Goldfieber
aus. Den Wandlern gefiel das gar nicht.
»Garrett hat sich um drei weitere vor dem Haus gekümmert.« Er erwähnte weder Todd noch Kittyjo. Noch nicht. Er blickte mich an. »Wir kriegen ihre Geschichte zu hören?«
»Wenn man sie aus ihnen herausbekommt.«
»Es hält sich noch einer hier im Haus auf, Ty«, sagte Weider. »Ich erwarte, dass er jeden Moment gefasst wird.«
Also hatte Gilbey tatsächlich irgendetwas in die Wege geleitet. Ich hätte ihn warnen sollen, dass die Geschöpfe die Angst der andern fühlen konnten.
»Wir wissen nur von einem«, erinnerte ich sie. »Diese Wandler sind beinahe mythische Gestalten. Wir wissen nichts über sie. Die gewaltigen, Fleisch fressenden Donnerechsen kriegen wir erheblich öfter zu Gesicht.« Allerdings herrschte im Moment eine schlechte Saison für Donnerechsen. »Der schlimmste Fall, von dem ich weiß, und dabei handelt es sich vermutlich um ein Märchen, betraf eine Familie von Gestaltwandlern, die im letzten Jahrhundert in einem Wald nördlich der Stadt gelebt haben soll. Ich habe nicht sofort begriffen, was hier im Haus vorging, einfach weil Gestaltwandler so selten sind. Und ich wäre nicht so schnell auf sie gekommen, wenn nicht ständig merkwürdige Dinge passiert wären.«
Ich trat neben die Tür. Weider runzelte zunächst die Stirn, verstand mich aber, als ich mich an die Wand lehnte. Da war ich außer Sicht, wenn die Tür aufging.
Mein Zeitgefühl war erstklassig. Die Pseudo-Kittyjo spazierte kaum eine Minute später herein. Der Wunsch ihres Vaters, sie zu sehen, schien sie nicht sonderlich misstrauisch gemacht zu haben. Das überraschte mich.
Und offenbar spürte sie auch den Schmerz der beiden anderen nicht, die wir bereits dingfest gemacht hatten. War vielleicht das Silber dafür verantwortlich?
Gilbey trat vor und hielt ihr die Tür auf. Als sie zuschwang, standen wir zu zweit hinter ihr. Sie begriff es erst, als ihr Blick auf mich fiel.
Ty brach das eisige Schweigen. »Was geht hier vor, Dad?«
»Das da ist nicht deine Schwester. Sondern etwas, was sie ermordet und ihre Gestalt angenommen hat.«
Ich hielt meine Armbrust schussbereit und ließ den Wandler einen Blick darauf werfen.
»Was wollt ihr?«, fragte Weider fordernd.
Ty kapierte es immer noch nicht. »Jo, was soll dieser Mist?« Immerhin sah er, dass irgendetwas an ihr ziemlich merkwürdig war.
Und sie wurde mit jeder Sekunde merkwürdiger.
Sie verwandelte sich. Sie behielt zwar die äußere Gestalt von Kittyjo Weider bei, aber darunter tat sie etwas, was vermutlich ihre Chance zu fliehen verbesserte. Wenn sie blutrünstig genug war, verwandelte sie sich vielleicht auch in etwas Schnelles, Tödliches.
»Es wandelt sich, Leute«, bemerkte ich.
Das Kittyjo-Ding sah mich finster an. Gilbey reagierte. Der Wandler drehte sich zu ihm um. Also schlug ich zu. Es fühlte sich an, als hätte ich meine Faust in einen Ledersack voller Steine gerammt.
Und der Gestaltwandler ging nicht zu Boden, sondern drehte sich einfach zu mir herum. Die Beweise häuften sich: Gestaltwandler waren nicht mit besonders viel Intelligenz behaftet.
Ich wich einem Hieb aus, der wie ein Blitzschlag heranzuckte. Gilbey versetzte dem Ding eine Serie von Nierenhaken. Aber keiner zeigte Wirkung, außer bei Gilbey. Er schrie vor Schmerz auf, und seine Knöchel bluteten.
Ty brüllte, wir sollten gefälligst Jo in Ruhe lassen.
Ich punktierte das Ding mit meiner Armbrust, und zwar genau in den Hals. Der Bolzen drang nicht mal zwei Zentimeter tief ein. Der Wandler blieb stehen und fummelte daran herum.
Gilbey stand direkt neben der Waffensammlung. Er schnappte sich einen übel aussehenden Streitkolben und versetzte der Kreatur einige Hiebe auf den Kopf. Ich bereitete mich auf den nächsten Waffengang vor. Doch der Wandler hatte offenbar die Lust am Spielen verloren. Er verließ uns. Dabei sparte er sich die Mühe, die Tür erst umständlich aufzumachen.
Ich feuerte einen weiteren Bolzen ab. Er traf die Kreatur ins Kreuz, und zwar direkt in die Wirbelsäule.
Der Wandler stürzte vornüber aufs Gesicht, und seine Fingerspitzen baumelten unmittelbar über dem Rand der Freitreppe. »Wie gesagt«, erklärte ich Gilbey, »ich war früher verdammt gut mit dem Ding.«
»Das sehe ich.«
Der Wandler konnte zwar nicht mehr aufstehen, versuchte jedoch, sich weiterzuschleppen. Das funktionierte. Er polterte Hals über Kopf die Treppe hinunter bis in den Ballsaal.
Ich hetzte hinterher.
Das Ding sah jetzt überhaupt nicht mehr aus
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