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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hatte nicht zu dick aufgetragen, aber ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen.
    »Die Polizei hat nach seinen Joggingschuhen gefragt«, berichtete sie. »Irgend etwas wegen des Musters auf den Sohlen — also müssen in dem Zimmer, in dem Guy ermordet wurde, blutige Fußspuren gewesen sein.«
    »Tatsächlich«, erwiderte ich und versuchte mein Erstaunen zu verbergen. Offenbar hatte sie keinerlei Hemmungen, die Angelegenheiten der Familie auszuplaudern. Ich hatte geglaubt, es schlau anstellen zu müssen, aber sie schien Myrnas Zurückhaltung nicht zu teilen. »Haben sie die Schuhe gestern geholt?«
    »Nein. Sie haben mich heute morgen zu Hause angerufen. Bevor ich zur Arbeit ging.«
    »Lieutenant Robb?«
    »Nein. Die Frau. Sie ist ein kalter Fisch, muß ich sagen. Hoffentlich ist sie keine Freundin von Ihnen?«
    »Ich habe sie erst heute morgen kennengelernt, als ich zum Verhör dort war.«
    Sie warf mir einen Blick zu, als wollte sie mich taxieren. »Myrna hat mir erzählt, daß Sie Detektivin sind. Ich habe natürlich schon welche im Fernsehen gesehen, aber noch nie im richtigen Leben.«
    »Jetzt schon«, sagte ich. »Ich arbeite sogar im gleichen Büro wie Jacks Anwalt, Lonnie Kingman. Er ist gerade auf dem Weg zum Polizeirevier, um mit Jack zu sprechen.« Ich wollte sie unbedingt über die Sache mit den Schuhen ausfragen, fürchtete aber, daß sie zuklappte wie eine Auster, wenn ich mich zu neugierig zeigte.
    Sie senkte den Blick wieder auf ihre Arbeit. Sie ließ das chinesische Hackmesser in einem hurtigen Tanz herumhüpfen, der den ganzen Knoblauch auf die Größe von Reiskörnern reduzierte. »Sie haben gestern den ganzen Tag nach den Schuhen gesucht. So was haben Sie noch nicht gesehen. Sie haben sämtliche Schränke und Mülltonnen durchwühlt und sogar in den Blumenbeeten herumgegraben.«
    Ich stieß einen kleinen Laut des Erstaunens aus. Es war offensichtlich, daß Enid an sämtlichen Einzelheiten der Polizeiarbeit brennend interessiert war.
    »Sie haben mir gesagt, daß ich es war, die sie schließlich auf die richtige Spur gebracht hat«, fuhr sie fort. »Natürlich hatte ich keine Ahnung, daß sich herausstellen würde, daß die Schuhe Jack gehörten. Es ist mir schrecklich unangenehm. Myrna ist ganz außer sich. Sie hat ja solche Schuldgefühle, weil sie den Streit erwähnt hat.«
    »Das mit den Schuhen muß ein Schock gewesen sein«, bohrte ich weiter.
    »Jack ist mir von den Jungen der liebste. Ich habe vor fünfundzwanzig Jahren hier angefangen. Es war meine erste Stelle, und ich habe nicht damit gerechnet, lange zu bleiben.«
    »Wurden Sie als Kindermädchen eingestellt?«
    »Dafür waren die Jungen schon zu alt. Ich war eher eine Gesellschafterin für Mrs. Malek«, sagte sie. »Ich habe gar keine Ausbildung als Köchin. Ich habe es einfach nebenbei gelernt. Mrs. Malek — Rona — wurde zusehends schwächer, und damals war sie andauernd im Krankenhaus. Mr. Malek brauchte jemanden, der in ihrer Abwesenheit den Haushalt führte. Jack war auf der Junior High School und wußte nichts Rechtes mit sich anzufangen. Er saß dauernd bei mir in der Küche und sagte kaum ein Wort. Wenn ich ein Blech Plätzchen buk, verputzte er in Windeseile einen ganzen Teller voll. Er war im Grunde wie ein kleines Kind. Ich wußte, daß er eigentlich hungrig nach dem Lob und der Aufmerksamkeit seiner Mutter war, aber sie war viel zu krank. Ich tat, was ich konnte, aber es brach mir fast das Herz.«
    »Und wie alt war Guy damals?«
    Sie zuckte die Achseln. »Achtzehn, neunzehn. Er hatte ihnen bereits seit Jahren Kummer und Sorgen bereitet. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der soviel Ärger machte. Eine Schandtat folgte der nächsten.«
    »Wie sind Guy und Jack miteinander ausgekommen?«
    »Ich glaube, Jack hat ihn bewundert und verklärt. Sie waren nicht wie Freunde, sondern es steckte immer ein gewisses Maß an Heldenverehrung dahinter. Jack fand, Guy sei wie James Dean, rebellisch und tragisch, wissen Sie, und unverstanden. Sie hatten nie so besonders viel miteinander zu tun, aber ich weiß noch, wie Jack ihn immer ansah. Bennet und Jack, die standen sich nahe. Die beiden Jüngeren fühlten sich stets zueinander hingezogen. Ich konnte allerdings nie viel mit Bennet anfangen. Er hat etwas Hinterlistiges an sich.«
    »Und Donovan?«
    »Er war der klügste von den vieren. Er hatte schon damals einen guten Kopf fürs Geschäft und hat ständig Kalkulationen angestellt. Als ich hier zu arbeiten anfing, war er schon auf

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