Goldgrube
aber er wäre ein Narr, wenn er ohne Rechtsbeistand dieses Haus beträte. »Vielleicht ist es ein Waffenstillstand, vielleicht aber auch nicht. Baders Tod hat alles mögliche aufs Tapet gebracht«, sagte ich. »Wenn Sie unvorbereitet dorthin spazieren, können Sie sich auf eine ganze Ladung Scheiße gefaßt machen. Sie marschieren direkt in einen Alptraum hinein.«
»Verstehe.«
»Ich glaube nicht«, sagte ich. »Nicht daß ich Ihre Brüder kritisieren wollte, aber sie sind alles andere als nette Kerle, zumindest nicht, was Sie betrifft. Zwischen den dreien gibt es enorme Reibungen, und wenn Sie auch noch auftauchen, gießen sie damit nur noch mehr Öl ins Feuer. Also ganz ehrlich. Sie können sich gar nicht vorstellen, was da abläuft.« Ich merkte, wie Tonhöhe und Lautstärke meiner Stimme anstiegen.
»Ich muß es eben versuchen«, sagte er.
»Vielleicht, aber nicht auf diese Art.«
»Soll heißen?«
»Sie werden sich in genau derselben Position wiederfinden, in der Sie auch waren, als Sie weggegangen sind. Sie werden der Sündenbock sein, der Blitzableiter für ihre ganze Feindseligkeit.«
Ich hörte geradezu, wie er die Achseln zuckte. Er sagte: »Vielleicht müssen wir dann eben darüber reden. Es offen aussprechen und damit klarkommen.«
»Es wurde offen ausgesprochen. Die drei haben keinerlei Hemmungen. Die Konflikte liegen offen zutage, und glauben Sie mir, Sie sollten sich lieber nicht ihrem Gift aussetzen.«
»Donovan scheint mir nichts nachzutragen, und nach dem zu urteilen, was er sagt, gilt das auch für Bennet und Jack. Die Wahrheit ist doch, daß ich mich geändert habe, und das müssen sie einsehen. Wie sonst kann ich sie überzeugen, wenn nicht von Angesicht zu Angesicht?«
Ich merkte, wie ich zu schielen begann, während ich versuchte, meine Ungeduld im Zaum zu halten. Ich wußte, daß ich besser beraten wäre, wenn ich den Mund hielte, aber es war noch nie meine Stärke gewesen, meine Ansichten für mich zu behalten. »Hören Sie, Guy, ich will mir nicht anmaßen, Ihnen vorzuschreiben, wie Sie Ihre Angelegenheiten erledigen sollen, aber hier geht es nicht um Sie. Es geht um die Beziehung Ihrer Brüder zueinander. Es geht um Ihren Vater und darum, was sich in all den Jahren abgespielt hat, seit Sie das Haus verlassen haben. Sie laufen Gefahr, die Zielscheibe für sämtlichen Ärger zu werden, der sich bei den dreien aufgestaut hat. Warum wollen Sie sich das antun?«
»Weil ich wieder mit ihnen zu tun haben möchte. Ich habe Mist gebaut. Das gebe ich zu, und ich möchte mich wieder mit ihnen vertragen. Peter sagt, es kann keine Heilung geben, wenn wir uns nicht zusammensetzen.«
»Das ist ja alles gut und schön, aber es steht wesentlich mehr auf dem Spiel. Was, wenn das Thema Geld zur Sprache kommt?«
»Das Geld ist mir egal.«
»Schwachsinn! Das ist Schwachsinn. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, um wieviel Geld es hier geht?«
»Das spielt keine Rolle. Das Geld interessiert mich nicht. Ich brauche kein Geld. Ich bin auch so zufrieden.«
»Das sagen Sie jetzt, aber woher wollen Sie wissen, daß sich das nicht ändert? Warum wollen Sie sich später Probleme schaffen? Haben Sie schon mit Tasha gesprochen? Was sagt sie dazu?«
»Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Ich habe in ihrem Büro in Lompoc angerufen, aber sie war bereits unterwegs nach San Francisco, und die Sekretärin hat gesagt, daß sie danach zehn Tage nach Utah in Skiurlaub fährt.«
»Dann rufen Sie sie in Utah an. Dort gibt es auch Telefone.«
»Das habe ich schon versucht. Sie wollten mir ihre Nummer nicht geben. Sie meinten, wenn sie im Büro anriefe, würden sie ihr meinen Namen und meine Nummer sagen, und dann riefe sie mich an, wenn sie dazu käme.«
»Dann versuchen Sie es bei jemand anders. Rufen Sie einen anderen Anwalt an. Ich will nicht, daß Sie ohne Rechtsberatung mit Ihren Brüdern sprechen.«
»Es geht nicht um Rechtsfragen. Es geht darum, den Bruch zu kitten.«
»Und genau das macht Sie zur leichten Beute. Ihr Anliegen hat nichts mit dem Anliegen Ihrer Brüder zu tun. Die scheißen auf Versöhnung, wenn Sie meine Unverblümtheit entschuldigen wollen.«
»Das sehe ich nicht so.«
»Ich weiß. Deshalb führen wir ja diese Auseinandersetzung«, schrie ich. »Und wenn sie versuchen, Sie zu einer Entscheidung zu zwingen?«
»Worüber?«
»Über irgendwas! Sie wissen ja nicht mal, womit Ihren Interessen am besten gedient ist. Wenn Ihr einziges Anliegen ist, Frieden zu schließen, werden Sie nur aufs
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