Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Er verstummte.
    »Nicht schlecht, aber das Trumpfas haben Sie ausgelassen, einen, von dem auch ich es nie gedacht hätte. Erst der Präsident hat mir’s gesagt: Goldfinger heißt er. Auric Goldfinger.« Bond platzte heraus.
    »Was gibt’s da zu lachen?« M schien gereizt.
    »Verzeihung, Sir. Aber erst heute nacht hab’ ich sein Gesicht am Identicast zusammengesetzt.« Er sah auf die Uhr. »Jetzt ist es schon unterwegs zum CID-Archiv.«
    M wurde ärgerlich: »Mann, machen Sie’s nicht so spannend!« Bond begann die Geschichte von Anfang an zu erzählen.
    Ms Miene erhellte sich zusehends. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, starrte er zur Zimmerdecke hinauf.
    »Übrigens, was ist mit diesen zehntausend Dollar?«
    »Die hat das Mädchen, Sir.«
    »So! Und warum nicht das Weiße Kreuz?« Das war der Witwen- und Waisenfonds des Geheimdienstes.
    M hatte für Bonds Weibergeschichten nie viel übrig gehabt, sie taten seiner viktorianischen Seele weh. So sagte er nur: »Also, das war’s für jetzt, 007. Heute nachmittag hören Sie mehr. Komisch, dieser Goldfinger. Hab’ ihn ein- oder zweimal im Blades beim Bridgespielen gesehen. Und hinter dem ist die Bank von England her.« M blickte über den Tisch und sagte mild: »Und von jetzt an auch Sie!«
    6
    Colonel Smithers sah genauso aus, wie sein Name vermuten ließ. Vermutlich war er Oberst beim Generalstab gewesen. Höflich, untadelig, seriös, so wirkte alles an ihm. Ohne Hornbrille hätte er sehr gut ein respektables, wenngleich hageres Mitglied der königlichen Hofhaltung vorstellen können.
    Bond sagte: »Hier soll ich also alles über Gold erfahren.«
    »So ist es. Ihnen gegenüber kann ich ja offen sein« - der Colonel blickte über Bonds rechte Schulter hinweg -, »Sie wissen ja, daß fast alles, was ich zu sagen habe, vertraulich ist.« Bonds Schweigen war beredt. Smithers verbesserte sich sofort: »Aber wozu das erwähnen! Ein Mann Ihres Berufes . . .«
    Bond half ihm: »Jeder von uns hält nur die eigenen Geheimnisse für wichtig. Vielleicht war es ganz gut, mich daran zu erinnern. Trotzdem kann ich Sie beruhigen: Außer meinem Chef wird niemand etwas erfahren.«
    »Natürlich, natürlich! Nett von Ihnen, es so aufzufassen. Man wird hier in der Bank nachgerade überdiskret. Nun denn - die Sache mit dem Gold. Ich nehme an, Sie haben noch nie ernsthaft darüber nachgedacht? Nun, die Hauptsache ist, daß Gold den wertvollsten und marktgängigsten Artikel darstellt. Für ein Goldstück erhalten Sie überall in der Welt Ware oder Dienstleistung, nicht wahr?« Colonel Smithers war in seinem Element. Bond lehnte sich zurück. Er hörte gern zu, wenn jemand sein ttema beherrschte. Der Colonel hob die Pfeife: »Im weiteren ist von Bedeutung, daß man dem Gold seine Herkunft nicht ansieht. Sovereigns haben keine Seriennummer, und einen gestempelten Goldbarren kann man einschmelzen. Daher ist es fast unmöglich, Herkunft, Bestand oder Umlauf des Goldes in der Welt zu kontrollieren. Wir in England können nur das Gold in den Tresoren unserer Banken und im Münzamt zählen. Schon bei den Juwelieren und Pfandleihern sind wir auf Schätzungen angewiesen.«
    »Und warum müssen Sie das so genau wissen?«
    »Weil Gold und goldgedeckte Währung das Fundament unseres internationalen Kredits sind. Wir und andere Länder können die tatsächliche Stärke des Pfunds nur angeben, wenn wir wissen, wieviel Valuta hinter unserer Währung steht. Und meine Hauptaufgabe, Mr. Bond, ist es, auf jeden Goldschwund aus England und aus dem Sterlingblock zu achten. Sobald ich ein Abwandern von Gold in ein Land mit besserem Wechselkurs feststelle, muß ich die Goldabteilung der CID auf dieses Gold ansetzen und trachten, es in unsere Tresore zurückzuführen, die undichte Stelle zu schließen und die Schuldigen festzunehmen. Die Schwierigkeit ist aber die, daß das Gold die größten, die gewiegtesten Verbrecher anzieht. Sie sind sehr, sehr schwer zu fassen.«
    »Ist diese Goldknappheit nicht nur temporär? Produziert Afrika nicht rasch genug? Ist nicht genug davon im Umlauf? Ist das nicht wie bei jedem Schwarzmarkt - er verschwindet bei stärkerer Anlieferung?«
    »Ich fürchte, nein, Mr. Bond. So einfach ist das nicht. Sehen Sie, die Weltbevölkerung nimmt stündlich um viertausendfünf-hundert Köpfe zu. Ein kleiner Prozentsatz davon beginnt, weil er der Währung nicht traut, Goldstücke zu horten. Ein weiterer Prozentsatz braucht Zahngold, Brillenfassungen, Schmuck, Eheringe. Das alles

Weitere Kostenlose Bücher