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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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einstudiert haben müssen. Seine Augen sind übertrieben weit aufgerissen, seine Wangen vor Verlegenheit gerötet.
    »Nein, José, das hier ist bitterer Ernst«, antwortet Cortés dem Soldaten, der eben ausgerufen hat, unser Herr habe sich bestimmt einen Scherz gestattet. »Ich habe gründlich nachgedacht und bin zu folgender Entscheidung gelangt«, fährt er fort. »Wir werden lediglich noch eine Bucht ausfindig machen, die sich als natürlicher Hafen für eine größere Flotte eignet – für die Schiffe der nächsten Expedition, falls unsere Obrigkeiten beschließen sollten, eines Tages wieder jemanden herzuschicken, der unser Werk fortsetzen soll. Um eine solche Bucht zu finden, genügt eine einzige Brigantine, die die Küste entlang weiter nach Norden segelt.«
    Cortés legt eine kurze Pause ein. Er wirft Montejo einen sinnenden Blick zu, so als wäre ihm gerade eben eine Idee gekommen. »Ja, so machen wir es«, sagt er und erhebt sich von seinem Sessel. »Damit du erkennst, Francisco, wie ernst es mir mit meiner Entscheidung ist, gebe ich dir das Kommando bei dieser Erkundungsfahrt.«
    Er kommt um den Goldtisch herum und legt Montejo seine Hand auf die Schulter. »Nimm fünfzig Männer mit«, fügt er hinzu, »das genügt. Und da ungefähr diese Anzahl Männer hinter dir stehen, die offensichtlich dein Vertrauen genießen, so sollen sie dich begleiten. Dich und den anderen Francisco.«
    Lächelnd hält er inne und winkt Morla herbei. Er legt dem blonden Neffen von Gouverneur Velazquez, dem er gestern noch Kerkerhaft angedroht hat, gleichfalls eine Hand auf die Schulter. »Brecht unverzüglich auf«, befiehlt er. »Es liegt ganz allein bei euch, wie lange diese Expedition noch andauern wird. Unterdessen lasse ich unsere Habseligkeiten an Deck schaffen und bereite alles für die Rückreise nach Kuba vor. Gott sei mit euch.«
- 2 -
    Drei Tage später marschieren wir die Küste entlang – mit dreihundertfünfzig Mann, darunter zwanzig Armbrustschützen und ebenso viele Arkebusiere. Sogar zwei Feldgeschütze haben wir dabei und unsere Artilleristen schimpfen alle paar Hundert Schritte auf die kubanischen Sklaven ein, wenn wieder einmal eine der zentnerschweren Kanonen bis über die Achse im Sand versunken ist.
    Während dieser drei Tage wurde die Stimmung im Lager und auf den Schiffen immer bedrohlicher. Die Männer, die Cortés bisher bedingungslos gefolgt waren, verstanden einfach nicht, warum er plötzlich zu den Velazquez-Getreuen umgeschwenkt ist. Mindestens dreimal täglich erschienen Abordnungen von unseren Männern, von den Artilleristen, den Seeleuten der verschiedenen Schiffe und sogar von den Zimmerern, um Cortés umzustimmen. Ihre Forderung war jedes Mal dieselbe: Sie wollten in diesem Land bleiben, das ihnen so viel mehr zu bieten schien als jeder andere Fleck auf dieser Welt. Sie wollten eine Siedlung errichten, wie die Totonaken es uns schließlich angeboten hatten. Sie wollten eigenes Land besitzen, auf dem sie nach Gold schürfen und als Hazienderos leben könnten, mit indianischen Arbeitssklaven und indianischen Ehefrauen. Diese wollten sie vorher von unseren Patres unterweisen und taufen lassen – »so wie Ihr, Commandante, es mit der Indianerin Malinali haltet!«. Das nämlich hatte sich auch längst herumgesprochen und es steigerte die Verwirrung unserer Männer nur noch mehr. »Wenn Ihr entschlossen seid, in wenigenTagen nach Kuba zurückzukehren«, so fragten sie ihn immer wieder, »warum macht Ihr Euch so viel Mühe mit Malinali und mit der anderen Indianerin – der kleinen Sklavin Eures Pagen Orteguilla?«
    Sie musterten mich argwöhnisch. Aber auf ihre Frage wusste ich auch keine Antwort, und wenn ich sie gekannt hätte, so hätte ich sie ihnen sicher nicht verraten.
    Cortés hörte sich alle Forderungen und Vorwürfe mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck an. »Ich verstehe euch«, antwortete er jedem Fragesteller, »aber als Leiter unserer Expedition kann ich nicht anders handeln.«
    Bei dieser Meinung blieb er sogar heute früh, als Alvarado und Portocarrero vor aller Ohren damit drohten, ihm die Freundschaft aufzukündigen. »Du bist nicht mehr der Mann, dem wir als unserem Expeditionsführer bedingungslos gefolgt sind!«, beschwerte sich Alvarado.
    »Er ist zu einem verfluchten Beamten geworden!«, schrie Portocarrero. »Aber mit einem beschissenen Federfuchser kann man keine neuen Welten entdecken, sondern höchstens irgendwelche von Spinnweb verdreckten Paragraphen!«
    Jenes

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