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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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war. Aber spürte er auch, was für ein Wirbelsturm peinvoller Gefühle in mir tobte? Oh, er ist ein guter Herzensergründer, also spürte er vielleicht sogar die zermalmende Reue in meinem Innern und noch viel tiefer in mir die umherrasende Schadenfreude. Wie der erbärmlichste Verräter kam ich mir vor, und zugleich fühlte ich mich so eins mit mir selbst wie seit Langem nicht mehr.
    Als wir auf den Platz hinaustraten, hatte unser Herr sich wieder in der Gewalt. »Wir gehen hinauf und auf mein Zeichen ziehen wir die Eisenstangen aus dem Gürtel und hauen die Götzenbilder in Stücke. Es hat keinen Sinn, Pater!«, schnitt er Fray Bartolomé das Wort ab. »Was Ihr einwenden wollt, weiß ich sehr wohl. Aber wir müssen den Teufel und seine Götzen aus diesem Land vertreiben – oder er wird uns doch noch besiegen, obwohl wir so kurz vor unserem Ziel sind.«
    Daraufhin wagte niemand mehr, irgendetwas einzuwenden. Wir erreichten die Pyramide, teilten uns auf und stürmten auf allen vier Seiten gleichzeitig empor. Oben waren nur ungefähr ein Dutzend Götzenpriester zwischen den beiden Tempeln versammelt. Als sie uns sahen, flohen sie in die finsteren Altarräume und einer von ihnen hob vorher seine Muscheltrompete und blies hinein. Der Pfiff schallte über den weiten Platz und hallte von Pyramiden und Palästen wider.
    »Schnell!«, befahl Cortés und seine Augen blitzten vor Tatendurst. Er zog seine Eisenstange unter dem Umhang hervor und stürmte damit in den rechten Tempel, der dem glotzäugigen Wettergott Tlaloc gewidmet war. Ich folgte ihm und wieder konnte ich zunächst nur ein paar Schatten unterscheiden. Doch dann sah ich, wie Cortés auf die Götzenfigur neben dem Altar zustürmte und ihr mit aller Kraft die Eisenstange auf den Kopf schlug. Es schepperte gewaltig, und die aztekischen Priester, mit ihren schwarzen Kutten unsichtbar im Dunkeln, schrien wie aus einer Kehle auf.
    »Bitte, Herr«, riefen sie, »greift Tlaloc nicht an! Er wird die ganze Stadt mit Feuersbrünsten und Sturzfluten zerstören in seinem Zorn!«
    Sie schrien so gellend, dass unten auf dem Platz eine Menschenmenge zusammenströmte. »Wenn Montezuma es uns befiehlt, werden wir gehorchen«, beteuerten sie, und schließlich ließ sich Cortés erweichen. Er befahl, den Herrscher herbeizuschaffen. Kaum war Montezuma eingetroffen, da begann ihn Cortés mit jählings wieder aufflammender Wut zu beschimpfen: Ein Teufelsjünger sei er, der in seinen Tempeln dem Satan Menschen opfere und in seinem Tiergarten eine Hölle auf Erden betreibe. »Diese Götzenbildnisse müssen augenblicklich gestürzt, die Tempel gesäubert und unserer Muttergottes geweiht werden!«, schrie er. »Befehlt das Euren Priestern, Montezuma – oder ich lasse Euch in Eure Tierhölle sperren!«
    Montezuma erbleichte, soweit das bei einem Mann mit rotgoldener Haut möglich ist. Doch er gewann seine Fassung rasch zurück und machte einen Vorschlag, dem Cortés nach einigem Sträuben zustimmte.
    »Also meinetwegen«, sagte unser Herr. »Lasst Eure Götzen wegschaffen und an einen Ort Eurer Wahl bringen – aber sofort!«
    Montezuma dankte ihm sichtlich erleichtert und erteilte seinen Priestern die nötigen Befehle.
    »Und erklärt ihnen außerdem, dass sie Fray Geronimo aufs Wort gehorchen müssen!«, fuhr Cortés fort. »Er ist ab sofort der oberste Priester dieser Stätte«, fügte er hinzu und sah den Tätowierten durchbohrend an.
    Fray Geronimo wirkte kaum weniger unglücklich als Montezuma. Anscheinend machte die Höhenangst ihm wieder zu schaffen, jedenfalls schwitzte und schlotterte er zum Erbarmen. Aber er nickte nur ergeben und versicherte unserem Herrn, dass er die Tempel und die ganze Pyramide im Handumdrehen in eine strahlende Stätte unseres Glaubens umwandeln werde.
    Sein Blick irrte zu mir herüber und wie stets nickte ich ihm flüchtig zu. Doch diesmal fasste er sich ein Herz, trat zu mir und fragte mich mit leiser Stimme: »Habe ich damals im Fieber geredet?« Ich nickte abermals. »Und hast du deinem Herrn davon berichtet?« Ich nickte zum dritten Mal und überlegte zugleich, ob ich mich bei ihm entschuldigen sollte. Da legte mir Fray Geronimo eine Hand auf die Schulter und sagte: »Verzeih mir, dass ich dich mit meinen Sünden belastet habe!«
    Tränen schossen mir in die Augen – hätte nicht ich viel eher ihn, unseren Herrn und wen sonst noch alles um Vergebung bitten müssen? Doch ich kam nicht dazu, dem Tätowierten zu antworten.
    Weiter hinten auf dem

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