Goldgrube
Katzenbach das Archiv durchsuchen lassen. Der Mädchenname war Bangham, also bin ich rüber in die Bücherei gegangen und habe im Adreßbuch nach anderen Banghams in der Gegend gesucht. Fehlanzeige. Drei von diesen Nachrufen habe ich im Stadtarchiv nachgeprüft, indem ich mir die Totenscheine angesehen habe. Claire ist nach wie vor fraglich.«
»Inwiefern?« Ich riß den Verschluß meiner Limodose auf und begann an der Verpackung aus Zellophan und Plastik zu zerren, in die mein Sandwich eingesiegelt war.
»Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, wie sie ums Leben gekommen ist«, sagte Dietz. »Es würde mich interessieren, ob wir eine Bestätigung für ihren Selbstmord bekommen können, einfach um die Angelegenheit ad acta zu legen. Ich habe mir den Namen einer Privatdetektivin in Bridgeport, Connecticut, besorgt und bei ihrem Auftragsdienst eine ausführliche Nachricht hinterlassen. Ich hoffe, jemand ruft mich zurück.«
»Was spielt es für eine Rolle, wie Claire gestorben ist?« Ich versuchte, die Versiegelung des Zellophans aufzubeißen. Sollte das womöglich kindersicher sein, wie Gift? Dietz streckte die Hand nach dem verpackten Sandwich aus, und ich reichte es ihm über den Tisch.
»Angenommen, sie wurde ermordet? Angenommen, sie war das Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht?« Er befreite das Sandwich aus seiner Hülle und gab es mir wieder.
»Da könnte was dran sein«, sagte ich. Ich schwieg, während ich aß, und las noch einmal die Nachrufe durch. Sie waren chronologisch sortiert und begannen mit dem Tod des Vaters Ende November 1967. Dietz hatte sie alle vier auf eine Seite kopiert.
MADDISON, Francis M., 53,
am Dienstag, dem zi. November unerwartet verstorben. Fünfundzwanzig Jahre lang treusorgender und verehrter Ehemann von Caroline B. Maddison; geliebter Vater der Töchter Claire und Patricia. Kundendienstleiter im Colgate Automotive Center und Mitglied der Community Christian Church. Allseits beliebt, wird er von Familie und Freunden schmerzlich vermißt werden. Beisetzung: Freitag, 11.30 Uhr. Anstelle von Blumen wird um Spenden an die Amerikanische Herzgesellschaft gebeten.
Ich sah zu Dietz auf und sagte: »Dreiundfünfzig. Das ist jung.«
»Sie waren alle jung«, sagte Dietz.
MADDISON, Patricia Anne, 17,
am Donnerstag, dem 9. Mai im Santa Teresa Hospital verstorben. Die Hinterbliebenen sind ihre sie liebende Mutter Caroline B. Maddison und ihre treue Schwester Claire Maddison. Auf Wunsch der Familie findet die Beisetzung in aller Stille statt.
MADDISON, Caroline B., 58,
am Dienstag, dem 29. August nach längerer Krankheit zu Hause verstorben. Am 22. Januar als Tochter von Helen und John Bangham in Indianapolis, Indiana, geboren, machte sie an der Universität von Indiana einen Abschluß in Hauswirtschaftslehre. Caroline war eine aufopfernde Gattin, Mutter und Hausfrau und überzeugte Christin. Ihr vorausgegangen sind ihr Mann, Francis M. Maddison, und ihre Tochter Patricia Anne Maddison. Hinterblieben ist ihre trauernde Tochter Claire Maddison, wohnhaft in Bridgeport, Connecticut. Es ist kein Trauergottesdienst vorgesehen. Spenden an das Hospiz Santa Teresa werden gerne angenommen.
MADDISON, Claire, 39,
frühere Bürgerin Santa Teresas, verstorben am Samstag, dem 2. März in Bridgeport, Connecticut. Tochter der Verstorbenen Francis M. und Caroline B. Maddison. Claire beendete 1963 die Santa Teresa High School und machte 1967 ihren Abschluß an der Universität von Connecticut. Ihre Ausbildung als Lehrerin für die Oberstufe und einen Magistergrad in romanischen Sprachen erwarb sie am Boston College. Sie unterrichtete Französisch und Italienisch an einer privaten Mädchenschule in Bridgeport, Connecticut. Trauergottesdienst am Dienstag in der Memorial Park Chapel.
Ich las die Meldung von Claires Tod zweimal durch. »Das war ja erst letztes Jahr.«
»Gott sei Dank hat sie ihren Mädchennamen wieder angenommen«, sagte Dietz. »Ich weiß nicht, wie wir sie hätten finden sollen, wenn sie den Namen von ihrem Ex behalten hätte.«
»Wer auch immer er war«, fügte ich hinzu. »Sie war vermutlich schon ewig geschieden. Es gab kaum Familie. Man sieht die Namen der Überlebenden immer weniger werden, bis keiner mehr übrig ist. Das ist doch deprimierend, oder nicht?«
»Ich dachte, die Mutter könnte vielleicht noch lebende Verwandte in Indiana haben, aber irgendwie schaffe ich es nicht, jemanden aufzutreiben«, sagte Dietz. »Ich habe es schon bei der Telefonauskunft in Indianapolis
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