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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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weiß nicht, warum wir uns überhaupt damit herumplagen. Du bist süchtig nach Ortsveränderungen, und ich bin hier verwurzelt. Du kannst nicht bleiben, und ich kann nicht weggehen, weil ich unheimlich gern hier bin. Für dich ist es alle zwei Jahre ein Intermezzo, und ich habe mich auf Dauer hier niedergelassen, womit ich vermutlich dazu verdammt bin, mich lebenslänglich mit Männern wie dir herumzuschlagen.«
    »>Männern wie mir     »Genau das, was es bedeutet. Emotionale Klaustrophobiker. Du bist ein hoffnungsloser Fall. Solange ich mich zu Männern wie dir hingezogen fühle, kann ich meine eigenen —« Ich hielt inne, weil ich mich fühlte wie einer dieser Hunde aus dem Comic, der auf einem Fußboden ausrutscht.
    »Deine eigenen was?«
    »Geht dich nichts an«, sagte ich. »Laß uns das Gespräch beenden. Ich hätte den Mund halten sollen. Am Ende klinge ich noch wie ein Jammerlappen, was ich nicht vorhatte.«
    »Du bist immer so besorgt, womöglich wie ein Jammerlappen zu klingen«, sagte er. »Wen stört es schon, wenn du jammerst? Nur zu.«
    »Ach, jetzt mußt du das sagen.«
    »Was sagen?« fragte er entnervt.
    Ich legte eine Geduld an den Tag, die ich eigentlich nicht empfand. »Eines der ersten Dinge, die du je zu mir gesagt hast, war, daß du — wie hast du es formuliert? — >Gehorsam ohne Gejammer« wolltest. Du hast gesagt, daß das nur sehr wenige Frauen jemals fertigbrächten.«
    » Ich soll das gesagt haben?«
    »Ja, hast du. Seitdem habe ich mich sehr darum bemüht, nicht in deiner Gegenwart zu jammern.«
    »Sei doch nicht albern. So habe ich das nicht gemeint«, sagte er. »Ich weiß nicht einmal mehr, daß ich das gesagt habe, aber vermutlich habe ich über etwas anderes gesprochen. Aber wechsle bitte nicht das Thema. Ich möchte es nicht in dieser Stimmung beenden. Wo die Sache schon einmal zur Debatte steht, laß sie uns auch klären.«
    »Was gibt’s denn da zu klären? Wir können überhaupt nichts klären. Es gibt keine Lösung, also lassen wir die Geschichte doch einfach fallen. Es tut mir leid, daß ich es überhaupt angesprochen habe. Ich habe schon diesen laufenden Familienquatsch am Hals. Vielleicht ist es auch das, was mich aufregt.«
    »Was für ein Quatsch? Du bist mit diesen Menschen verwandt, also wo liegt das Problem?«
    »Ich möchte nicht darüber sprechen. Abgesehen vom Gejammer ist es mir zuwider, wenn ich das Gefühl habe, mich zu wiederholen.«
    »Wie kannst du dich wiederholen, wenn du mir von vornherein nichts erzählt hast?«
    Ich fuhr mit der Hand durchs Haar und starrte auf die Tischplatte. Ich hatte gehofft, dieses Thema umgehen zu können, aber es schien immer noch unverfänglicher zu sein, als über unsere Beziehung zu diskutieren, woraus diese auch bestehen mochte. Mir wollte einfach kein rationales Argument für meine Abneigung dagegen einfallen, mich mit meiner neu entdeckten Familie anzufreunden. Ich wollte einfach nicht. Schließlich sagte ich: »Ich mag es wohl nicht, wenn ich bedrängt werde. Sie sind so bemüht darum, die verlorene Zeit wieder wettzumachen. Warum können sie sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern? Ich fühle mich bei diesem ganzen kumpelhaften Getue nicht wohl. Du weißt ja, wie stur ich werde, wenn man mich bedrängt.«
    »Warum hast du dann überhaupt eingewilligt, für diese Anwältin zu arbeiten? Ist sie nicht deine Cousine?«
    »Ja, schon, aber ich wollte eigentlich gar nicht einwilligen. Ich hatte vor abzulehnen, aber dann haben Habsucht und Neugier die Oberhand gewonnen. Ich muß mir mein Geld verdienen, und ich wollte nicht aus Halsstarrigkeit ablehnen. Ich weiß, daß ich es bereuen werde, aber jetzt habe ich mich darauf eingelassen, also ist es zwecklos, mich selbst zu geißeln.«
    »Klingt oberflächlich betrachtet recht harmlos.«
    »Es ist nicht harmlos. Es ist ärgerlich. Und außerdem geht es darum gar nicht. Der Punkt ist, daß ich von ihnen erwarte, daß sie meine Grenzen respektieren.«
    »Welche Grenzen? Sie hat dir einen Auftrag gegeben. Solange du bezahlt wirst, ist es doch damit erledigt.«
    »Hoffen wir’s. Außerdem ist es weniger sie als die anderen beiden. Liza und Pam. Wenn ich ihnen nur ein paar Zentimeter nachgebe, überrennen sie mich total.«
    »Ach, Schwachsinn. Das ist doch kalifornisches Psychoge-schwätz. Du kannst dein Leben nicht wie eine Radio-Talkshow führen.«
    »Was weißt du schon? Mir ist noch nicht aufgefallen, daß du so toll mit deiner

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