Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Kreuz gelegt.«
    »Wie kann ich aufs Kreuz gelegt werden, wenn ich gar nichts will? Sie können das Geld behalten, wenn das das einzige ist, was zwischen uns steht.«
    »Tja, wenn Sie das Geld nicht wollen, warum geben Sie es dann nicht der Kirche?« Sowie ich es ausgesprochen hatte, hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Seine Motive waren rein. Warum Komplikationen auslösen?
    Er schwieg einen Augenblick. »Daran hatte ich noch nicht gedacht. Das ist ein gutes Argument.«
    »Vergessen Sie’s. Streichen Sie es. Ich sage ja nur, daß Sie nicht allein dorthin gehen sollen. Nehmen Sie sich einen Beistand mit, damit Sie nichts tun, was Sie später bereuen.«
    »Warum kommen Sie nicht mit?«
    Ich stöhnte auf, und er mußte lachen. Mit ihm dorthin zu gehen war das letzte, was ich wollte. Er brauchte Schutz, aber ich hielt es nicht für angebracht, wenn ich jetzt eingriffe. Was hatte ich schon an Beistand zu bieten? »Weil das nicht mein Gebiet ist«, erwiderte ich. »Ich bin nicht objektiv. Ich kenne mich mit den Gesetzen nicht aus, und ich habe keine Ahnung von der Rechtslage. Es wäre dumm von Ihnen, hierherzukommen und mit den dreien zu sprechen. Warten Sie einfach die zehn Tage ab, bis Tasha zurückkommt. Tun Sie noch nichts. Es besteht keinerlei Veranlassung für Sie zu springen, sobald Donovan pfeift. Sie sollten die Sache unter Ihren Bedingungen angehen, nicht unter seinen.«
    Ich hörte ihm an, wie ungern er akzeptieren wollte, was ich sagte. Wie die meisten Menschen hatte er seinen Entschluß bereits gefaßt, bevor er um Rat fragte. »Wissen Sie was? Es ist wirklich wahr«, begann er. »Ich habe darum gebetet. Ich habe Gott um Beistand gebeten, und das war die Antwort, die ich bekommen habe.«
    »Tja, dann versuchen Sie es noch mal bei ihm. Vielleicht haben Sie die Botschaft mißverstanden.«
    Er lachte. »Gewissermaßen habe ich das. Ich habe die Bibel aufgeschlagen und meinen Finger auf eine Stelle gelegt. Wissen Sie, welche Passage das war?«
    »Da komm ich nie drauf«, sagte ich trocken.
    »>So wisset also, Menschen und Brüder, daß euch durch diesen Mann die Vergebung der Sünden gepredigt wird: Und durch ihn werden alle Gläubigen von allem freigesprochen werden, von dem sie durch das Gesetz Mose nicht freigesprochen werden konnten.<« Wie viele Gläubige konnte er Bibelverse zitieren wie Songtexte.
    Nun war es an mir zu schweigen. »Dagegen kann ich nichts einwenden. Ich weiß nicht mal, was es bedeutet. Hören Sie, wenn Sie fest entschlossen sind, das zu tun, dann tun Sie es, das ist ja klar. Ich rate Ihnen nur dringend, jemanden mitzunehmen.«
    »Das will ich ja. Ich habe Sie gerade gefragt.«
    »Ich spreche nicht von mir! Wir wär’s mit Peter und Winnie? Sie wären doch sicher bereit, Ihnen zu helfen, wenn Sie sie darum bitten, und sie wären viel besser geeignet. Ich habe nicht die geringste Ahnung von Familientherapie oder diplomatischer Vermittlung oder sonstwas. Außerdem bekomme ich von diesem ganzen Familienkram Zustände.«
    Ich hörte Guy an, daß er lächelte, und seine Stimme war voller Zuneigung. »Komisch, daß Sie das sagen, weil es für mich irgendwie so aussieht, als gehörten Sie dazu. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie kommt es mir so vor. Haben Sie nicht selbst auch irgendein familiäres Problem?«
    Ich hielt den Telefonhörer von mir weg und sah ihn argwöhnisch an. »Wer, ich? Ganz und gar nicht. Wie kommen Sie denn darauf?«
    Guy lachte. »Ich weiß nicht. Es kam mir nur gerade so in den Sinn. Vielleicht irre ich mich ja, aber ich habe das Gefühl, als hingen Sie damit zusammen.«
    »Der Zusammenhang ist rein beruflich. Ich bin engagiert worden, um einen Auftrag zu erledigen. Das ist die einzige Verbindung, die ich erkennen kann.« Ich sprach in beiläufigem Tonfall, um meine Gelassenheit zu demonstrieren, mußte mir aber eine Hand ins Kreuz pressen, wo mir ein unerklärlicher Schweißtropfen in die Unterhose lief. »Sprechen Sie doch noch einmal mit Peter. Ich weiß, daß Sie unbedingt alles wiedergutmachen wollen, aber ich möchte nicht, daß Sie sich allein in die Höhle des Löwen begeben. Wir wissen doch alle, wie es zwischen den Löwen und den Christen ausgegangen ist.«
    Er schwieg einen Augenblick und schien dann das Thema wechseln zu wollen. »Wo liegt denn Ihre Wohnung?«
    »Wieso wollen Sie das wissen?« Ich war nicht bereit, Auskunft zu geben, bevor ich wußte, worauf er hinauswollte.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Vielleicht können wir die

Weitere Kostenlose Bücher