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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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geschwärzten, verkrümmten Ast sehen, obwohl das letzte große Feuer schon fünf oder sechs Jahre zurücklag.
    Wieder standen die eisernen Torflügel offen, und die lange Einfahrt verschwand in einer schattigen Kurve. Irgendwie wirkten die Nadelbäume und Palmen der Maleks vor dem Hintergrund aus kahlen Hügeln fehl am Platze. Als ich auf das Grundstück fuhr, merkte ich, wie die Jahre sorgfältiger Pflege und die Einführung exotischer Pflanzen selbst die Luft verändert hatten, die über dem Anwesen lag.
    »Nervös?« fragte ich.
    »Schlotternd vor Angst.«
    »Sie können immer noch einen Rückzieher machen.«
    »Dafür ist es zu spät. Es kommt mir vor wie eine Hochzeit, zu der die Einladungen bereits verschickt sind. Sie wissen schon, es wäre zwar noch möglich abzusagen, aber es ist einfacher, es durchzuziehen, als allen anderen Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
    »Spielen Sie mir nicht den edlen Menschen vor.«
    »Es hat nichts mit >edel< zu tun. Ich bin vermutlich bloß neugierig.«
    Ich fuhr auf den Hof und brachte den VW auf der linken Seite zum Stehen. Die Garagen am Ende der Einfahrt waren allesamt geschlossen. Das Haus selbst sah verlassen aus. Alle Fenster waren dunkel und die meisten Vorhänge zugezogen. Der Anblick war nicht gerade einladend. Die Stille wurde lediglich vom Tuckern meines Motors durchbrochen. »Tja. Das war’s dann wohl. Rufen Sie an, wenn Sie mich brauchen. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    Guy sah mich ängstlich an. »Müssen Sie gleich fahren?«
    »Eigentlich schon«, antwortete ich, obwohl ich in Wirklichkeit den ganzen Nachmittag nichts anderes vorhatte.
    »Möchten Sie das Haus sehen? Bleiben Sie doch noch ein Weilchen, dann führe ich Sie herum.«
    »Ich war erst kürzlich auf einen Drink hier. Seit Freitag abend hat sich nichts verändert.«
    »Ich will noch nicht hineingehen. Ich muß erst Mut fassen. Ich könnte Ihnen doch das Anwesen zeigen. Wir könnten draußen Spazierengehen. Es ist wirklich schön«, sagte er. Impulsiv streckte er die Hand aus und berührte meinen nackten Arm. »Bitte!«
    Seine Finger waren kalt, und seine Beklommenheit war ansteckend. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn allein zu lassen. »In Ordnung«, sagte ich widerstrebend. »Aber lang kann ich nicht bleiben.«
    »Toll. Das ist toll. Ich bin Ihnen wirklich dankbar.«
    Ich stellte den Motor ab. Guy ließ seinen Rucksack auf dem Beifahrersitz stehen, und wir stiegen beide aus. Wir schlugen die Autotüren mit zwei raschen, sich überschneidenden Knallen zu, als würden zwei Pistolen abgefeuert. Im letzten Moment zog ich meine Tür noch einmal auf und warf meine Tasche auf den Rücksitz, bevor ich den Wagen abschloß. Als wir den Hof überquerten, öffnete Myrna die Haustür und kam auf den Vorplatz heraus. Sie trug wieder eine Art Tracht: einen unförmigen weißen Polyesterrock mit einer dazu passenden Kasackbluse — eine vage Mischung zwischen Krankenschwester und Haushaltshilfe.
    »Hallo, Myrna«, sagte ich. »Wie geht es Ihnen? Ich dachte, es sei niemand zu Hause. Das ist Guy. Entschuldigen Sie. Ich glaube, mir hat nie jemand Ihren Familiennamen verraten.«
    »Sweetzer«, sagte sie.
    Guy streckte eine Hand aus, was sie ein bißchen aus dem Konzept brachte. Sie gewährte ihm einen Händedruck ohne Knorpel oder Knochen. Sein gutes Aussehen wirkte auf sie vermutlich genauso wie auf mich. »Schön, Sie kennenzulernen«, sagte er.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte sie mechanisch. »Die Familie wird gegen fünf wieder dasein. Sie können frei über das Haus verfügen. Sie wissen ja sicher noch, wo Ihr Zimmer ist, wenn Sie Ihre Sachen hinaufbringen wollen.«
    »Danke. Das werde ich gleich tun. Ich dachte, ich zeige ihr erst mal das Anwesen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte sie. »Die Haustür ist offen, falls Sie hier reinkommen wollen. Um sieben gibt’s Abendessen.« Sie wandte sich zu mir. »Bleiben Sie auch da?«
    »Danke für die Einladung, aber ich glaube, das wäre nicht angebracht. Die Familie braucht Zeit, um sich zusammenzuraufen. Vielleicht ein andermal«, antwortete ich. »Aber ich habe eine Frage. Guy hat sich nach seinem Vater erkundigt, und mir ist gerade eingefallen, daß Sie sicher genausogut Bescheid wissen wie die anderen. Waren Sie nicht seine Krankenpflegerin?«
    »Eine von mehreren«, sagte sie. »In den letzten acht Monaten war ich seine Hauptpflegekraft. Ich bin auf Bitten Ihres Bruders als Haushälterin dageblieben«, erklärte sie und sah Guy

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