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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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geöffnet und sein Inhalt behandelt. Nicken Sie!«
    Abermals neigte der große Kopf sich langsam. Die Stirn war jetzt schweißnaß.
    »Schön. Jetzt reichen Sie den Scheck Mr. Du Pont. Sagen Sie: >Bitte vielmals um Entschuldigung, ich habe Sie betrogenen.< Dann können Sie gehen.«
    Bond beobachtete die Übergabe. Der Mund öffnete sich, sprach. Goldfinger hatte sich in der Hand. Es war nur Geld, mit dem er seinen Abgang erkaufte.
    »Moment, wir sind noch nicht fertig!« Bond blickte auf das Mädchen. Sie sah ihn an in einer Mischung aus Angst, Schmerz, Unterwerfung und Verlangen. »Wie heißen Sie?«
    »Jill Masterton.«
    Goldfinger hatte sich erhoben, wandte sich zum Gehen.
    »Halt!«
    Er stand still, sah jetzt zum Balkon hinauf. Das bleibt unvergessen, Mr. Bond, schien dieser Blick zu sagen.
    Bond sagte leise: »Eines hatte ich vergessen, Mr. Goldfinger: Für die Reise nach New York nehme ich als Geisel Miss Masterton mit. Sehen Sie zu, daß sie im Zug ist. Ach, und natürlich ein Salonabteil! Das ist alles.«
    5
    Eine Woche später stand Bond im siebenten Stock des Secret Service Headquarters in Regent’s Park am offenen Fenster seines Dienstraums. Der Vollmond schien über dem schlafenden London dahinzujagen. Vom Big Ben schlug es drei. Drinnen begann ein Telefon zu läuten. Bond trat an den Schreibtisch und hob den Hörer des schwarzen Apparats ab.
    »Beamter vom Dienst.«
    »Anruf von Station H, Sir.«
    »Verbinden Sie!«
    Man hörte die Nebengeräusche der schlechten Funkverbindung mit Hongkong. Immer diese Sonnenflecken über China! Eine singende Stimme fragte: »Universal Export?«
    Ganz nah und tief sprach jemand dazwischen: »Hongkong meldet sich, bitte, sprechen.«
    »Gehen Sie aus der Leitung!« sagte Bond ungeduldig.
    Wieder die singende Stimme von vorhin: »London ist da, bitte, sprechen!«
    »Hallo! Hallo! Universal Export?«
    »Jawohl«, sagte Bond.
    »Hier spricht Dickson. Es ist wegen des Telegramms über den MangoTransport. Obst. Sie wissen davon?«
    »Ja, ich hab’s hier.« Bond griff nach dem Ordner. Er wußte Bescheid. Das Obst waren Haftminen für Station H. Sie wollten damit drei Dschunken des rotchinesischen Spionagedienstes versenken, die vor Macao britische Frachter anhielten und nach Flüchtlingen durchsuchten.
    »Bis zum zehnten muß die Zahlung erfolgt sein!«
    Also würden nach diesem Datum die Dschunken abgezogen oder ihre Wachen verdoppelt sein. Irgend etwas Ernstes jedenfalls.
    »Wird erledigt«, sagte Bond kurz.
    »Danke! Und auf Wiederhören!«
    Bond legte auf und nahm den grünen Hörer. Er wählte Abteilung Q und sprach mit dem Diensthabenden. Morgen ging eine BOAC Britannia ab. Das Obst würde zur Stelle sein.
    Bond lehnte sich zurück. Zigarette. Er dachte an das kleine heiße Büro am Kai von Hongkong. Nr. 279, der sich eben Dickson genannt hatte, würde nicht schlecht schwitzen. Vielleicht sagte er soeben zu seinem Kollegen: »Alles okay, London macht es. Gehen wir jetzt den Einsatzplan nochmals durch.«
    Als M ihn vor drei Tagen zum Nachtdienst beordert hatte, war Bond nicht entzückt gewesen. Er hatte geltend gemacht, daß sechs Jahre oo-Außendienst ihn der verantwortungsvollen Büroroutine entfremdet hätten.
    »Ach, Sie sind bald wieder auf dem laufenden!« hatte M ungerührt erwidert. »Und bei Schwierigkeiten wenden Sie sich an die Sektionsdiensthabenden,
    den Leiter des Stabes - oder im Notfall an mich. Aber ich bin dafür, daß die dienstälteren Beamten eine Zeitlang Innendienst machen.« M hatte Bond kühl angesehen. »Neulich hat das Schatzamt interveniert. Der Verbindungsmann dort sieht die oo-Abteilung für überflüssig an. Ich konnte mich natürlich nicht auf einen Streit einlassen, sagte ihm nur, er sei im Irrtum. Jedenfalls wird es Ihnen nicht schaden, einigen Extradienst zu leisten. Da rosten Sie wenigstens nicht ein.«
    Bond war’s gleich. In dieser halben Woche hatte ihm sein gesunder Menschenverstand durchaus genügt. Es gab nur Routinesachen weiterzuleiten. Ihm gefiel es ganz gut, in diesem stillen Raum jedermanns Geheimnisse zu erfahren und dabei durch ein hübsches Kantinenmädchen mit Kaffee und Sandwiches versorgt zu werden. Er mochte keinen Tee.
    Der zweite Grund dafür, daß Bond die Stille des Nachtdienstes zusagte, war eine Arbeit, die er zu schreiben vorhatte - ein Handbuch über die Geheimdienstmethoden des Kampfes ohne Waffe. Unter dem Titel »Bleib leben!« sollte das Beste zusammengefaßt sein, was innerhalb aller Geheimdienste zu

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