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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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in die Augen und versuchte, vertrauenswürdig und ermutigend zu wirken. Ich spürte schon fast, daß ich den Kopf schief legte wie ein Hund, der festzustellen versucht, aus welcher Richtung der Ton einer Hochfrequenzpfeife kommt.
    Inzwischen war ihr ein angetrockneter Fleck auf der Arbeitsfläche aufgefallen, und sie machte sich, ohne mich anzusehen, mit dem Fingernagel daran zu schaffen. »Es geht mich wirklich nichts an. Ich habe nichts als Respekt für Mr. Malek empfunden...«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich möchte nicht, daß irgend jemand schlecht von mir denkt, aber manches höre ich bei meiner Arbeit einfach mit. Ich werde gut bezahlt, und Gott weiß, daß ich meine Arbeit gern mache. Oder zumindest gern gemacht habe.«
    »Ich bin sicher, Sie wollen nur helfen«, sagte ich und fragte mich, worauf sie hinauswollte.
    »Wissen Sie, Bennet war überhaupt nicht damit einverstanden, das Geld zu teilen. Er war nicht davon überzeugt, daß dies Baders Absicht gewesen wäre, und so dachte auch Jack. Aber natürlich hat sich Jack in fast allem auf Bennets Seite gestellt.«
    »Tja, vielleicht waren sie nicht davon überzeugt, aber angesichts des fehlenden Testaments weiß ich nicht, was für eine Wahl sie hatten, wenn sie nicht vor Gericht gehen wollten. Ich nehme an, daß nichts geklärt worden war.«
    »Überhaupt nichts. Wenn sie ihre Angelegenheiten geklärt hätten, wäre Guy nach Hause gefahren. Er war hier unglücklich. Das habe ich ihm angesehen.«
    »Tja, das stimmt. Als ich am Montag mit ihm gesprochen habe, hat er zugegeben, daß er getrunken hat.«
    »Oh, vor allem gestern abend. Sie haben mit Cocktails angefangen und zum Abendessen vier oder fünf Flaschen Wein geleert. Danach gab es Portwein und Liköre. Sie waren immer noch dabei, als ich ins Bett ging. Ich habe Enid mit dem Geschirr geholfen, und sie hat gemerkt, wie erschöpft ich war. Wir haben sie alle beide streiten hören.«
    »Bennet und Guy haben gestritten?«
    Sie schüttelte den Kopf und bewegte die Lippen.
    Ich legte mir eine Hand hinters Ohr. »Entschuldigen Sie. Das habe ich nicht gehört.«
    Sie räusperte sich und sprach eine halbe Stufe lauter. »Jack. Guy und Jack haben sich gestritten, bevor Jack in seinen Country Club ging. Ich habe dem Lieutenant davon erzählt, aber jetzt frage ich mich, ob ich nicht lieber den Mund hätte halten sollen.«
    »Wahrheit ist Wahrheit. Wenn Sie das gehört haben, mußten Sie es der Polizei erzählen.«
    »Sie glauben nicht, daß er wütend sein wird?« Ihre Stimme klang ängstlich, und ihre Miene war in ihrer Furchtsamkeit beinahe kindlich.
    Ich vermutete, die gesamte Familie würde Anfälle bekommen, wenn sie davon hörte, doch wir waren alle verpflichtet, die Ermittlungen der Polizei zu unterstützen. »Mag sein, aber darüber dürfen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Guy wurde letzte Nacht ermordet. Es ist nicht Ihre Aufgabe, irgend jemanden zu beschützen.«
    Sie nickte stumm, aber ich sah ihr an, daß sie nicht überzeugt war.
    »Myrna, das ist mein Ernst. Was auch immer geschieht, ich glaube nicht, daß Sie sich dafür verantwortlich fühlen sollten.«
    »Aber ich hätte es nicht von mir aus verraten dürfen. Ich mag Jack. Ich kann nicht glauben, daß er irgend jemandem etwas zuleide tun würde.«
    »Hören Sie, glauben Sie nicht, daß ich in genau die gleiche Lage kommen werde? Die Polizisten werden mich auch befragen. Ich muß morgen früh aufs Revier, und ich werde genau das gleiche tun wie Sie.«
    »Wirklich?«
    »Sicher. Ich habe sie an dem Abend streiten hören, als ich auf einen Drink hierhergekommen bin. Bennet und Donovan haben sich gestritten, daß die Fetzen flogen. Christie hat mir dann erzählt, daß sie ständig übereinander herfallen. Das macht sie zwar nicht zu Mördern, aber es ist nicht an uns, die Fakten zu interpretieren. Sie müssen der Polizei erzählen, was Sie gehört haben. Ich bin sicher, Enid wird Ihre Aussagen bestätigen. Auf dieser Grundlage wird sowieso niemand verhaftet. Schließlich haben Sie ja Jack nicht mit einem blutigen Holzscheit aus Guys Zimmer kommen sehen.«
    »Nein. Natürlich nicht.« Ich sah, wie sich die Anspannung in ihrer Miene teilweise löste. »Ich hoffe, Sie haben recht. Ich meine, mir ist schon klar, was Sie sagen. Wahrheit ist Wahrheit. Das einzige, was ich gehört habe, war ein Streit. Ich habe nicht gehört, daß Jack ihn bedroht hätte.«
    »Genau«, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr. Mittlerweile war es fast sechs Uhr. »Wenn Sie für

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