Goldgrube
heute abend fertig sind, lasse ich Sie jetzt lieber in Ruhe. Ich sollte wohl eigentlich nach Hause gehen, aber zuerst möchte ich mich noch ein bißchen mit Christie unterhalten.«
Angst flackerte in ihren Augen auf. »Sie werden aber unser Gespräch nicht erwähnen?«
»Hören Sie bitte auf, sich Sorgen zu machen. Ich sage kein Wort, und ich möchte auch nicht, daß Sie etwas sagen.«
»Da bin ich Ihnen dankbar. Ich glaube, ich würde mir jetzt gern das Gesicht waschen.«
Ich wartete, bis Myrna aus der Küche verschwunden und zu ihrer Wohnung gegangen war. Mein Tee war unberührt. Ich leerte die Tasse aus und ließ sie in der Spüle stehen. Ich habe nie eine Spülmaschine besessen und wußte trotz Enids gutem Beispiel nicht, wie man sie einräumte. Ich stellte mir vor, daß bei einer einzigen falschen Bewegung sämtliche Teller herausfliegen und in einem Scherbenhaufen enden würden. Ich ging wieder in die Bibliothek. Christie und Tasha hatten den Fernseher angestellt. Christie hielt die Fernbedienung in der Hand und wechselte von einem Kanal zum nächsten, um irgendwo Nachrichten zu erwischen. Sie schaltete den Ton ab, als ich hereinkam, und drehte sich zu mir um. »Ach, da sind Sie ja. Kommen Sie herein und setzen Sie sich zu uns. Tasha hat schon gedacht, Sie seien gegangen.«
»Ich bin gerade dabei«, sagte ich. »Ich war noch in der Küche, um nachzusehen, ob ich dort helfen kann. Kann ich Sie noch etwas fragen, bevor ich gehe? Ich habe gehört, wie Sie im Gespräch mit Lieutenant Robb eine Postsendung erwähnt haben. Darf ich fragen, was das war?«
»Sicher. Ähm, lassen Sie mich überlegen. Ich glaube, am späten Montag nachmittag hat jemand einen anonymen Brief in den Briefkasten geworfen. Auf dem Umschlag stand Guys Name, aber kein Absender. Er ließ den Brief auf dem Tisch in der Halle liegen, als er gestern abend ins Bett ging. Ich dachte, die Polizei wollte vielleicht einen Blick darauf werfen.«
»War er getippt oder von Hand geschrieben?«
»Der Umschlag war getippt.«
»Haben Sie den Brief gelesen?«
»Natürlich nicht, aber ich weiß, daß er Guy Kopfzerbrechen bereitet hat. Er hat zwar nicht gesagt, worum es ging, aber ich nehme an, es war etwas Unangenehmes.«
»Hat er je einen Max Outhwaite erwähnt? Sagt Ihnen dieser Name irgend etwas?«
»Nicht daß ich wüßte.« Sie wandte sich an Tasha. »Klingelt da bei dir was?«
Tasha schüttelte den Kopf. »In welchem Zusammenhang?«
»Dadurch hat der Reporter überhaupt erst erfahren, daß Guy wieder da war. Jemand namens Max Outhwaite hat beim Dispatch einen Brief abgegeben, aber als Katzenbach der Sache nachging, stellte sich heraus, daß es weder jemanden gibt, der so heißt, noch die angegebene Adresse existiert. Ich habe es selbst noch einmal überprüft und ebenfalls nichts gefunden.«
»Nie von ihm gehört«, sagte Christie. »Wäre es möglich, daß er irgendwie mit Guys früheren Machenschaften zu tun hat? Vielleicht ist dieser Outhwaite jemand, dem Guy damals übel mitgespielt hat.«
»Möglich«, sagte ich. »Haben Sie was dagegen, wenn ich mal in Baders Akte oben nachsehe?«
»Was für eine Akte?« wollte Tasha wissen.
Christie antwortete noch vor mir. »Bader hat eine Mappe mit Zeitungsausschnitten über Guys diverse Festnahmen und Gesetzesverstöße angelegt. Sie reichen ziemlich weit zurück.«
»Wissen Sie, mir ist noch etwas anderes durch den Kopf gegangen«, sagte ich. »Dieser Outhwaite, wer immer er auch ist, hat auf jeden Fall Jeff Katzenbach auf die Spur von Guys Vorstrafenregister gebracht. Ich weiß nicht, ob Jeff andernfalls davon gewußt hätte. Sowie ich den Brief gesehen habe, habe ich mich gefragt, ob es in Wirklichkeit vielleicht Jack oder Bennet war, der ihm den Tip gegeben hat.«
»Unter Outhwaites Namen?«
»Möglich wäre es«, sagte ich.
»Aber warum sollte einer von ihnen das tun? Was soll das?«
»Das ist ja das Problem. Ich weiß es nicht. In diesem Punkt könnte ich mich auch irren«, sagte ich. »Die Überlegung, daß Outhwaite jemand ist, dem Guy früher einmal unrecht getan hat, gefällt mir.«
»Nehmen Sie die Mappe mit, wenn Sie wollen. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, lag sie immer noch auf Baders Schreibtisch.«
»Ich gehe schnell hinauf und hole sie. Bin gleich wieder da.«
Ich verließ die Bibliothek und durchquerte die Halle. Wenn ich mit Jonah sprach, würde er mir vielleicht über den Brief Auskunft geben. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und vermied es angestrengt, den
Weitere Kostenlose Bücher