dass ich keine Ahnung hatte, was hier eigentlich vorging. Gilbey nickte, verstand aber kein Wort. »Sollte man Ihnen die Sünden vergeben, dann würde Max es begrüßen, wenn Sie die Auswechslung der Angestellten überwachen würden.«
»Häh?«
»Er hat entschieden, alle zu feuern, die etwas mit der Verschwörung zu tun gehabt haben. Er möchte vertrauenswürdige Ersatzleute einstellen. Und um das zu bewerkstelligen, müssen wir nach draußen gehen und Leute aussuchen, die wir nicht kennen. Max will nicht noch einmal überrumpelt werden. Sie führen die Einstellungsgespräche und recherchieren den Hintergrund einiger Kandidaten.«
Dass ich auf seiner Lohnliste stand, verfolgte mich die ganze Zeit. »Wie hat Skibber Kessel es aufgenommen?« Sein Neffe war einer der Übeltäter im Stall gewesen, damals, als alles angefangen
Weitere Kostenlose Bücher