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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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besten Goldschmiede in Valladolid oder sogar in Venedig niemals zustande bekämen. Dazu Körbe voll kostbaren Geschmeides – und sogar die Goldklümpchen in jenem Bottich sind sorgsam zu Tränen geformt!
    Unser Herr eilt mit großen Schritten voran, gefolgt von seinen drei Vertrauten und Marina, von mir und einem Dutzend bewaffneter Fußsoldaten. Am Tor des Königspalastes wollen die Wachen uns nicht einlassen. Sie entsenden einen Boten hinauf in den Thronsaal und nach wenigen Minuten erscheint Cuitláhuac und bittet uns einzutreten. »Der Große Montezuma erwartet Euch, Herr«, sagt er zu Cortés und ein Ausdruck grimmiger Zufriedenheit fliegt über sein Gesicht.
    Wir werden in den Thronsaal des Aztekenherrschers hinaufgeführt, und tatsächlich wirkt Montezuma erfreut, unseren Herrn wiederzusehen. »Ich eile und spute mich, um Euch ehrenvoll willkommen zu heißen!«, ruft er wiederum aus und macht abermals keine Anstalten, sich auch nur von seinem Thron zu erheben. Doch als Cortés vor ihm steht, ergreift er wie beim letzten Mal seine Hände und zieht ihn neben sich auf den Thron.
    Zahlreiche Ratgeber, greise und jüngere, stehen im Halbkreis hinter seinem Thron. Fackeln erhellen den Saal. Ihr flackernder Schein wird von den goldenen Wänden zurückgeworfen und färbt auch den Qualm, der von den Fackeln ausgeht, mattgolden ein.
    »Ich habe eine Neuigkeit für Euch, die Euch freuen wird«, sagt Cortés, nachdem sie etliche Höflichkeitsformeln ausgetauscht haben.»Wir haben begonnen, einen Tempel für unsere Muttergottes Maria zu errichten, drüben im Palast Eures Vaters. Und dabei sind wir auf etwas gestoßen …«, will Cortés fortfahren, nachdem Marina übersetzt hat, doch Montezuma fällt ihm ins Wort.
    »Ich habe auch eine Neuigkeit für Euch, Don Hernando«, sagt er und schaut unseren Herrn auf eigenartige Weise an. Er kommt mir aufgewühlt vor, zugleich freudig erregt und zutiefst erschreckt. »Sie hängt mit meiner Reise zusammen«, fügt er hinzu, »aber erst vorhin habe ich Gewissheit erhalten.«
    Cortés scheint nicht zu bemerken, wie durcheinander Montezuma ist. Ein Diener tritt zu Cuitláhuac und übergibt ihm verstohlen einen Gegenstand, den der Heerführer hinter seinem Rücken verbirgt. Aber auch dieser kleine Vorfall scheint der Aufmerksamkeit unseres Herrn zu entgehen.
    Er zieht die handtellergroße Goldfigur unter seinem Umhang hervor und überreicht sie Montezuma. »Kennt Ihr dieses Bildnis, edler Freund?«, fragt er. Seine Augen glitzern fiebrig.
    Es ist ein Bildnis der Göttin Xochiquetal und sie sieht wirklich ganz genau wie unsere Liebe Frau Maria aus. Ihren Blick und ihr lächelndes Gesicht hat sie ein wenig zum Himmel erhoben. Ihre ganze Haltung strahlt Güte und Sanftmut aus.
    »Das ist Xochiquetal«, sagt Montezuma und auf einmal wirkt er nur noch verstört. »Woher habt Ihr diese Figur – und warum bringt Ihr sie mir so spät in der Nacht?«
    »Es drängte mich, Euch meiner Freundschaft zu versichern«, antwortet Cortés so herzlich, wie er das hinbekommen kann. »Deshalb musste ich Euch unbedingt heute noch sehen. Unlängst, als Ihr mich in Euren Götzentempel führtet, da war ich zu ungeduldig mit Euch – und das schmerzt mich sehr. Bitte verzeiht mir, edler Freund! Ich muss Euch nur beharrlich weiter vom Glanz unseres Glaubens und von der Macht des einzigen Gottes berichten – dann werdet Ihr freudig Euren Götzen abschwören, das weiß ich genau! Deshalb habe ich auch beschlossen, Euer Angebotanzunehmen. Und kaum hatten wir begonnen, den Tempel für unsere Muttergottes zu errichten, da stießen wir auf einen Hohlraum, der unzählige Kleinodien wie dieses hier enthält.«
    Er umschließt Montezumas Hand, die die Göttin umklammert, mit seinen beiden Händen. Es sieht beinahe aus, als würden sie gemeinsam beten. »Macht mir den Schatz zum Geschenk, Großer Montezuma!«, ruft Cortés aus. »Zum Zeichen, dass Ihr mir verzeiht und dass Ihr mich weiterhin anhören wollt, wenn ich Euch von Gott dem Herrn erzähle!«
    Montezuma wechselt einen Blick mit seinem Bruder. Cuitláhuac nickt ihm mit großen Augen und hoch in die Stirn gezogenen Brauen zu. »Habt Ihr wirklich an meiner Freundschaft gezweifelt, Don Hernando?«, fragt der Aztekenherrscher und schaut Cortés mit scheuem Lächeln von der Seite an. »Natürlich verzeihe ich Euch, und den Schatz dürft Ihr gerne behalten – auch wenn Ihr nicht Quetzalcoatl seid!«
    Er befreit seine Hand aus Cortés’ Umklammerung und reicht

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