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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schicken. Ende der Geschichte, dachte ich.
    Ich holte mein Auto — ohne Strafzettel — von einem illegalen Parkplatz und fühlte mich rundum mit dem Leben zufrieden. An diesem Abend kochte Dietz das Essen, eine Pfanne voller gerösteter Zwiebeln, Bratkartoffeln und Würstchen mit großzügigen Mengen Knoblauch und rotem Paprikapulver, das Ganze serviert mit einem graubraunen, grobkörnigen Senf, der einem die Zunge in Brand steckte. Nur zwei überzeugte Singles konnten eine solche Mahlzeit verspeisen und sich einbilden, daß sie irgendeinen Nährwert hatte. Ich übernahm den Abwasch, spülte Teller, Besteck und Gläser und schrubbte die Bratpfanne, während Dietz die Abendzeitung las. Ist es das, was Paare jeden Abend in der Woche machen? Ich mit meiner Erfahrung aus zwei Ehen erinnerte mich in erster Linie an die Dramen und den Kummer, nicht an das alltägliche Geschehen. Das hier war entschieden zu heimelig... nicht unangenehm, aber auf jeden Fall beunruhigend für jemanden, der Gesellschaft nicht gewöhnt ist.
    Um acht gingen wir zu Rosie’s hinüber und setzten uns in eine der hinteren Nischen. Rosie’s Restaurant ist ein schlecht beleuchtetes, schäbiges Etablissement, das seit fünfundzwanzig Jahren existiert und sich zwischen einen Waschsalon und einen Laden für Elektroreparaturen quetscht. Die Chrom-Resopal-Tische stammen aus dem Gebrauchtmöbellager, und die Nischen entlang den Wänden bestehen aus dunkel gebeiztem Billig-Sperrholz, grobe, von Hand eingeritzte Sprüche und Splitter inbegriffen. Es ist ein Akt sträflichen Leichtsinns, über die Bänke zu rutschen, wenn man nicht erst vor kurzem gegen Wundstarrkrampf geimpft worden ist. Im Lauf der Jahre hat die Zahl kalifornischer Raucher stetig abgenommen, und so hat sich die Qualität der Luft verbessert, die der Gäste aber nicht. Rosie’s war früher einmal ein Zufluchtsort für Trinker, die gern früh am Tag anfangen und bleiben, bis geschlossen wird. Mittlerweile ist der Schuppen bei verschiedensten Amateursportvereinen beliebt geworden, die nach jedem großen Spiel in Massen hereinbrechen, den Raum mit lautem Palaver, heiserem Lachen und heftigem Herumgestampfe erfüllen. Die Stammgäste, alle vier triefäugige Säufer, wurden in andere Kneipen vertrieben. Ich vermißte ihr undeutliches Genuschel, das nie aufdringlich war.
    Rosie war offenbar schon nach Hause gegangen, und als Barkeeper fungierte jemand, den ich noch nie gesehen hatte. Dietz trank zwei Bier, während ich mir zwei Gläser von Rosies bestem Chardonnay aus der Schraubdeckelflasche gönnte, ein säuerlicher Abklatsch eines sortenreinen kalifornischen Weins, den sie vermutlich in Kanistern kaufte.
    Ich gebe unumwunden zu, daß es der Alkohol war, der mich an diesem Abend in Schwierigkeiten brachte. Ich fühlte mich locker und entspannt, irgendwie weniger gehemmt als sonst, also bereit, draufloszuquasseln. Robert Dietz gefiel mir immer besser, aber ich wußte nicht genau, was ich davon halten sollte. Sein Gesicht sah in der Düsternis wie gemeißelt aus, und sein Blick wanderte ständig ruhelos beobachtend im Raum umher, während wir über nichts Bestimmtes plauderten. Beiläufig erzählte ich ihm von Williams und Rosies Hochzeit und meinen Abenteuern unterwegs, und er steuerte Einzelheiten über seinen Aufenthalt in Deutschland bei. Neben der Anziehungskraft spürte ich eine unterschwellige Traurigkeit aufkommen, die einem Fieber so ähnlich war, daß ich mich fragte, ob ich eine Erkältung bekam. Einmal erschauerte ich, und er sah zu mir herüber. »Alles okay?« fragte er.
    Ich streckte die Hand auf dem Tisch aus, und er bedeckte sie mit seiner und flocht seine Finger durch meine. »Was machen wir denn?« fragte ich.
    »Gute Frage. Warum reden wir nicht darüber? Du fängst an.«
    Ich lachte, aber das Thema war im Grunde nicht lustig, und das wußten wir beide. »Warum mußtest du zurückkommen und alles wieder aufwühlen? Mir ging es gut.«
    »Was habe ich aufgewühlt? Wir haben doch gar nichts gemacht. Wir gehen essen. Wir trinken etwas. Ich schlafe unten. Du schläfst oben. Mein Knie ist dermaßen ruiniert, daß du keine unerwünschten Avancen zu befürchten brauchst. Ich würde es nicht einmal diese Treppe hinaufschaffen, wenn mein Leben davon abhinge.«
    »Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht?«
    »Ich weiß nicht. Sag du’s mir«, sagte er.
    »Ich will mich nicht an dich gewöhnen.«
    »Viele Frauen können sich nicht an mich gewöhnen. Du bist eine der wenigen,

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