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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Lieutenant hat uns gebeten, nicht mit der Presse zu sprechen...«
    »Kein Wunder«, sagte ich. »Haben Sie sie dort draußen gesehen?«
    »Wie die Geier«, sagte sie. »Als ich vom Polizeirevier zurückkam, riefen sie alle durcheinander, versuchten, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und hielten mir Mikrophone unter die Nase. Am liebsten hätte ich mir die Jacke übers Gesicht gezogen. Ich habe mich wie einer dieser Kriminellen im Fernsehen gefühlt.«
    »Vermutlich wird es jetzt noch schlimmer. Angefangen hat es als kleine Geschichte über ein menschliches Schicksal. Jetzt ist es eine Riesensache.«
    »Das fürchte ich auch«, sagte sie. »Aber um Ihre Frage zu beantworten, ja, ich war hier, aber ich habe nichts gehört. In letzter Zeit hatte ich wegen meines Arms Schlafstörungen. Gewöhnliche Schmerzmittel kommen an den Schmerz gar nicht heran, deshalb habe ich ein Tylenol mit Codein genommen und eine rezeptpflichtige Schlaftablette. Ich mache das nicht oft, weil ich die Wirkung nicht mag. Davon fühle ich mich am nächsten Morgen ganz schlapp, so als würde ich überhaupt nicht richtig aufwachen. Außerdem ist der Schlaf so tief, daß er schon fast nicht mehr erholsam ist. Ich bin gegen halb neun ins Bett gegangen und habe mich bis neun Uhr heute morgen nicht mehr gerührt.«
    »Wer hat die Leiche entdeckt?«
    »Ich glaube, das war Christie.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »Kurz nach zehn. Ich hatte mir gerade eine Tasse Kaffee gemacht, war hier hinten in der Küche und habe mir die Morgennachrichten auf dem kleinen Fernseher angesehen. Ich habe den ganzen Aufruhr gehört. Sie wollten sich eigentlich zum Frühstück treffen, um über das Testament zu sprechen, und als Guy nicht herunterkam, wurde Bennet wohl wütend. Er dachte, Guy spielte ein Spielchen mit ihnen. Zumindest hat mir das Christie später so erzählt. Bennet hat sie hinaufgeschickt, damit sie ihn herunterholt. Und plötzlich haben sie die Nummer des Notrufs gewählt, aber ich wußte immer noch nicht, was eigentlich los war. Ich wollte gerade zu ihnen hinausgehen, als Donovan hereinkam. Er sah entsetzlich aus. Er hatte jegliche Farbe verloren und war weiß wie die Wand.«
    »Haben Sie die Leiche gesehen?«
    »Ja. Er hat mich gebeten hinaufzugehen. Er dachte, ich könnte vielleicht irgend etwas tun, aber es war natürlich zu spät. Guy muß zu der Zeit schon mehrere Stunden tot gewesen sein.«
    »Ohne jeden Zweifel?«
    »O ja. Ganz sicher. Er fühlte sich kalt an, und seine Haut war wächsern. Man hatte ihm den Schädel eingeschlagen, und überall war Blut, das meiste davon schon getrocknet oder geronnen. Angesichts seiner Verletzungen würde ich sagen, daß der Tod rasch, wenn nicht sofort eingetreten sein muß. Außerdem war es eine Schweinerei. Ich weiß, daß die Polizei über diesen Aspekt des Mordes gerätselt hat.«
    »Welchen Aspekt?«
    »Was der Mörder mit seinen eigenen Kleidern gemacht hat. Ich möchte ja nicht geschmacklos werden, aber es muß wohl weiträumig gespritzt haben. Blut und Gehirnmasse. Er hätte das Anwesen unmöglich verlassen können, ohne aufzufallen. Die Polizisten haben sich für eine Reihe von Kleidungsstücken interessiert. Sie haben mich um meine Hilfe gebeten, da ich immer die Sachen in die Reinigung bringe.«
    »Haben sie irgend etwas von Belang gefunden?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihnen alles gegeben, was heute in die Reinigung gehen sollte. Sie haben sich ausgiebig mit Enid unterhalten, aber ich weiß nicht, was sie von ihr wollten.«
    »Haben Sie vielleicht eine Ahnung, was die Mordwaffe gewesen sein könnte?«
    »Da möchte ich keine Vermutungen wagen. In diesem Punkt fühle ich mich nicht zu einem Kommentar berechtigt. Es war nichts im Zimmer, jedenfalls nicht, soweit ich sehen konnte. Ich hörte einen Beamten sagen, daß die Autopsie gleich morgen früh stattfinden solle. Ich nehme an, der Pathologe wird sich eine Meinung bilden«, sagte sie. »Hat die Familie Sie beauftragt, Ermittlungen anzustellen?«
    Mir lag die Lüge schon auf der Zunge, aber dann überlegte ich es mir noch einmal anders. »Bis jetzt noch nicht«, sagte ich. »Hoffen wir, daß es nicht soweit kommt. Ich kann es nicht glauben, daß sich jemand aus der Familie als Täter entpuppen wird.«
    Ich erwartete, daß sie mit Protesten und Versicherungen reagieren würde, doch das nun folgende Schweigen war bezeichnend. Ich merkte ihr das Bedürfnis an, mir etwas anzuvertrauen, konnte mir aber nicht vorstellen, was. Ich blickte ihr tief

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