Goldfieber
wie Kittyjo. Stattdessen hatte es deutliche Ähnlichkeit mit einer Donnerechse. Offenbar entwickelte es einen Schuppenpanzer, der nicht gut zu Kittyjos Kleid passte. Und eine Art Schwanzstummel wackelte unter dem roten Kleid.
Die Leute schrien. Das Orchester hörte auf zu spielen. Es bildete sich eine Menschentraube. Mecki tauchte neben mir auf. Er zitterte. »Sie war vermutlich die Erste, die ersetzt wurde«, sagte ich ihm. »Wahrscheinlich, weil sie die Einfachste war.«
Ty humpelte ebenfalls heran und hielt sich dabei am Treppengeländer fest. Er wollte jemandem wehtun. Er starrte auf das Ding, das seine Schwester ersetzt hatte, und wurde vielleicht ein bisschen erwachsener. Rasch stellte er seine Rachegelüste hintan und besann sich auf den verborgenen Weider-Stahl unter seiner ramponierten Oberfläche. »Entschuldige, Garrett. Ich war nicht ganz im Bilde.«
»Schon in Ordnung. Es ist auch ganz schön hart.«
»Das hier ist zu groß, als dass wir es allein bewältigen könnten.«
»Das kann ich nur unterschreiben.«
Ty nickte und musterte die Leute. »Dieser Schuss in den Rücken war das Einzige, was es aufgehalten hat.«
Schön, dass es jemand erwähnte. »Trotzdem scheint es nur vorübergehend zu funktionieren.« Die ganze Sache war wie einer dieser Albträume, wo die Monster immer wieder aufstehen und einen angreifen.
»Mecki«, sagte Ty. »Giorgi ist in Mutters Zimmer gegangen. Alyx ist auch oben. Sie werden Hilfe brauchen.«
»Tinnie müsste ebenfall bei ihnen sein«, fügte ich hinzu. Wo wohl Belinda steckte? Außerdem sollte jemand die Wandler in Max' Arbeitszimmer im Auge behalten.
49. Kapitel
Max gesellte sich zu uns. »Bin ich präsentabel?« Er beherrschte sich, aber nur mit Mühe.
»Du siehst gut aus, Dad«, antwortete Ty.
»Dann sollten wir darangehen, unsere Gäste zu beruhigen.«
Ich wog die kleine Armbrust in der Hand. In meinen Taschen klapperten Bolzen. Einige Gäste wichen zurück.
Vermutlich konnte sich der Wandler ohne viel Mühe wieder in sein altes, widerliches Selbst zurückverwandeln.
Ich kramte eine weitere Silbermünze hervor. Diese Wesen ruinierten mich noch.
Der Gestaltwandler hatte zwar meinen Bolzen ausgestoßen, aber seine Beine versagten immer noch ihren Dienst. Sein Gesicht hatte nichts Menschliches mehr an sich. In dieser Form war es der Kreatur unmöglich, irgendwelche Gefühle zu empfinden.
Max blieb an meiner Seite. »Wir hatten nur ein kleines Problem mit einem Möchtegern-Attentäter. Es ist vorbei. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen! Genießen Sie den Abend, feiern Sie weiter!«
Adolph Sankt Norden tauchte plötzlich zwischen uns auf und beugte sich in einer heldenhaften Pose über den Wandler. Mit dem erhobenen Degen in der Hand sah er höllisch mutig aus. Er sagte es zwar nicht konkret, und man hätte ihn auch nicht darauf festnageln können, aber seine Haltung machte klar, dass nur er das Ziel dieses bizarren Mordkomplotts gewesen sein konnte.
Was ich über diesen Kerl so nach und nach erfuhr, verbesserte meine Meinung über ihn nicht gerade. Ich hatte bisher noch keinen einzigen Beweis dafür gesehen, dass er glaubte, was er predigte, außer, dass er Geld rausrückte, wenn er es versprach. Allerdings bereitete es mir Schwierigkeiten, mir einen berühmten Geizhals vorzustellen, der plötzlich mit Silber nur so um sich warf, ohne dass er an die Sache glaubte, für die er zahlte.
Vielleicht kannte Tama Montezuma ja die Wahrheit. Sie wirkte noch berückender als zuvor, als sie jetzt auftauchte und zu ihrem Onkel hastete, um sich davon zu überzeugen, dass er unversehrt und bei Kräften war. Obwohl sie sehr betroffen schien, strahlte sie eine gewisse gespenstische Hohlheit aus.
Ploink! Ich verabreichte dem Wandler einen Bolzen zwischen die Schulterblätter. »Schneiden Sie sein Hemd auf!«, befahl ich Sankt Norden. »Ich muss an die Wunde heran.« Der Wandler wälzte sich wieder hin und her, als er versuchte, irgendwohin zu gelangen, wo es keine Typen mit Armbrüsten, Klingen und Silber gab.
Die Gäste wichen noch weiter zurück, ließen sich das Spektakel aber nicht entgehen. Selbst die Musiker und Bediensteten standen da und gafften. Im Augenblick hätte man vergeblich auch nur nach einer Unze Mitleid im Haus suchen können.
Was das wohl über die Menschen in TunFaire aussagte?
Der tapfere Adolph trat heroisch vor. Mit einem eleganten Schwung seines Degens schlitzte er das gestohlene Kleid des Wandlers auf. Die Kreatur versuchte, sich
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