Goldfieber
an, zuckte mit den Schultern und warf mir dann ihren Glotz-mich-nicht-so-an-Blick zu.
Dabei erwartete ich gar nicht, dass sie etwas Tröstendes tat. Sie wusste bestimmt nicht, wie das ging. Ich bezweifle, dass sie jemals von jemandem getröstet worden ist.
»Hol Tinnie«, schlug ich vor. Tinnie kannte sie. »Oder Nicks.«
Tom hatte zwar einen Bolzen in der Stirn, aber er war immer noch aktiv. Seine Gestalt wandelte sich ständig, bis der Bolzen herausglitt und auf den Boden fiel.
»Schöner Trick«, murmelte ich. »Den würde ich auch gerne lernen.«
Alyx sprang das Ding an.
Es schleuderte sie durchs Zimmer.
Ich schoss, als es aufstand. Und diesmal legte ich nach. Ich schob ihm eine Silbermünze in die Wunde.
Der Wandler verlor die Kontrolle über seine Muskeln.
»Gilbey, wollen Sie, dass ich dem Alten auch hiervon berichte?«, fragte ich.
»Das ist meine Aufgabe, Garrett. Aber diesmal könnte es zu viel werden. Nur wegen Hannah hat er weitergemacht.«
Belindas Wandler versuchte, sich aus den Fesseln zu befreien. Er schleimte wie eine riesige Nacktschnecke. Indem ich einiges ausprobierte, fand ich heraus, dass ein Hieb gegen die Schläfe mit ihnen dasselbe machte, was es auch mit mir gemacht hätte. »Ein paar Meter Silberdraht wären jetzt sehr angenehm.«
Nicks erschien wie aufs Stichwort. »Schon da, Garrett.« Sie gab mir ihr Halsband aus Silber. »Tinnie ist gleich da, Alyx, geht es dir gut?« Dann erkannte Nicks, dass Hannah wirklich tot war. Der Blick, den sie dem Wandler zuwarf, machte mich froh, dass sie auf meiner Seite war.
»Wie kommst du hierher?«
»Deine kleine Vampirfreundin hat mir ausrichten lassen, ich solle hochkommen.« Sie hatte eine verdammt scharfe Zunge.
Ich benutzte ihre Kette, um den Burschen zu fesseln, den ich niedergeschlagen hatte. Er fing an zu zittern und schlagen. Ich dachte, dass er die Kette mit Leichtigkeit zerbrechen könnte, aber es gelang ihm nicht.
Gilbey kniete sich neben mich. »Knebeln Sie sie. Wir wollen dort unten niemanden aufregen.«
Tinnie marschierte herein. Belinda war direkt hinter ihr. »Ty kommt sofort her, sobald Lancelot jemanden findet, der ihm hilft«, verkündete die Rothaarige.
Gilbey schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Er sollte besser im Arbeitszimmer seines Vaters warten. Wenn Ihr Ladys euch um Hannah kümmert? Ihre Würde soll auch im Tod gewahrt bleiben. Garrett, schaffen wir den Müll nach unten.«
»Einer läuft noch frei herum«, erinnerte ich ihn, während ich meinen Wandler aufklaubte.
»Ich weiß, ich weiß. Darum kümmern wir uns.«
Ich überlegte. Falls Schrauber Recht hatte, wusste dieser eine jetzt, dass etwas schief gelaufen war.
48. Kapitel
Max überraschte uns alle. Die schrecklichen Nachrichten brachen nur so über ihn herein, schienen ihn jedoch eher aufzurütteln, als ihn endgültig zu vernichten. Vielleicht war der Schmerz einfach zu groß, um ihn zu erfassen. Oder er war schon zu lange daran gewöhnt, dem Schicksal die Stirn zu bieten. Er betrachtete finster unsere Gefangenen, rührte sie aber nicht an. Er würde eine praktischere, nüchterne Art und Weise der Rache wählen.
Die beiden Wandler zuckten und wälzten sich auf dem Boden. Sie hätten bestimmt auch geschrien, wären sie nicht geknebelt gewesen.
Gilbey ging, um Ty und Mecki zu holen.
Adolph Sankt Norden, Belinda und Nicks waren gebeten worden, draußen zu warten. Max wollte offenbar nicht, dass sie das Folgende mitbekamen.
Mecki folgte Ty ins Arbeitszimmer. Ty ging auf Krücken. Das sah man nicht oft. Er war blass und wütend. »Schon wieder alles versaut, Garrett?«
»Halt den Mund«, befahl ihm Max. Seine Stimme klang ruhig, tonlos und kalt. »Setz dich.«
Ty gehorchte. So hatte er seinen Vater wahrscheinlich schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr gehört.
»Es ist nicht Garretts Schuld. Er hat mich sogar zu mehr Vorsicht ermahnt. Jemand hat vor, uns alle umzubringen. Aus welchem Grund? Nun, das herauszufinden haben wir selbst vereitelt. Weil wir Garrett nicht genug freie Hand ließen. Ich trag die Schuld an dem hier. Immerhin haben wir fünf Gestaltwandler ergriffen.« Es hatte ihn nicht sonderlich überrascht zu hören, dass die Geheimpolizei sein Haus beobachtete. »Manvil. Was ist mit dem Letzten?«
Gilbey nickte. Er musste irgendwas im Schilde führen.
»Fünf?«, krächzte Ty. Er starrte die beiden Gestalten an, die sich vor dem Kamin wanden. Das Feuer war etwas heruntergebrannt, strahlte jedoch immer noch viel Hitze
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