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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Haus gespukt hätte, aber es schien irgendwie befleckt zu sein. Keiner wollte es haben. Man hat uns erzählt, daß es fünf- oder sechsmal beinahe zu einem Vertragsabschluß gekommen wäre, bis dann meine Eltern kamen und es wirklich kauften. Es war völlig vernachlässigt. Die elektrischen Leitungen waren mangelhaft und die Rohre undicht. Durch große Löcher im Dach schien die Sonne herein. Überall liefen Baumratten herum, und auf dem Dachboden lebte eine Waschbärenfamilie. Sie brauchten Jahre, bis sie alles hergerichtet hatten. Währenddessen plante Dad, angrenzende Grundstücke zu kaufen, falls sie auf den Markt kämen.«
    »Wie groß ist es jetzt, sechs Hektar?«
    »Glauben Sie? Die ursprüngliche Parzelle hatte knapp zwei. Wahrscheinlich gibt es nicht mehr viel Land in dieser Gegend.«
    »Gehört das Land zur Stadt oder zum County?«
    »Wir liegen direkt am oberen Ende der Stadtgrenze. Ein großer Teil dessen, worauf Sie blicken, gehört zum Los Padres National Forest.« Der Begriff Forest , Wald, war irreführend. Die geschwungene Bergkette über uns war mit Nesseln, Säckelblumen, Feuerdorn und den an der ganzen Küste verbreiteten Salbeibüschen bedeckt, da der Boden zu karg war, um Wälder ernähren zu können. In den höheren Lagen mochten noch ein paar Kiefern stehen, wenn die Brände sie nicht schon erreicht hatten.
    Wir gingen am Tennisplatz vorbei, dessen Bodenbelag brüchig und an den Rändern mit Unkraut überwuchert war. Ein Tennisschläger war zur Seite geworfen worden und so lange den Elementen ausgesetzt gewesen, daß er sich verzogen hatte und seine Nylonbespannung gerissen war. Hinter dem Tennisplatz befand sich ein verglastes Gebäude, das ich von der Einfahrt aus nicht gesehen hatte. Es war flach und langgestreckt und hatte ein rotes Ziegeldach, dessen Farbe mit der Zeit das rötliche Braun alter Backsteine angenommen hatte.
    »Was ist denn das?«
    »Die Schwimmhalle. Wir haben ein Hallenbad. Möchten Sie es sehen?«
    »Warum nicht?« sagte ich. Ich trottete hinter ihm her, während er auf einen überdachten und gefliesten Innenhof zuging. Er näherte sich den dunklen Fenstern des Gebäudes und spähte hinein. Dann ging er zur Tür und drehte am Knauf. Die Tür war unverschlossen, aber der Rahmen klemmte, so daß ein heftiger Ruck nötig war, bevor sie sich mit einem schrillen Schaben öffnete, das mir durch Mark und Bein ging.
    »Wollen Sie das wirklich machen?« fragte ich.
    »Hey, es gehört zur Führung.«
    Ich hatte dabei das Gefühl, als würden wir einbrechen, ein Sport, für den ich mich lieber bezahlen lasse. Die Empfindung, unerlaubt einzudringen, war sehr stark, von fast sexuellem Reiz, trotz der Tatsache, daß man uns gestattet hatte, überall herumzuspazieren. Wir betraten einen Vorraum, der zur Lagerung verschiedenster Sportgeräte genutzt wurde: Badminton-, Golf- und Baseballschläger, ein Regal mit einem kompletten Set Krocketschläger und -bälle, Schwimmbretter aus Styropor für den Pool und eine Reihe von Surfbrettern aus Fiberglas, die den Eindruck machten, als stünden sie schon seit Jahren an die Wand gelehnt da. Derzeit bewahrte auch der Gärtner sein Laubblasgerät und einen Rasenmäher, auf dem man sitzen konnte, hier auf. Obwohl ich keine Spinnen sah, hatte der Raum eine Atmosphäre, die stark auf Spinnen schließen ließ. Ich verspürte den Drang, mir ganz schnell sämtliche Kleider abzuklopfen, für den Fall, daß etwas heruntergefallen und unbemerkt auf mir gelandet war.
    Das Becken war halb voll, und das Wasser sah richtig widerlich aus. Der Bodenbelag außen herum bestand aus grob wirkendem grauen Stein, alles andere als ein Material, das man gern unter bloßen Füßen spüren möchte. Am einen Ende des Raums befand sich eine Nische mit Rattanmöbeln, wo allerdings auf Sofa und Sesseln die Kissen fehlten. Die Stimmung war düster, und irgendwo hörte ich Wasser tropfen. Jede Spur von Chlor hatte sich längst verflüchtigt, und in den Tiefen hatten verschiedene unbestimmte Lebensformen zu gären begonnen.
    »Sieht so aus, als müßte man den Poolservice kündigen«, bemerkte ich.
    »Vermutlich kümmert sich der Gärtner um den Pool, wenn er daran denkt«, sagte Guy. »Als wir Kinder waren, fanden wir es hier toll.«
    »Was haben Sie und Donovan denn hier mit Bennet gemacht? Ihn halb ersäuft? Ihn vom Sprungbrett hängen lassen? Ich kann mir direkt vorstellen, wieviel Spaß Sie dabei gehabt haben müssen.«
    Guy lächelte, war aber mit seinen Gedanken woanders.

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