Goldgrube
konstruierte, ohne jemals die Methode zu begreifen.
»Ich habe meine Technik inzwischen sogar verbessert. Früher ging ich es aufs Geratewohl an. Heute plane ich besser voraus. Das hier ist ein kleines, nur fünfzehn mal fünfzehn. Und das ist das Muster, das ich verwende«, erklärte er und deutete auf eine Schablone, in die das Gitter aus schwarzen Kästchen bereits eingetragen war.
»Du entwirfst nicht auch das Format?«
»Meistens nicht. Das hier habe ich schon mehrmals verwendet, und es paßt mir recht gut. Sie sind alle symmetrisch, und wie du siehst, ist kein Bereich abgegrenzt. Den Regeln zufolge dürfen die schwarzen Kästchen nicht mehr als ein Sechstel aller Kästchen umfassen. Dann gibt es noch ein paar andere Regeln. Zum Beispiel darf man keine Wörter mit weniger als drei Buchstaben benutzen und so weiter. Die guten haben ein Thema, um das sich die Lösungen drehen.«
Ich nahm eines seiner Nachschlagewerke in die Hand und drehte es um. »Was ist das?«
»In diesem Buch sind Wörter zwischen drei und fünfzehn Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Und das hier ist auch zur speziellen Bearbeitung von Kreuzworträtseln. Es umfaßt Wörter von bis zu sieben Buchstaben in einer komplizierten alphabetischen Anordnung.«
Ich lächelte über die Begeisterung, die in seiner Stimme mitschwang. »Wie bist du eigentlich dazu gekommen?«
Er winkte ab. »Wenn man erst einmal genug davon gelöst hat, ergibt es sich zwangsläufig. Du mußt es selbst mal ausprobieren, dann merkst du, wie es ist. Es gibt sogar Kreuzworträtselmeisterschaften, seit 1980. Du müßtest mal sehen, wie diese jungen Spunde loslegen. Die Rätsel werden auf eine Großleinwand projiziert. Ein echter Profi kann vierundsechzig Fragen in weniger als acht Minuten beantworten.«
»Hat es dich nie gereizt mitzumachen?«
Er schüttelte den Kopf und trug mit Bleistift eine Frage ein. »Ich bin zu langsam und lasse mich zu leicht aus der Ruhe bringen. Außerdem ist das eine ernsthafte Angelegenheit, wie Bridge-Turniere.« Er hob den Kopf. »Dein Telefon klingelt.«
»Wirklich? Dann hörst du besser als ich.« Ich hüpfte vom Tisch und ging auf schnellstem Weg in meine Wohnung, wo ich das Gespräch im selben Moment annahm wie mein Anrufbeantworter. Ich drückte auf den Ausschaltknopf, als meine Stimme gerade ihre Bitte um eine Nachricht beendet hatte. »Hallo, hallo. Ich bin’s selbst. Ich bin tatsächlich zu Hause«, zwitscherte ich.
»Hey«, sagte eine Männerstimme sanft. »Hier ist Guy. Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß ich am Wochenende anrufe.«
»Überhaupt nicht. Was gibt’s denn?«
»Nichts Großartiges«, antwortete er. »Donovan hat mich hier angerufen. Offenbar haben die drei — er, Bennet und Jack — gestern abend eine Besprechung abgehalten. Er sagt, sie möchten, daß ich für ein paar Tage runterkomme, damit wir über das Testament reden können.«
Ich merkte, wie mein Körper ganz steif wurde. »Na, so was! Das ist ja interessant. Fahren Sie hin?«
»Ich glaube schon. Vielleicht, aber ganz sicher bin ich mir noch nicht. Ich habe lange mit Peter und Winnie gesprochen. Peter meint, es sei an der Zeit, einen Dialog anzufangen. Er hat morgen eine Gebetsversammlung in Santa Teresa, also paßt es recht gut. Sie können mich nach dem Gottesdienst hinfahren, aber er hielt es für klug, wenn ich erst mit Ihnen spräche.«
Ich schwieg einen Augenblick. »Möchten Sie die Wahrheit hören?«
»Tja, schon. Deshalb habe ich ja angerufen.«
»An Ihrer Stelle würde ich es lassen. Ich war gestern abend dort zu Besuch, und es wirkt alles sehr angespannt. Das sollten Sie sich lieber nicht antun.«
»Inwiefern?«
»Die Gefühle kochen hoch, und wenn Sie in dieser Phase auftauchen, machen Sie alles nur noch schlimmer.«
»Das war auch meine erste Reaktion, aber dann bin ich ins Nachdenken gekommen. Ich meine, immerhin hat mich Donovan angerufen. Nicht ich ihn«, sagte er. »Ich finde, wenn mir die drei schon einen Waffenstillstand anbieten, sollte ich wenigstens bereit sein, ihnen auf halbem Weg entgegenzukommen. Es kann ja nicht schaden.«
Ich unterdrückte das Bedürfnis, ihn anzuschreien. Schreien ist, wie ich festgestellt habe, keine geeignete Methode, andere vom eigenen Standpunkt zu überzeugen. Ich hatte seine Brüder erlebt, und Guy wäre ihnen nicht gewachsen. Ich hätte diesen dreien unter keinen Umständen vertraut. In Anbetracht von Guys seelischer Verfassung konnte ich verstehen, warum es ihn reizte,
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