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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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doch überrumpelt, weil er sich nicht dazu durchringen konnte, ihre hochverräterischen Pläne gutzuheißen?
    »Nach spanischem Gesetz«, fährt Alvarado fort, »besitzen wir als Versammlung redlicher Männer ohnehin das Recht, eine Stadt zu gründen und eine Versammlung von Ratsherren sowie an deren Spitze einen Bürgermeister zu wählen.« Er reißt erneut beide Arme empor. »Ist das euer Wille, Männer?«, ruft er uns zu. »Dann tut eure Zustimmung kund, indem ihr eine Hand hebt!«
    Einen Augenblick lang sitzen unsere Männer noch wie betäubt da und starren einander an oder schauen verwirrt auf den Boden. Dann erheben sich alle und werfen ihre Hände hoch und schreien wie aus einer Kehle: »Ja, ja – es ist unser Wille, ja!«
    Auf der kleinen Felsplattform, die wie eine Bühne aus dem sandigen Boden emporragt, befiehlt uns Cortés mit einer knappen Handbewegung zu schweigen. Augenblicklich wird es totenstill. Nur das Rauschen des Meeres kann ich noch hören und mein Herz, das wild in meiner Brust pocht.
    »Euer Entschluss steht also fest?«, wendet sich Cortés an Alvarado und die beiden anderen. »Ihr werdet den Willen dieser Versammlung redlicher Männer erfüllen?«
    »Ja, Commandante Cortés«, antwortet Alvarado. »Das werden wir nun unverzüglich tun.«
    Unser Herr schüttelt ganz leicht den Kopf, breitet seine Arme aus und lässt sie wieder sinken. »Da es sich so verhält«, sagt er in schleppendem Tonfall, »trete ich hiermit von allen meinen Ämtern als Anführer, Richter und oberster Befehlshaber zurück.Es gibt fortan keine Expedition mehr, also kann es auch deren Commandante und Caudillo nicht länger geben.«
    Ein Stöhnen geht durch die Menge, wie von einem verwundeten Tier. Die Männer reißen die Augen auf und raufen sich die Haare. Vollkommen durcheinander schauen wir alle zu, wie unser Herr abermals in seinen Umhang greift und die Goldkette mit dem königlichen Siegel unter seinen Gewändern hervorzieht. Er streift sich die Kette über den Kopf und wiegt sie kurz in der Hand, als wollte er sie wegwerfen oder Alvarado übergeben. Doch dann steckt er sie nur in eine der Taschen, die außen an seinem Umhang angebracht sind.
    »Ich bin jetzt nur noch ein einfaches Mitglied dieser Versammlung redlicher Männer«, verkündet er und springt von der Felsplattform zu uns herab in den Sand.
    Der »Durchtriebene« macht Gutierrez ein Zeichen und der Notar greift unter seine Robe und zieht einen kleinen Stapel beschrifteter Papierbögen hervor. »Wir beginnen nun mit der Wahl der Ratsherren von Villa Rica de la Vera Cruz«, verkündet Gutierrez und schaut sich verdrießlich nach einer Sitzgelegenheit um. »Wer dafür ist, dass der edle und redliche Don Pedro de Alvarado zum Ratsherrn gewählt wird, der hebe seine Hand!«
    Diego krampft seine Finger in meinen Oberarm. »Was hat das zu bedeuten, Orte?«, knirscht er zwischen den Zähnen hervor. »Das kann Cortés doch nicht machen – er muss doch unser Commandante bleiben!«
    Diego hat Tränen in den Augen. Ich überlege, was ich zu ihm sagen kann, um uns beide irgendwie aufzumuntern. Dabei geht mein Blick erneut zu Cortés hinüber, und ich sehe, dass er mir verstohlene Zeichen macht.
    »Alles wird sich schon irgendwie zum Guten wenden«, sage ich und springe auf. »Bis später, Diego – unser Herr verlangt nach mir.«
- 4 -
    Cortés umfasst mein Handgelenk, wie es seine Art ist, und zieht mich ein paar Schritte beiseite. Auf der Felsplattform ruft Notar Gutierrez einen Namen nach dem anderen aus, und jedes Mal heben die Konquistadoren ihre Hände und schreien: »Ja, er soll unser Ratsherr sein!«
    Im Schatten einer Palme bleibt Cortés stehen. Er wendet der »Versammlung redlicher Männer«, die ihn gerade eben entmachtet hat, seinen Rücken zu und schaut starr aufs Meer hinaus. Mir ist beklommen zumute. Ich will ihn so vieles fragen und wage es kaum, mich auch nur zu räuspern.
    Auf dem sandigen Platz brandet erneut Beifall auf. Offenbar hat der »Durchtriebene« alles sorgsam vorbereitet. Wen auch immer Gutierrez als Ratsherrn vorschlägt – er wird einstimmig gewählt und lauthals bejubelt. Als Erste Alvarado und Portocarrero. Dann ein halbes Dutzend weiterer Konquistadoren, die nacheinander die Plattform erklimmen und sich in alle Richtungen verneigen. Ich entdecke einige bekannte Gesichter, auch den würdevollen Cristóbal de Tapia, dem ich in Potonchan das Leben gerettet habe. Die Männer johlen und applaudieren. Sie steigern sich geradezu in

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