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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Abzug dazu?
    In meinem Kopf geht alles durcheinander, und mehr noch in meinem Herzen. Was bleibt uns jetzt noch übrig, als unser Heil in der Flucht zu suchen? Aber in mir sträubt sich alles gegen diesen Gedanken: davonzuschleichen wie Diebe in der Nacht. Aus der Alten Welt verstoßen und aus der Neuen verjagt!
    Auf Cortés’ Geheiß haben wir uns wiederum in unserem Palast im Thronsaal der früheren Aztekenherrscher versammelt. Vorher hat er uns in den Saal neben seinen Gemächern befohlen, in dem die Funde aus jenem Versteck aufgehäuft liegen. Dort ließ er seine Vertrauten und die anderen Hauptleute den ungeheuren Schatz aus dem vermauerten Tempel begutachten. Mitausdrucksloser Miene schaute er zu, wie sie die goldenen Figuren betasteten, Goldketten durch ihre Finger rinnen ließen, sich grinsend in Tellern aus Gold und in Schalen aus Silber spiegelten. Sie badeten ihre Hände in jenem Bottich, der mit Tausenden von Tränen des Sonnengottes gefüllt ist. Ihre Augen begannen zu glitzern, ihre Stimmen wurden schrill, auf ihren Stirnen schimmerte der Schweiß. Und sobald die Gier nach dem Gold in ihnen allen aufs Neue geweckt war, schickte Cortés sie hinaus und befahl ihnen, sich unten im Thronsaal zu versammeln.
    Ließ er sie deshalb vorher den gewaltigen Schatz sehen – damit sie, vom Goldfieber ergriffen, nicht das Irrsinnige seines Plans erkennen? Schließlich kann einen solchen Plan nur ein Wahnsinniger ausbrüten – oder ein Mann, dessen Wege Gott selbst vorherbestimmt!
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, Hernán, dass sie uns freiwillig mit ihrem Gold abziehen lassen?«, rief Alvarado aus, kaum dass wir hier im Thronsaal zusammengekommen waren. »Was dieser Cuitlá-Sonstwas vorhin gesagt hat, war keine leere Drohung! Der Kerl will uns die ganze Zeit schon an den Kragen – und nur weil sein Bruder bisher glaubte, dass du Quetzal-Cortés wärest, musste er stillhalten! Aber damit ist es jetzt offenbar vorbei: Er wird uns angreifen – entweder noch hier in der Stadt oder draußen auf dem Damm, falls wir so dumm sein sollten, uns auf diesem Weg davonzumachen.«
    »Einen anderen Weg gibt es allerdings nicht«, sagte Sandoval. »Und der Kerl heißt Cuitláhuac – aber in allem anderen gebe ich dir recht, Pedro: Wir sitzen in der Falle und werden unter dem Messer ihrer Opferpriester enden, wenn uns nicht ganz schnell ein überzeugender Plan einfällt.«
    Daraufhin schrien alle durcheinander – Portocarrero sowieso, aber auch die beiden Franciscos, Tapia und einige andere Hauptleute, die Cortés zu dieser Besprechung befohlen hatte.
    »Ich war immer dagegen, dass wir hierhermarschieren«, behaupteteMorla und raufte sich den honigblonden Bart. »Wenn Velazquez wüsste, wo wir uns hier hineingeritten haben …«
    Alvarado sah ihn so drohend an, dass er es vorzog, seinen Satz nicht zu beenden.
    »Und ich sage: Wir gehen jetzt zu dem verdammten Oberhäuptling hinüber und zünden ihm seinen stinkenden Palast unter seinem verschissenen Hintern an!«, brüllte der »Dröhnende«. Er schüttelte seine Faust in Sandovals Richtung. »Da hast du deinen überzeugenden Plan, Ritter vom Veilchenhain!«
    »Recht hat er!«, murmelte Diego, der neben mir an der Wand lehnte. »Wenn wir schon sterben müssen, dann im offenen Kampf!«
    Ich warf ihm einen raschen Blick zu. Diego sah elend aus vor Angst. Den Kopf des armen Argüello hat er glücklicherweise nicht zu sehen bekommen – auf Geheiß unseres Herrn habe ich ihn Fray Bartolomé übergeben, damit der ihn bis zur feierlichen Bestattung verwahrt. Aber die Nachricht, dass an der Küste einer der Unseren von aztekischen Kriegern gefangen und ihren Götzenpriestern geopfert worden ist, verbreitete sich bei uns natürlich in Windeseile. Und sich den abgehackten Kopf eines Gefährten vorzustellen ist wahrscheinlich sogar noch grauenvoller, als ihn leibhaftig zu sehen. Wenn auch nicht annähernd so grässlich, wie ihn in Händen zu halten.
    »Wenn du willst, dass sie dir dein Herz herausreißen – nur zu, Alonso! Geh rüber und zünde seinen Palast an!«, entgegnete Sandoval dem »Dröhnenden«.
    Aufs Neue schrien alle durcheinander. Ihre Stimmen klangen erregt, ihre Augen glitzerten – vor fiebriger Gier, doch ebenso vor Angst.
    »Jetzt haben sie einen von uns dem Teufel geopfert!«, schrie einer von Velazquez’ Gefolgsleuten. »Und damit haben sie den Satan selbst auf ihrer Seite, mit seiner ganzen Heerschar böser Geister – ihr werdet schon sehen!«
    »Lieber nicht –

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