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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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stand.
    Es ist schon schlimm genug, dass mir der Tote Mann zu Hause ständig auf die Pelle rückt. Dass er jetzt noch Mr. Big benutzt, um mich auch überall sonst unter Kontrolle zu halten, war schon kalter Kaffee, zwei Minuten nachdem er es herausgefunden hatte.
    »Ich geh zur Brauerei«, erinnerte ich ihn. Es war kurz vor Schichtwechsel.
    Die Leute bemerkten, dass ich mit dem Vogel redete, und machten mir Platz.
    Die Straßen sind eben voller Menschen, die mit Geistern und Schatten reden. Für sie hat der Cantard Türen zu Reichen geöffnet, die der Rest von uns niemals sieht.
    Der Krieg ist vielleicht nicht die Hölle selbst, aber er weicht eindeutig die Grenzen zwischen uns und den Dunkleren Regionen auf.
    Der Gottverdammte Papagei hob ab, und die Kontrolle des Toten Mannes wurde schwächer. Der Dschungelgeier kreischte den Fußgängern Beleidigungen zu. Einige schwangen Stöcke oder warfen Ziegelbrocken nach ihm. Der Vogel verspottete sie. Er fürchtet nichts, was auf zwei Beinen geht.
    Mit Falken dagegen ist es eine ganz andere Sache.
    Ein Taubenkiller einer unklaren Spezies schoss aus dem Himmel herunter. Mr. Big spürte die Gefahr im letzten Moment. Er wich aus. Trotzdem flogen einige bunte Federn durch die Luft, aber nur der Stolz des kleinen Papageis wurde ernsthaft verletzt. Er stieß eine ganze Kette Flüche aus.
    Ich kicherte. »Das war verdammt knapp, du kleiner perverser Flugpudel. Vielleicht habe ich nächstes Mal mehr Glück.«
    Das kleine Monster kehrte auf meine Schulter zurück. Und weigerte sich, sie wieder zu verlassen. Der Falke kreiste eine Weile über uns, verlor dann aber bald die Geduld. In dieser Stadt gibt es keinen Mangel an Tauben.
    »Hmpf. Wo ist meine Augenklappe, Kumpel?«, fragte ich. Ich machte ein paar humpelnde Schritte und zog mein linkes Bein nach. Den Leuten schien das nicht zu gefallen. Fast jeder hat einen Kriegsversehrten in der Familie.

 
14. Kapitel
     
    Nachzügler aus der Frühschicht schlenderten immer noch durch die Straßen, als ich die Brauerei erreichte. Der Gestank der Gärung hing schwer im ganzen Viertel. Den Arbeitern fiel das nicht auf. Und auch nicht den Anwohnern. Deren Nasen waren schon tot.
    Weiders Hauptbrauerei ist ein großes, gotisches Monstrum aus roten Backsteinen, das mehr einem Krankenhaus für Werwölfe und Vampire als dem Herzstück eines gewaltigen Wirtschaftsimperiums ähnelt. Das Gebäude hat Dutzende von Türmchen und Giebeln, die absolut nichts mit dem zu tun haben, was im Inneren vor sich geht. Bei Einbruch der Dunkelheit schwärmen Fledermäuse aus den Türmen heraus.
    Diese Monstrosität ist der Fantasie des alten Weider entsprungen. Ein kleineres Duplikat steht direkt gegenüber in der Hopfengasse. Weiders erster Versuch. Eigentlich hatte es auch eine Brauerei werden sollen, aber es erwies sich als zu klein. Also hat er umgeplant und ist mit seiner Familie dort eingezogen, während er für die Brauerei eine zehnmal größere Kopie errichtet hat. Seitdem wurden auch noch alle möglichen Anbauten hinzugefügt.
    Wir TunFairer lieben unser Bier.
    Die Brauerei hat keinen echten Sicherheitsdienst. Pensionäre und ältere Mitarbeiter patrouillieren abwechselnd und bewachen den Eingang. Von draußen kommt kein Übeltäter herein. Die Arbeiter bewachen den Laden wie Arbeitsbienen ihren Stock.
    Ein rüstiger Alter namens Gerald Diar schob heute Dienst am Haupteingang. »Hey, Gerry«, begrüßte ich ihn. »Ich check ein.«
    »Garrett?« Seine Augen sind nicht mehr die besten. Und er war überrascht, mich zu sehen. Das war ein gutes Zeichen. Wenn mich niemand erwartete, dann hatten die bösen Jungs keine Chance, etwas zu vertuschen. »Was machst du denn hier?«
    »Herumschnüffeln. Wie immer. Die Villa sagt, es wird Zeit. Sind irgendwelche Fässer abhanden gekommen?«
    »Mach du nur Witze, Junge. Irgendeiner sollte sich amüsieren.«
    »Ach? Und du? Hast du keinen Spaß?«
    Diar ist einer der Kerle, die nicht aufhören können zu reden, wenn jemand stehen bleibt und sie anspricht. »In letzter Zeit gibt's hier nicht viel Grund zur Freude.«
    »Wie kommt das denn?«
    »Hat mit dem Zustand des Königreichs zu tun. Alle haben eine Meinung, und keiner ist mehr tolerant gegenüber seinem Nächsten.«
    Das könnte passen. »Gibt es hier politische Unruhen?«
    »O nein, hier nicht. Mr. Weider würde das nicht zulassen. Aber überall sonst gibt es sie, und man muss da durch, wenn man zur Arbeit will. Man kann kaum irgendwo hingehen, ohne in eine

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