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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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schaue Sandoval erwartungsvoll an, doch er schüttelt nur leicht den Kopf. Offenbar hat er nicht die Absicht, vor aller Ohren zu wiederholen, was er vorhin zu mir gesagt hat. Aber warum nicht?
    »Kommen wir zur Sache«, sagt unser Herr. »Auch wenn wir noch nicht in sämtlichen Einzelheiten wissen, wie dieses Königreich und seine Vasallenstaaten organisiert sind, liegt doch klar zutage, dass sie alles vortrefflich eingerichtet haben. So vorzüglich sogar, wie das eigentlich gar nicht sein kann in einem Land, dessen Bewohner doch offenbar vom Teufelsglauben verblendet sind.« Er wendet sich an Fray Bartolomé. »Pater, erklärt uns diesen Widerspruch!«
    Fray Bartolomé streckt seine gedrungene Gestalt und räuspert sich. Anscheinend fühlt er sich mit diesem Thema nicht allzu behaglich. »Nun, das ist im Grunde wirklich nicht möglich«, antwortet er und räuspert sich nochmals ausgiebig. »Der Heilige Vater hat in seiner Bulle über die Eroberung der Neuen Welten dargelegt, dass eine Welt, in der der Satan herrscht, notwendigerweise einem teuflischen Tohuwabohu verfallen sein muss. Denn wo der Teufel herrscht, herrscht auch das Chaos. Alle Harmonie und Ordnung dagegen ist göttlich.«
    Er zieht ein Tuch unter seiner Kutte hervor und fährt sich damit über die Stirn. »Demzufolge muss entweder die Ordnung ihrer Lebensverhältnisse«, fährt er fort, »die uns auf den ersten Blick so vortrefflich scheint, eine bloß oberflächliche und scheinbare sein – oder … oder …« Fray Bartolomé verstummt und schaut Cortés unglücklich an.
    »Oder?«, wiederholt unser Herr in strengem Tonfall. »Sprecht weiter, Pater!«
    »Oder … oder dasselbe trifft auf ihren Glauben zu«, setzt der Priester mit bebender Lippe erneut an. »Dann nämlich müsste der teuflische Aberglaube, dem diese Indianer ganz und gar verfallen scheinen, bloß eine oberflächliche und scheinbare Abirrungsein – während sie in der Tiefe ihrer Herzen dem wahren Glauben anhängen würden!«
    Er wischt sich abermals mit dem Tuch über sein Gesicht. Portocarrero hat sich drohend vor ihm aufgebaut, aber Fray Bartolomé scheint ihn gar nicht zu bemerken. »In diesem Fall hätten wir keinerlei Recht, dieses Land für die spanische Krone zu erobern«, fügt er murmelnd wie im Selbstgespräch hinzu. »In seiner Bulle hat der Heilige Vater unserem König ausdrücklich nur solche neu entdeckten Länder zum Lehen gegeben, die dem Satan verfallen sind und durch die Entdecker zum wahren Glauben bekehrt werden. Hier aber …«
    Weiter kommt er nicht. Portocarrero hat die Schultern des Paters mit seinen Pranken gepackt und schüttelt Fray Bartolomé hin und her. »Aber sie sind ja dem Satan verfallen, du Weihrauchrülpser!«, schreit er. »Oder was glaubst du, wen sonst sie da draußen mit Tausenden zuckender Menschenherzen mästen – wenn nicht den Teufel?«
    »Lass ihn los!«, geht Sandoval dazwischen. »Auch wenn ich dir recht gebe, Alonso: Sie sind offensichtlich dem Teufel verfallen und dürfen sich glücklich schätzen, dass wir uns die Mühe machen, sie vom Leibhaftigen zu befreien.«
    »Und von ihren Goldvorräten«, stimmt Alvarado mit wölfischem Grinsen zu.
    Ich starre Sandoval entgeistert an. Habe ich ihn vorhin falsch verstanden? Als er meinen Blick bemerkt, hebt er die Schultern und setzt sein strahlendstes Lächeln auf. Da wird mir klar, dass es auch ihm ganz egal ist, so egal wie Alvarado oder Portocarrero, ob wir hier Recht oder Unrecht tun. Hauptsache, die Indianer geben uns ihr Gold!
    »Also hört auf herumzustreiten, Caballeros«, fährt Alvarado fort. »Lasst uns lieber zu dem Punkt kommen, um den es hier wirklich geht: Wir müssen Montezuma und seine Oberpriester dazu bringen, ihren Teufelsgötzen abzuschwören und zu unseremGlauben überzutreten. Sonst wird man uns zu Hause den Prozess machen, weil wir die Indianer angeblich nur ausgeplündert haben, anstatt ihre Seelen für das himmlische Jenseits zu retten. Aber gleichzeitig dürfen wir Montezuma nicht so sehr erzürnen, dass er uns ein paar Hunderttausend von seinen zwei oder drei Millionen Kriegern vorbeischickt – dann nämlich wären wir es, deren Seelen vorzeitig ins Jenseits hinüberflattern.«
    Er winkt Fray Bartolomé näher zu sich heran. »Mit diesem Widerspruch haben wir es hier zu tun, Pater, und hierzu benötigen wir Euren Rat! Nicht zu irgendwelchen theologischen Spitzfindigkeiten!«
    Der »Durchtriebene« wirft Cortés einen Blick zu, der seine Verärgerung verrät. Unser

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